In discussion with Traxx on “H.S.T.A.” by Das Ding (2009).
How did you discover Das Ding? Were you aware of Danny Bosten’s productions before the reissue on Minimal Wave?
Tadd Mullinix (JTC) posted a video from Youtube of this group, that I thought I heard of before, but really couldn’t put my finger on.
I wasn’t aware of Danny Bostens’ productions until they came out on Minimal Wave. He released all his stuff on Tape-Cassette, and I’ve always been a vinyl head, so it must have slipped through.
What made you decide for this album? What makes it so important for you?
The music is just plain sick! And I really like the overall concept that doesn’t get stale. There is a poem on the back of the cover:
“The reassurance ritual has us actors in its play
a million times we repeated the words that we will say
and if its not tomorrow then it will be today
that words this way spoken will lead another way”
This pretty much covers everything that I like about this album. In our society things have a habit to repeat themselves over and over again. Be it fashion, art or music. Danny Bosten tried to break the borders of the genre that he was classified in back in that time. This is something that I can relate to, too.
Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie Du auf Pink Floyd gestoßen bist? War das noch in Deiner Jugend?
Ich war gerade mal 11 Jahre alt als mein Bruder, der damals für Bang & Olufsen im Service gearbeitet hat, mit einer neu erstandenen B&O-Anlage nach Hause kam. Als das Ding aufgebaut war, zog er eine in schwarzes Plastik gehüllte Platte aus einer Einkaufstüte, schlitzte vorsichtig die Plastikhülle auf und legte die Platte auf den Teller. Die B&O-Anlagen damals hatten keine ordinären Drehregler, sondern in Glas gefasste elegante Schieberegler, und den Volumenregler auf ein angemessenes Level geschoben schwebte mir dieser G-Moll-Akkord aus den Boxen entgegen und ich war von der ersten Sekunde an auf einen anderen Planeten transportiert.
Die blubbernden Synths im Hintergrund und die zarte Moog-Melodie, die nichts sagt außer dass sie einen noch mehr hineinzieht, waren mir damals total unerklärlich und ich war gefangen vor Aufregung über was auch immer als Nächstes kommen würde. Das Vier-Noten-Motiv der Gitarre war für mich dann der endgültige Beweis, dass ich mich in einem neuen Stadium meiner persönlichen Entwicklung befand und von da an gab es nur mehr Pre-Floyd und Post-Floyd in meinem musikalischen Universum.
Pink Floyd hatten einige wegweisende Alben vorzuweisen. Warum hast Du Dir “Wish You Were Here” ausgesucht? Was macht das Album so wichtig für dich?
Ich war natürlich total angefixt von dem Floyd-Sound, sodass ich mich dann sofort auf die Suche nach mehr begab. Das Taschengeld damals reichte nicht für mehr als ein Album alle vier Monate und wurde mehr in Singles investiert, meine Schulfreunde damals waren mehr bei Abba als bei Floyd. Ich hatte in meiner Schule zwei ausgezeichnete Professorinnen im Englischunterricht, beide aktive 68erinnen, die eine Unterrichtsstunde nutzten, um uns Pink Floyds „The Wall“ vorzuspielen. Da war er wieder, dieser Sound, diesmal mit mehr Text, und ich lief nach dem Unterricht nach Hause, köpfte das Sparschwein und ab in den Plattenladen. The Wall verließ die nächsten fünf Monate nicht mehr den Plattenteller und wöchentlich wurde eine andere Seite favorisiert. Ich war damals unsäglich schlecht in Englisch und verstand kein Wort, was mich nach einiger Zeit zum Wörterbuch greifen ließ um mir die auf den Hüllen gedruckten Lyrics Wort für Wort zu übersetzen. Am Ende des Jahres hatte ich eine Zwei in Englisch und wurde speziell für meinen drastischen Fortschritt im Unterricht gelobt. Von daher gesehen ist „The Wall“ für mich auch eine wichtige Floyd-Platte. Dass die Lyrics eigentlich schrecklich sind und als öffentlichen Therapiecouchplatz von Roger Waters missbraucht wurden, kam mir erst viele Jahre später und deswegen ist „Wish You Were Here“ auch meine bevorzugte Platte im Floyd-Schaffen.
