Club Transmediale 08

Posted: February 9th, 2008 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , , , , , , , | No Comments »

Da muss schon etwas Gewichtigeres in die Speichen geworfen werden als die Bestreikung fast aller öffentlichen Verkehrsmittel, um die goldene Nacht der diesjährigen Transmediale ins Wanken zu bringen. Das Aufgebot war einfach zu opulent. Dementsprechend füllten sich die grieseligen Hallen der Maria sehr zusehends und früh schon kam Bewegung auf. Thematisch war die Nacht in zwei Teile gefaltet. Hüben Techno in Dub, drüben House. Für Ersteres zeichnete die Modern Love-Posse verantwortlich, die in voller Mannschaftsstärke erschienen war. Angefangen mit einem schönen Set vom wie immer fulminanten DJ Miles, später Pendle Coven, Andy Stott und Claro Intelecto an den Laptops. Es ist auffällig, dass sich alle Beteiligten so unisono in diesen raureifigen, aufgeräumten Labelsound einfügen. Das wird wirklich konsequent durchgezogen und mittlerweile auch deutlich ansteckender dargeboten als beim letzten Berliner Gastspiel in der Panoramabar. Der rechtmäßige Star auf diesem Floor war aber natürlich Moritz von Oswald, der, in Begleitung von Max Loderbauer an einem wunderschönen Modularungetüm und Vladislav Delay an sämtlicher Perkussion, wieder einmal vorführte, wie man diesen Sound wirklich intensiv macht. Es war beeindruckend, und eher im Stil seiner aktuelleren Remixe und Produktionen als an Basic Channel-Traditionsverwaltung. Da kommt hoffentlich noch mehr. Auf dem anderen Floor brachte Kalabrese mit seinem mitunter wirklich etwas rumpeligen Orchester das Unternehmen in Gang. Nicht so bewegend wie auf Tonträger aber mit reichlich Charme ausgeführt, und als der Grime-Look der Sängerin dann auch unverhofft auf Grime-Bass traf, gab es kein Halten mehr. Leider wurde der Zug mit einer nervtötend langen Umbauphase aufs Spiel angehalten, doch dann kam Larry Heard. Und man merkt, dass er sich jetzt auch immer mehr als DJ wohl fühlt. Anfangs noch sichtlich nervös begann er wie eine etwas wackelige Ausgabe einer guten Inner City-Nacht und wurde dann immer doller. Clivillés & Cole, der Percolator, sogar Plastic Dreams. Herrlich. Zum Abschluss dann „Can You Feel It“, mit einer improvisierten, wundervollen Darbietung des Gesangsparts von Robert Owens. Alle sind zu Tränen gerührt, Heard eingeschlossen. In diese Stimmung passen anschließend Prosumer, Murat Tepeli und Elif Bicer perfekt, da wird fürwahr ein Kreis geschlossen. Das kann alles immer noch sehr viel Spaß machen.

De:Bug Online 02/08


Prosumer & Murat Tepeli – Serenity (Ostgut Ton)

Posted: January 5th, 2008 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Mit ihrem ersten Artist-Album macht das Label zur Clubinstitution zum Zeitpunkt einer Wiederkehr der Grundfesten der House Music ein folgerichtiges Statement. Natürlich sind die Klänge hier an den Erfahrungswerten der langen Wochenenden am Wriezener Bahnhof geschult, aber eben auch an den trendresistenten Klassikern zwischen Endachtziger-Ausgangsmaterial aus Chicago und New York und deren Deep House-Fortführung wenige Jahre später, mit denen Prosumer seine Sets aus Prinzip spickt. Der Kitt ist hier aber nicht nur eine Unverfälschtheit und Direktheit im Grundgefühl des Sounds, sondern eben auch in der emotionalen Aussage. Es geht beiden offensichtlich nicht nur um eine detailsichere musikalische Umsetzung ihrer Überzeugungen in der Produktion an sich, sie setzen auch noch die passenden Songstrukturen obendrauf. Prosumer selbst und Elif Biçer sind eben auch die dafür notwendigen Interpreten, die sich adäquat zurückgenommen und durchgehend wunderschön mit den Wirrnissen der Nacht auseinandersetzen, womit sich dieses Album entsprechend zu einem konsequenten Gesamteindruck bündelt, der so manchem noch aktiven Protagonisten der Ursprungsgeneration dieser Musik schwer zu denken geben sollte. Serenity indeed.

De:Bug 01/08