Anthems: Ultraschall, München (1993-2003)

Posted: June 16th, 2017 | Author: | Filed under: Interviews Deutsch | Tags: , , , , , , , , , , | 1 Comment »

Air Liquide – Liquid Air (Blue, 1992)

„Liquid Air“ erschien 1992, also zwei Jahre vor Eröffnung des Ultraschalls. War der Track wichtig bei den vorhergehenden Underworld-Parties, und dann auch noch im Ultraschall?

Monika Kruse: Air Liquide waren sehr oft als Live Act im ersten Ultraschall gebucht, irgendwie gehörten sie fast mit zur Familie. Der Track „Air Liquide“ war jetzt sicherlich nicht im weitläufigen Sinne ein großer Hit, aber er spiegelte den Sound vom Ultraschall und Air Liquide sehr gut wider.

Robert Armani – Circus Bells (Hardfloor Remix) (Djax-Up-Beats, 1993)

Dieser Track ist eine kongeniale Verbindung von Techno aus und Deutschland. Spielten solche kulturellen Transfers eine Rolle in der Münchner Szene? Und wie wichtig waren 303-Sounds?

Acid spielte natürlich ein große Rolle, aber eine größere Rolle spielte immer noch der Sound von Chicago und Detroit. Der Hardfloor-Remix von „Circus Bells“ hat beide Richtungen perfekt repräsentiert.

Sluts’n’Strings & 909 – Summerbreeze (Loriz Sounds, 1993)

Wiener Techno Artists brachten Platten auf Upstarts in ansässigem Label Disko B heraus. Gab es da eine Achse zwischen den beiden Städten, inklusive wechselseitiger Beeinflussung und Zusammenarbeit?

Es fand ein großer Austausch zwischen den Wiener Künstlern der sogenannten Cheap-Posse und dem Label Disko B statt. Upstart, einer der Ultraschall-Besitzer, dem auch das Label Disko B gehört, buchte gerne die ganze Posse um Patrick Pulsinger herum, wir wiederum fuhren auch für Disko B-Nächte nach Österreich. Wenn die Österreicher bei uns spielten, war das Überraschungsmoment immer gegeben, entweder total morbide Tracks, dann wieder seriöser Techno, oder auch mal House. Diese Alles-ist-möglich-Haltung im Sound der Österreicher war dem Ultraschall-Spirit sehr nahe.

K. Hand – Global Warning (Warp, 1994)

Ein klassischer Techno-Banger aus Detroit. War das ein Track, der für dich spezifisch für das erste Ultraschall ist?

Definitiv war das der Sound der Zeit des ersten Ultraschalls. Viele Künstler aus Detroit wurden damals gebucht, beispielsweise spielte am Eröffnungsabend . Aber auch DJs wie K. Hand, Underground Resistance, Robert Hood, Juan Atkins und andere waren regelmäßige Gäste.

DBX – Losing Control (Accelerate, 1994)

Daniel Bells „Losing Control“ war ja ein international übergreifender Club-Hit. Welche Rolle spielte der Track im Ultraschall?

Für mich steht der Track eher für das gesamte Feeling, das wir im Ultraschall hatten . „I am losing control“. Da spielten DJs in der Gästetoilette, Robert Görl ( DAF) machte einen zehnstündigen Liveact genau an der Eingangstür, Matthew Herbert sampelte Chipstüten für sein Live-Set und einmal stand auf dem Dancefloor am Ambient-Wochenende ein Riesenbett. Jedes Wochenende passierte irgendetwas in diesem Club, was dir als Gast und als DJ das Gefühl gab, komplett weg aus der Realität zu sein, und die Kontrolle des Alltags abzugeben. Dazu passte der Track natürlich extrem gut!

Dopplereffekt – Pornoactress (Dataphysix Engineering, 1996)

Im Sommer 1996 schloss das erste Ultraschall, und das zweite eröffnete wenige Monate später. Markiert dieser Detroit Electro-Klassiker diesen Übergang?

Das würde ich so nicht sagen. Der Grund, dass das erste Ultraschall geschlossen wurde, war ja weil der Vertrag auslief, soviel ich weiß. „Pornoactress“ war einfach ein toller Track , der von uns oft gespielt wurde, hat jetzt aber nicht irgendein Ende oder einen Neuanfang eingeleitet. Damals spielte man einfach viel mehr Electro, Electro Boogie und sogar auch mal Drum & Bass.

I-F – Space Invaders Are Smoking Grass (Viewlexx, 1997)

Nochmal Electro, diesmal aus Holland. In jenen Jahren formulierte sich diese Mischung aus Electro, New Wave, Disco und Techno, die Hell dann auf seinem Label International Deejay Gigolos bündelte. Wurden die Weichen dafür im Ultraschall gestellt?