Das Album ist ja schon mit seinem sehr durchdachten Fluss darauf angelegt, dass man es als Ganzes hören sollte. Ist das die beste Art das Album zu hören, oder gibt es persönliche Highlights oder auch Aussetzer? Überstrahlt “Shine On You Crazy Diamond” die anderen Songs?
Diese Platte prägte für mich das Verständnis, dass ein Album durchgehend gehört werden sollte, oder vielmehr dass ein Album so gut sein muss, dass man es von Anfang bis zum Ende hören will. Der Fluss, der durch das Weglassen der üblichen Pausen zwischen den Songs entsteht, will gut überlegt sein und wie in diesem Falle mit genauester Präzision ausgeführt werden. Ganz im Gegensatz zu Jimi Hendrix, der das auch machte, aber die pausenlose Aneinanderreihung mit acidgetränkten Akzenten durchführte, wobei das genau so beeindruckend ist. “Shine On You Crazy Diamond”ist natürlich die Perle des Albums und ich finde es auch entgegen gesetzter Meinungen gut, dass es auf die beiden Seiten der Platte verteilt ist. Es gibt der Platte Bookends, wie man es im Englischen nennt, und das fordert das Wollen nach mehrmaligem Hören.
Wie würdest Du die Musik von Pink Floyd auf “Wish You Were Here” beschreiben? Ist etwa die Band hier noch in den psychedelischen Anfangstagen verwurzelt, oder ist das schon eine ganz neue stilistische Ebene? Welche maßgeblichen Elemente machen das Album aus?
Für mich liegt die Größe der Platte in dem, dass keine Note zu viel ist und jeder auch noch so kleine Sound an seinem exakt richtigen Platz sitzt. Die musikalische Darbietung ist in diesem Sinne ohne jegliches Fett und zeigt, dass sie hier die Meister ihres eigenen Genres wurden. Wo „Dark Side Of The Moon“ noch überladen ist mit Showoff-Effekten, ist hier nur mehr Dienliches am Start. Es ist auch die Balance zwischen den trippigen Undergroundsounds der Anfangstage und breiten Melodien so geschickt getroffen, dass es allgemein verständlich ist, ohne sich dem Kommerz hinzugeben. Ein interessanter Aspekt ist für mich auch, dass die Brüche in der Gestaltung nicht als aufzeigende Maßnahmen gesetzt wurden, sondern mehr um den Fluss zu beschleunigen oder zu entschleunigen. Aber ich fand es immer schon eleganter, den Hörer durch sublime aber zwingende Elemente in deine Ecke zu ziehen, als sie mit dem Prügel über den Kopf dahin zu zwingen.
Wie verhält sich “Wish You Were Here” zu “Dark Side Of The Moon”, dem ungleich erfolgreicheren Vorgängeralbum? Ist es eine logische Fortführung? Ist es eine Emanzipation, bzw. ein Fortschritt?
Ich sehe es als absoluten Fortschritt, mit einer zurückgenommen Effektivität letztendlich noch mehr zu erzielen. Nicht das „Dark Side Of The Moon“ eine schlechte Platte wäre, aber im Gesamten ist sie bei weitem nicht so in sich stimmig wie „Wish You Were Here“. Bei „Dark Side Of The Moon“ haben sie die Grenzen des Machbaren mehr als die der eigenen Entwicklungsfähigkeit gesucht, waren aber mit dem Glück beseelt, dass das genau zu der Zeit gefragt war.
