Another prevalent argument has more to do with artistic merit. When Tom Moulton and his peers made the first edits on reel-to-reel tape, they were, intentionally or not, designing a musical experience that had never existed before. The same could hardly be said for many of today’s edits. “You have this glut of edits which are no longer interested in diving deeper and deeper,” says Finn Johannsen, the DJ, music critic and Hard Wax employee. “Back then, there were no computers, so beatmatching and the convenience aspect was not the point of it. Today, there are a lot of edits floating around where the only purpose is to make DJing easier.” He finds many of the arguments in favor of edits “valid but lazy. You can always say ‘It’s always been this way,’ and of course it was, but to make that your main mission… it’s just a question of what you’re aiming for as an artist.”
Im Gespräch mit Klaus Stockhausen über “Party Boys” von Foxy (1980).
Wie bist Du auf „Party Boys“ gekommen? Beim Plattenkaufen für DJ-Gigs? Du hattest ja 1980 schon mit Auflegen angefangen, als die Platte rauskam.
Die Platte ist, denke ich, von 1979, aber es war wohl 1980. Angefangen habe ich drei Jahre vorher. Ehrlich gesagt war ich in Amsterdam in einem Plattenladen, Rhythm Import, und es war der Nachfolger von „Get Off“, und „Get Off“ ging relativ gut ab. Ich habe in drei Clubs gearbeitet zu dieser Zeit. Donnerstags/Freitags in Frankfurt in so einem Armee-Schwuchtelladen, der hieß No Name. Da waren nur stationierte Soldaten, sehr amerikanisch. Samstag/Sonntag Coconut in Köln, und Montag in Amsterdam im Flora Palace, was hundert Jahre später zum It-Club wurde. Und du hattest drei verschiedene Musikrichtungen. In Köln war es diese Hi-NRG-Nummer mit sonntags Schwuchtel-Tea-Dance, Poppers etc., bei den Amis hattest du funky to Disco, und Amsterdam war britisch angehaucht. Diese Fusion war ganz gut.
Wie hat sich denn das Britische in der Musik in Amsterdam manifestiert?
Es war soulig, Hi-NRG, aber später auch so etwas wie Loose Ends. Es waren Elemente von Rare Groove drin. Und bei „Party Boys“ fand ich einfach diesen Hook so toll, der eben wesentlich eleganter war als zum Beispiel „Cruisin’ The Streets“ von der Boystown Gang. Eigentlich könnte man diese beiden Platten übereinander legen, es funktioniert perfekt. Und diese schrägen Stimmen. Ich mag Stimmen gerne, und wenn sie slightly off sind, mag ich sie noch viel viel lieber. Read the rest of this entry »
Es gibt sicherlich etliche Wege um auf die Musik von Soft Cell zu stoßen. Wie war es bei Dir?
“Tainted Love” kam ja im Sommer 1981 raus und hat mich, als ich es im Radio gehört habe, sofort fasziniert. Das stach irgendwie heraus. Ähnlich wie früher “I Feel Love” oder Kraftwerk. Das machte im Hit-Radio plötzlich eine ganz neue Welt auf. Zwar gab es schon Bands, die ähnlich agierten und klangen, aber die waren zumindest in Österreich nur in Spezialsendungen wie “Musicbox” zu hören. Aber Soft Cell konnte ich sogar vor dem Weg in die Schule beim Frühstück aus dem Radio hören. Das ist ja auch etwas anderes, als wenn du dir selber Musik auflegst. Solche Pop-Momente kannst du nicht selber initiieren. “Tainted Love” war dann auch die erste Single, die ich mir wirklich mit so einem nicht mehr ganz so schwammigen Pop-Bewusstsein gekauft habe. Das war ein regelrechter Akt. Sonst hab ich entweder auf die LPs gewartet oder mir die Sachen einfach vom Radio aufgenommen. Dann kam “Non-Stop Erotic Cabaret”. Allein der Titel zog mich an. Der hatte so was Verruchtes, aber auch so einen Gossenglamour, der gut zu meinen sonstigen Vorlieben (Throbbing Gristle, D.A.F., Velvet Underground, Prince, Suicide, The Stooges) passte. Ausschlaggebend war dann die “Sounds”-Kritik von Kid P., wo über “Vaudeville-Tingel-Tangel”, “grelle Schminke und grosse Gefühle”, “kleine Hollywood-Dramen”, “keine saubere Teeny-Fun-Musik” geschrieben wurde. Interessanterweise gab es die LP dann in dem einzigen Laden in Salzburg, der eine kleine Abteilung mit “Punk”/”New Wave” hatte, nicht. Also ging ich in ein klassisches Plattengeschäft, wo ich die LP dann auch gleich fand. Was ja auch toll war. Komische Platten in komischen Läden kaufen ist das eine, komische Platten in sozusagen “normalen” Läden kaufen ist schon was anderes. Das hat durchaus was leicht Subversives. Gerade weil es um eine dezidierte Pop-Platte ging, die ich nun quasi heimlich in einem anderen Laden kaufte. Etwa so wie wenn das Päckchen, das auf dem Cover Marc Almond aus seiner Lederjacke zieht, abgeholt werden würde.