Das Ultraschall war immer sehr offen für alle Arten von Stilen. Wir Resident DJs wie Cpt. Reality, Lester Jones, , DJ Barbara Preisinger und ich hatten alle unseren eigenen Stil. Dazu kam dann noch das Booking der Gast-Djs, die den Sound noch spezieller machten. Ich glaube das Ultraschall hat viele Weichen für Labels und spätere Clubs gestellt , aber auch die einzelnen DJs haben durch ihren Stil das Ultraschall geprägt.

Grungerman – Fackeln Im Sturm (Profan, 1997)

Spielte die Kölner Auslegung von Minimal Techno eine besondere Rolle im Club, oder bezieht sich die Wahl dieses Tracks eher auf das Wirken von Wolfgang Voigt in dieser Zeit? Und mochte man in München diesen Humor?

Oh ja , im Ultraschall liebte man den Kölner Humor und überhaupt generell die ganzen Kölner DJ- und Produzenten-Szene. Ich betone das Ultraschall, ich würde das nicht auf die gesamte Münchner Techno-Szene übertragen. Das erste Ultraschall war immer eine Insel. Zwar lag der Club bei München, am ehemaligen Flughafen Riem, aber die Lage war wie der Club selbst, nämlich abseits. Der Club und sein Sound, die Gäste waren irgendwie so unmünchnerisch. Eher links, alternativ, punkig, verrückt. Somit passte der Kölner Sound, der auch sehr eigen war, da wunderbar rein. Mike Ink, Michael Meyer, Burger, Reinhardt Voigt etc. waren gern gesehene Gäste, und ihre Tracks liefen oft im Ultraschall.

Richard Bartz – Ghettoblaster (Kurbel, 1997)

Richard Bartz war sicherlich ein integraler Bestandteil der Geschichte des Ultraschalls. Wurde seine Musik durch den Club geformt, oder war es auch umgekehrt?

Ich glaube, dass er sich damals mit 17 Jahren schon in den Club geschlichen hatte und definitiv von dem Sound, der Wildheit, und dem ganzen Spielraum inspiriert war. Dadurch dass er später auf Disko B selber veröffentlichte und auch Produzent von DJ Hell wurde, hat er sicherlich auch wiederum etwas zur Soundgestaltung des Clubs beigetragen.

Johannes Heil – Paranoid Dancer (DJ Hell Remix) (Kanzleramt, 2002)

Das Ultraschall schloss im Januar 2003. War dieser Track ein definitiver Hit, der für die Endphase des Club steht?

Ich habe den Track eher aus dem Aspekt gewählt, dass er genau dem früheren DJ Hell- und Johannes Heil-Sound entspricht, bzw. einfach das Techno-Feeling der letzten Ultraschall-Jahre gut wiedergibt. Etwas düster, und wir waren natürlich alle etwas paranoid in München, als das zweite Ultraschall dann plötzlich mitten in der Stadt aufgemacht hatte, und die Polizei uns Raver nicht mit Samthandschuhen angefasst hat.

Electronic Beats 06/2017


Playing Favourites: Quarion

Posted: January 21st, 2009 | Author: | Filed under: Interviews English | Tags: , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | No Comments »

> Sound Dimension – Granny Scratch Scratch (Soul Jazz)

This is a 70’s reggae track by Jackie Mittoo. It’s almost Minimal, very basic.

True. It’s got some Techno appeal, it’s just rhythm. That’s what I like about this Dub stuff, there are so many things you can recognize that were used later on in electronic music like House and Techno. Dub was so important for that.

So these ancient production techniques are still valid? There seems to be a direct line from Jamaica to today’s productions.

Yeah, I listen to Dub. I don’t listen to a lot, but I like some of it. But I like to use the state of mind of Dub in my music. It’s more a musician thing. I like to use the techniques of it. I’m getting more into the music, too. It’s amazing, the way they were mixing the bass and the drums in the 70’s. Really crazy.

They also put some emphasis on just doing tracks, not songs.

It really is the basis of what came afterwards, from Hip Hop to House to Techno. Drum and Bass also, of course. They all took elements from Dub, that’s really interesting.

> Yukihiro Takahashi – Walking To The Beat (Pick Up Records)

The next one is by Yellow Magic Orchestra’s Yukihiro Takahashi. A Synthpop track.

It is interesting. It has this kind of proto-House feeling. What I really liked was this crazy soprano sax solo at the end. It is almost like Free Jazz, for 30 or 40 seconds, and then it stops. That was quite bold.

I think he actually wanted to do some kind of pop hit though. The singer on this record is the one from the 80’s pop group Icehouse for example. But for a pop hit it is probably too weird.