Gemeinhin wird die Geschichte von Pink Floyd in mehrere Phasen eingeteilt, und “Wish You Were Here” markiert die Phase, in der sie ihren Status als eine der größten Rockbands konsolidieren konnten. Magst Du auch die früheren und späteren Arbeiten der Band? Es gibt ja beispielsweise nicht wenige Anhänger, die alles nach Syd Barrett weniger schätzen, und umgekehrt.
Arnold Layne und diese Art des Musikmachens hat eine zeitbezogene Wichtigkeit. Bei mir verhält es sich da wie mit dem frühen Bob Dylan-Katalog. Ich verstehe und respektiere die immense Wichtigkeit, zu einem Zeitpunkt genau das laut auszusprechen was sich eigentlich alle denken, aber es verliert für mich durch die Akzeptanz der Veränderungen im Nachhinein die Aussagekraft. Im Frühwerk mit Syd Barrett ging es darum avantgardistische Musikformen mit Rock zu verbinden. Es lag damals in der Luft und die Floyd-Urbesetzung hat das auf den Punkt gebracht, nicht zu vergessen ist der visuelle Aspekt ihrer damaligen Liveshow.
Wie und wann bist Du zum ersten Mal Slayer begegnet?
„Reign In Blood“ ist Ende 1986 erschienen. Damals war ich 14 Jahre alt. Meine musikalische Sozialisation hatte bis dahin sich irgendwo zwischen „Formel Eins“ und der „Hitparade International“ auf HR3 abgespielt, und wenn ich mal ganz hart drauf war, hörte ich Queen, Gary Moore oder die Scorpions. Mit Beginn des neuen Schuljahres war ich jedoch in einen exklusiven Hometaping-Zirkel aufgenommen worden, dessen Hauptumschlagsplätze der Schulhof meines Gymnasiums und der Mannschaftsbus meines Fußballvereins waren. In diesem Tauschring wurde abgestimmt, wer welche Platten kauft und wem überspielt, sodass man am Ende des Monats alle relevante Neuerscheinungen auf Kassette hatte. Je extremer, desto besser. So lernte ich Metallica, Kreator und Anthrax kennen, aber auch klassische Metalbands wie Iron Maiden und Judas Priest. Ja, und dann kamen Slayer mit der angeblich härtesten Platte aller Zeiten: „Reign In Blood“, Album des Monats im Metal Hammer, und wegen des Mengele-Songs „Angel of Death“ von Anfang an heftig umstritten. Da die Scheibe keine halbe Stunde dauerte, ließ ich sie mir auf die A-Seite einer C60-Kassette überspielen (auf der B-Seite war „Another Wasted Night“ von Gang Green, aber das ist eine andere Geschichte). Ich kann mich noch erinnern, wie sich meine Mutter darüber wunderte, dass ich mein Zimmer verdunkelte, um „Reign In Blood“ über Kopfhörer zu hören. Welche Macht Slayer auch über andere hatten, erfuhr ich dann bei meinem ersten Metal-Konzert im Februar 1987. Helloween und Overkill spielten in Mainz, um zum Aufwärmen kam „Reign In Blood“ aus den Boxen. Bei „Criminally Insane“ hat die ganze Halle mitgesungen.
Warum hast Du Dich für “Reign In Blood” entschieden? Was macht das Album so wichtig für Dich?