Warum hast Du Dir “Non-Stop Erotic Cabaret” ausgesucht? Was macht das Album für Dich so besonders?
So pathetisch das jetzt auch klingen mag: Ich habe damit endgültig das Land Pop betreten. Und zwar im Hier und Jetzt. Die Wege dorthin waren schon angelegt worden, aber so aktuell Girl-Groups, Phil Spector, Glam, die Walker Brothers, Frank Sinatra und Dean Martin für mich damals auch waren, so sehr tönten sie dennoch aus einer Pop-Vergangenheit. Und bei Soft Cell kam einfach ganz viel zusammen. Vieles, was noch in einer Art wabbrigem Vorbewussten schlummerte, wurde nun klarer und konnte auch benannt werden. Aber es gab auch viel Neues zu entdecken. Sachen, die erst später wichtiger wurden wie Almonds Queerness oder die Connections zur Industrial-Szene. Auch wenn das 1981/82 nicht wirklich im Focus meiner Begeisterung war. Da war es das Opulente plus dem Elektronischen, die durchgängige Tanzbarkeit (die ich nicht erwartet hatte) und dieses Geheimnisvolle. Popmusik mit einer gewissen sublimen Gefährlichkeit. Eher Shangri-Las plus Velvet Underground. Die Platte hat sich durch Jahre hindurch immer wieder fast von selber retroaktiviert und wuchert immer noch über sich selbst hinaus. Auch wenn ich mal länger Abstinenz gehalten habe, hat sich dennoch was getan. Mit Soft Cell hab ich mich dann auch endgütig den großen Pop-Dramen und den in Musik gegossenen Tragödien hingegeben. Was nicht immer auf Verständnis stoß. Aber war mir auch immer Roy Orbison lieber als Nick Cave. Ich hatte durch und mit Soft Cell einen Schatz gefunden, eine Art Geheimnis entdeckt. Die Beschäftigung mit Pop nahm ernsthaftere Züge an. Zudem wollte ich ja auch irgendwie kapieren von was Leute wie Diederichsen bei “Sounds” schrieben, wenn es um so was wunderbar Faszinierendes wie auch hin und wieder Einschüchterndes wie “Pop-Diskurs” ging. Gerade weil Soft Cell überall in den Hitparaden waren und aus fast jedem Radio tönten, also auch vom Mainstream gehört wurden, empfand ich mein clandestines Popgeheimwissen in Sachen Soft Cell schon als Hipness. Weniger im Sinne einer elitären Haltung – ich freute mich ja mit anderen, und dachte auch, jetzt wird es was in Sachen Pop und Revolution, wenn auch nur musikalisch – als eines elitären Wissens. Vielleicht ist das ja auch das immer noch Wichtige an “Non-Stop Erotic Cabaret”: Eine Platte die genau zwischen Teenage und Adoleszenz, zwischen einfach als Fan reinfallen und beginnendem reflexiven Popdenken auf einen zugekommen ist. Mit der es aber auch nie ein Erwachsenwerden geben wird. Wo das Aufgekratzte, nach dem Uplifting, nach der Party zwar reduziert, aber nie ad acta gelegt wird. Zudem waren Soft Cell die einzigen, die das ABBA-T-Shirt von Throbbing Gristles Chris Carter ernstgenommen haben.
Dass ich eigene Lost Weekend-Erfahrungen in “Clubland” in Songs wie “Bedsitter” wieder fand, war aber auch super.
Tom Moulton ist für Disco ein Primus inter pares der legendären Typen. Er hat den Remix auf den Weg gebracht, die 12“, die Mix-Compilation und die Kolumne zur Musik der Party. Dabei sah er einst und vermutlich einige Zeit danach wie ein Halbgott aus und über seine Person gibt es selbst im Egokrieg Musikbusiness keine nennenswerten bösen Worte. Er hat mittelmäßige in großartige und ohnehin großartige in noch großartigere Musik verwandelt. Wenn man das Original und seine Bearbeitung vergleicht, wird er gewinnen und wenn Stücke auf einem Fund merkwürdig umwerfender klingen als der Rest, werden sie von ihm geadelt sein. „A Tom Moulton Mix“ prangt Vertrauen und Respekt einfordernd auf mehr Veröffentlichungen als man verarbeiten kann. Dem Mann kann man gar nicht gerecht werden indem man seine größten Klassiker einfach aneinanderreiht. Man muss chronologisch vorgehen, erschütternd gute Raritäten ausgraben und den Großteil bereits besungener Großtaten in raren und unveröffentlichten Versionen ausstellen. Das macht Moultons Status und Klasse noch umso deutlicher. Die guten Menschen von Soul Jazz wissen, dass man das so machen muss. Ich bin jetzt schon für eine Fortsetzung.
Recent Comments