I think the harmonies are built up quite traditionally, but this solo part really surprised me. It is almost like New York ‘s Post Punk era. Trying some new crazy stuff.

Maybe you should use some sax solo in a House track.

Well, I used to play sax in the past.

Really?

Yeah, for a long time. But I kind of really got tired of the sound and I don’t think I’m going to use it. But you never know. I started playing Alto Saxophone when I was 13 years old. I had tried piano a few years ago, but I wasn’t so much into it. I don’t remember why I chose saxophone, but I remember I wanted to do a wind instrument. With the saxophone, I learned to play jazz and I absolutely loved it! I began rehearsing with a few bands, mostly Jazz or Funk groups. When I discovered DJing, I was instantly hooked and I started playing less and less saxophone, until I quit around 2001. DJing, collecting and discovering music became more important for me. I dabbled into production around 1996, but got a home studio setup two years later. I remember that my main reason for producing was that I found that certain records were lacking something or were arranged in a way that I thought was not so effective. I was thinking “Hmm, the producer should have put this part first” or “the chord there doesn’t sound nice although the beat is dope”. After a while I just thought I should make my own tracks.

I remember that a lot of the early tracks used the same sax sound. Really flat and synthetic. They seldom used a real saxophone, always this cheap sound effect.

Yeah, . Read the rest of this entry »


Lexx – Axis Shift (Permanent Vacation)

Posted: November 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , , | No Comments »

Zürichs Feinster vereint auf „Axis Shift“ souverän Spaceboogie mit . Klingt zuerst ein bisschen wie ein überfälliges Gipfeltreffen von Balihu und Innervisions, entscheidet sich aber gegen camp oder episch und findet mit milder Gelassenheit zielsicher zu beträchtlichen Hitqualitäten. „El Sueno Lucido“ ist der verhallte Klang vom Strand herüber, wo sich Akustikgitarre und Psychedelia in einer total entspannten Midtemporomanze mit Inselflair in die Arme fallen.

11/07


Interview: Serge (Clone Records)

Posted: July 9th, 2007 | Author: | Filed under: Interviews Deutsch | Tags: , , , , , , , , | 1 Comment »

Clone geht ja schon eine ganze Weile zurück, und das Label steht für eine Menge unterschiedlicher Stile. Reflektiert das Deine eigene musikalische Vergangenheit?

Ja, das stimmt. Damals war das nicht ungewöhnlich, dass man sich für viele verschiedene Stile und Sounds interessiert hat. Viele Leute haben alles von Acid, bis hin zu härteren Sachen gespielt. Auch kommerziellere Sachen.

Und die Affinität zu Disco? Gerade Italo Disco hat ja eine große Tradition in Holland.

Ja, vor allem hier an der Westküste, um Rotterdam und Den Haag herum. Es ist etwas merkwürdig, aber Italo Disco war hier stets eine Arbeiterklassemusik. Musik, zu der die Arbeiter in den Industriegebieten am Wochenende feierten. Man wollte es sich nach einer harten Woche gut gehen lassen. Im Gegensatz dazu waren in Amsterdam New Wave und eher künstlerische Sachen populär, und es war etwas düsterer. Auf jeden Fall war Italo Disco in meiner Gegend sehr beliebt und wurde deshalb viel im lokalen gespielt und in den meisten anderen Teilen Hollands auch. Das ist einer der Gründe, warum ich dazu einen engen Bezug habe. Read the rest of this entry »


Antena – Versiones Spéciales – Camino Del Sol (Permanent Vacation)

Posted: June 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , , , , , | No Comments »

Die Stücke von , erstmals 1982 als Album auf dem Les Disques Du Crépuscule veröffentlicht, bieten einen prima Nährboden für Nachbearbeitungen zwischen Il Discotto, Amnesia-Rekapitulationen, Benelux-Wavepop und Gardasee-Discoexperimenten und diese sind hier alle auf dem Mannschaftsfoto versammelt und jonglieren die imaginativen Urlaubsimpressionen zum Beat. und stolzierten schon im Spotlight durch die Clubs, beispielsweise und zogen angemessen nach und hier gibt es noch die würdige Nachhut obendrauf, in Form von den Chromatics, Enne, Steve Yanko (dessen “The Boy” Mix auch noch als 12″ rauskommt) und vor allem , die “Joppo+Eno” so freundlich dubpoppig und melodiegewandt in Balearik tunken, dass man nur dankbar sein kann für all die vorwiegend bewölkt aufgewachsenen Mitteleuropäer, die sich darbend früher, jetzt und zukünftig quer durch die Musikgeschichte zur Sonne komponieren. Die deutsche Entsprechung wäre vielleicht “Ich werde in der Sonne immer dicker” der Zimmermänner in den richtigen Händen, nur so als Vorschlag.

06/07