V.A. – Space Oddities 2 (Permanent Vacation)

Posted: July 3rd, 2009 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , | No Comments »

Ich kann mir nicht helfen, bei Library Music stelle ich mir immer biedere Studiomusiker vor, die stündlich einen artfremden Gemütszustand abrufen müssen und dabei ungehalten vom Mann am Mischpult zurechtgewiesen werden. „Hallo? Die Vorgabe war Love-in in Monterey und nicht Stadtfest in Kitzbühel! Das geht doch wohl schon noch ein bisschen freakiger, die Herren? Also noch mal von vorn, und gerne ein bisschen mehr Tempo, wir essen zeitig“. So in etwa. Bei dem Personal dieser Aufnahmen bin ich mir aber nicht so sicher. Es könnte sich auch um verhinderte Gegenkulturaspiranten handeln, die mit Muckerjobs die Kasse aufbessern, bis sie endlich gen Westen ziehen und ihr Konzeptalbum verwirklichen können. Vielleicht hat man sich vor dem Aufnahmetermin aber auch einfach nur sehr gründlich mit Stimulanzien in Stimmung gebracht, so wie es hartnäckig von den Zeichnern der klassischen Disney-Filme kolportiert wird, um deren ausgehakte Fantasiewelten wenigstens ansatzweise erklären zu können. So oder so, auch der zweite Teil von „Space Oddities“ ist wunderbar kuratiert, diesmal deutlich psychedelischer, und voller erstaunlicher Kleinode, die vollkommen gerechtfertigt vor dem Schicksal bewahrt gehören, irgendwo zwischen Kaminklassik, Südseegezupfe, Lagerfeuerromantikgeschmuse und sonstigen Fetenhits in einer Curver-Box unter dem Flohmarktisch ihre letzten Tage verbringen müssen.

07/09


Interview: Permanent Vacation

Posted: May 9th, 2009 | Author: | Filed under: Interviews Deutsch | Tags: , , , , , , , , , | No Comments »

Ihr habt ja schon einiges erreicht, obwohl das Label noch gar nicht so lange existiert. Was euch damals dazu gebracht Permanent Vacation zu gründen?

: Im Juni 2006 kam die erste Compilation raus, also fast drei Jahre her. Wir haben uns damals bei Benji im Plattenladen kennen gelernt. Dann haben wir festgestellt, dass wir beide die gleiche Musik super finden und das, was wir machen wollten, gab es nicht so richtig.

Benjamin Fröhlich: Vor allen Dingen in Deutschland gab es das nicht.

TB: Ich habe damals bei Compost gearbeitet und wusste wie man das macht, ein Label zu gründen und was dazugehört. Und dann hatten wir beide die Idee, das mal auszuprobieren.

BF: Eigentlich hatten wir beide unabhängig voneinander vorher schon so eine Idee, und dann war es die logische Konsequenz es zusammen zu machen.

Sehr Old School, zwei Gleichgesinnte treffen sich im Plattenladen.

TB: Stimmt (lacht). Wir beide kannten ja viele Leute, die in dem Bereich unterwegs sind, DJ-Freunde oder über Compost, aber es ist dann schon etwas Besonderes jemanden zu treffen, mit dem man bei Musik geschmacklich zu 99% auf einer Linie liegt. Das ist meistens nicht der Fall.

BF: Aber es ist auch schwierig so was zu machen, wenn man darüber streiten müsste was man macht.

TB: Was wir machen ist ja auch ein bisschen spezieller, nicht so der Konsens-Sound, oder der TechHouse-Bereich, wo man sich vielleicht besser einigen kann. Read the rest of this entry »


V.A. – Space Oddities (Permanent Vacation)

Posted: June 5th, 2008 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , | No Comments »

Die tanzbare Seite von Library Music wurde ja schon mal ab den mittleren 90ern im Zuge des damaligen Easy Listening-Hypes aufgedeckt, etwa von dem KPM-Sampler auf Strut und diversen halbseidenen Compilations aus Italien. Jetzt hat die anhaltende Begeisterung für das Kosmische wieder die Tore geöffnet, Raymond Scott ist wieder wer, und in den Archiven der Fließband-Studiotüftler der 60er bis 80er sollte auch noch zur Genüge Material abzugreifen sein, um bis zur nächsten Obskuritäten-Baisse Spezialwissen zu streuen. Nur machen den Job hier jetzt nicht mehr etwa The Karminsky Experience oder andere Zeitgenossen, sondern die Franzosen Alexis Le-Tan und Jess aus dem Tigersushi-Umfeld. Was sie zusammengetragen haben, klingt ähnlich wie zur ersten Renaissance: die funky Seite von Muzak, Auftragsdisco, sowohl einsetzbar um deine eingeweihten Freunde mit dem nächsten Checker- zu überrumpeln, als auch als Hintergrundmusik für retro-futuristische Designideen. Das Genre bringt eine gewisse Formatfreude und Homogenität schon mit sich, aber diese Zusammenstellung ist trotzdem durchgehend treffsicher ausgeführt. Erfreulicherweise gibt es auch ein paar ziemlich gestörte Moog-Experimente, Flash Rock-Versuche und auch ein paar echte verhinderte Floorfiller zu hören. Vermutlich rutschen deren Komponisten schon bald wieder in den Schatten zurück, da heißt es zugreifen.

06/08