Wenn man mich damals nach meiner Lieblingsband gefragt hätte, hätte ich vermutlich Anthrax genannt. Das New Yorker Quintett wirkte auf Fotos und in Interviews zugänglicher und sympathischer als die aggressiven Finsterlinge aus Kalifornien, und in ihren Texten beschäftigte sich die lustige Truppe um Scott Ian mit Situationen, die ich aus dem eigenen Alltag kannte. Die Typen von Slayer haben dagegen Angst eingejagt, die sahen richtig gefährlich aus. Kerry King trug ja damals immer dieses selbst gemachte Armband, das mit 250 fingerlangen Nägeln gespickt war. Rückblickend haben Slayer jedoch klar die Nase vorn. „Reign In Blood“ hat sich bei mir tiefer eingegraben als jedes andere Metal-Album; über die Jahre hat es nichts von seiner Urgewalt verloren. Die Begegnung mit Slayer war für mich eine einschneidende Erfahrung. In diesen knapp 29 Minuten steckte so ziemlich alles drin, was ein Teenager, der das Leben bis dahin hauptsächlich aus dem Fernsehen kannte, bei der Herausbildung seiner Subjektivität brauchte: Massenmord, Religionskritik, Psychokiller – und Blut, das vom Himmel regnet. Mit einer überwältigenden Dichte und Intensität beschwört „Reign In Blood“ eine Welt herauf, die von Tod, Gewalt und Zerstörung bestimmt wird: die Hölle auf Erden. Gerade weil ich nur Fetzen von dem verstand, was da genau gesungen wurden, evozierten diese Songs einen gewaltigen, vulkanischen Bildereigen im Breitwandformat. In der Schule wurde einem ja damals noch ernsthaft vermittelt, dass Heavy Metal eine Gefahr für Seelenheil darstellt. Unser Religionslehrer warnte uns vor unterschwelligen Botschaften und berief sich dabei auf ein Pamphlet namens „Sie wollen nur deine Seele“, in dem Texte von Led Zeppelin und AC/DC analysiert wurden. Von daher war es stets auch mit einem wohligen Gruseln verbunden, sich auf ein so fragwürdiges Terrain zu begeben und Slayer zu hören.
Im Gespräch mit Tobias Rapp über “Andromeda Heights” von Prefab Sprout (1997).
Wie und wann war Deine erste Begegnung mit Prefab Sprout?
Erstaunlich spät. Tatsächlich war “Andromeda Heights” die Platte, mit der ich Prefab Sprout entdeckt habe. Im Grunde fiel sie mir aus dem Himmel, in dem sie spielt, vor die Füße. Ich hatte ganz viel verschiedene Musik in den Neunzigern gehört: Techno, Hiphop, Jazz, Sixties-Pop, alles mögliche, aber nur sehr selten Musik, die von einem so emphatischen Popbegriff lebt, wie Prefab Sprout das tun. Die wollen ja beides: Pop als Zeichensystem benutzen, also in so einem Pop-Referenz-Universum leben, und selbst Pop sein, also mit der großen Geste spielen, “we were quoted out of context, it was great”, wie es in “Electric Guitars“ so schön heißt.
Meine damalige Freundin hat mich auf Prefab Sprout gebracht – und Thomas Groß, der damals Popredakteur der taz war und über die Platte geschrieben hat. Einen schönen Text, in dem er die Platte als große Geste der Modernisierungsverweigerung beschreibt. Das mag sich damals so angehört haben, neben Drum’n’Bass und Tricky. Von heute aus ist die Platte ja ganz eigenartig zeitlos, finde ich.
Von “Andromeda Heights” aus habe ich mir dann die anderen Dinge nach und nach auch angehört. Natürlich ist mir in den Achtzigern “Cars and Girls” auch schon mal untergekommen, wobei mir damals natürlich entging, dass es ein Answer-Song auf auf “Down By The River” von Bruce Springsteen ist. Ich dachte, irgendwie sei das ein Stück über Autos und Mädchen. Ein super Missverständnis und ganz im Sinne von Prefab Sprout, würde ich vermuten, weil ich das einfach als Popsong gehört habe, er also auch ohne den Meta-Pop-AnteiI funktioniert hat. Doch richtig tiefen Eindruck hat er nicht hinterlassen. Das fing erst mit “Andromeda Heights” an.
Warum hast Du Dir “Andromeda Heights” ausgesucht?
Weil es meine Lieblingsplatte ist. Im Sinne von: eine der ganz wenigen Platten, die ich immer wieder hören kann.
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