Anthems: Milk!, Mannheim (1990-1993)

Posted: December 6th, 2016 | Author: | Filed under: Interviews Deutsch | Tags: , , , , , , , , , , , | 1 Comment »
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Primal Scream – Loaded (Creation, 1990)

Wie wichtig war die englische Explosion zwischen Indie- und Clubkultur im Gründungsjahr des ! Wollte man diese Entwicklung bewusst auffangen, oder war das nur ein Bestandteil unter vielen?

DJ : Es erschien mir schlicht konsequent. Insbesondere Dirk (D-Man) Mantei und Gregor (G.O.D.) Dietz haben da schon lange vor dem Milk mittels diverser Parties und Clubreihen die Grundsteine gelegt. Und Holger „Groover“ Klein hat schon immer alles aufgesagt, was es an Aufregendem gab und gibt. Ich weiß es zum einen nicht genau und ich will keinem der Jungs zu nahe treten aber als „Entwicklungen bewusst auffangen“ hätte das vermutlich keiner verstanden. Es fühlte sich so vieles so richtig und so wichtig an. Und „Loaded“ steht hier ja für sehr, sehr vieles zwischen Sheer Taft, Peter Hooton, Boy’s Own und Shaun Ryder. Unter anderem auch für das riesige Screamadelica-Wandbild in Holgers Küche (das von einer hochbegabten Freundin gemalt wurde, die wie man sagt, nach dem unsäglichen Green-Day-Konzert im Milk mit einem von ebendenen gefummelt haben soll, haha). Und natürlich für den immergroßen evergrowing Andrew Weatherall. Aber nunmal in der Hauptsache schlicht für das, was da gesagt wird: „And we wanna get loaded. And we wanna have a good time. That’s what we’re gonna do. (No way, baby, let’s go!). We’re gonna have a good time. We’re gonna have a party“. Und nun ja, dann haben wir das eben gemacht.

Ramjac Corporation – Massif (Irdial Discs, 1990)

Das exzentrische wie innovative Irdial-Label war stets ein Garant für Kreativarbeit auf Nebenspuren. Das war ein Prototyp für das, was wenig später flächendeckender kommen sollte. Damals nannte man das noch Breakbeat Techno, nicht wahr? Leiteten solche Platten im Milk! die spätere Breakbeat-Begeisterung ein?

Breakbeat war in der Tat die gängige Nomenklatur. Aber das hier war fast schon ein mythischer Tune, an dem sich sehr sehr viele Geschichten festmachen. Von echten Schamanen, die eine „planetare Aktivierung“ propagierten, über sagenhafte Morgen auf der Heidelberger Neckarwiese mit Holgers Boombox bis hin zu der Tatsache, dass Redagain P (Milk EP) Riesenfan des Stückes war. Auch der Beatdown war irgendwie wichtig für’s Selbstverständnis. Da war ja immer noch dieser Teil in vielen von uns, der auf der Ami-Kirmes am Boxauto gestanden hatte und der Native Tongues wie Silver Bullet gleichermaßen verehrte. Und Soul II Soul (Phil Asher hat auch einmal im Milk aufgelegt). Welche Platten es waren, die da den Ausschlag gaben, ist schwer zu sagen. Es war ein sicher wichtiger DJ-Auftritt von Nils Hess und dann nunmal in allererster Line Holger, die die Begeisterung für Breakbeats eingeleitet haben. Und eine nicht zu unterschätzende spätpubertäre -Opposition, von der noch zu reden sein wird.

Rotor – Salad Hammer (Chill, 1991)

Ich nehme an Bleeps aus Sheffield waren ein anderer wichtiger Bestandteil des Milk!-Sounds. War diese Kombination von hohen und tiefen Frequenzen besonders effektiv in diesem Club?

Für mich persönlich waren „Testone“ oder „Clonk“ von Sweet Exorcist echte und beinharte Erweckungserlebnisse. Und wenn ich irgendetwas aus dem Milk-Kosmos nochmal gerne fühlen würde, dann wäre es dieser spezielle, und wahrscheinlich irrsinnig verklärte, Keller-Basspunch. Diese Bassline und Blitzlicht. Danke, Glück, verweile doch! Ich war 94 mal im Warp-Laden in Sheffield. Ich habe vor Ehrfurcht keinen Ton herausgebracht. Die Tüte habe ich heute noch. Und die gute alte, später ebenfalls für’s Milk nicht unwichtige Hazel B arbeitet jetzt bei Designers Republic. Sie war ja vorher schon eine super Person aber, hey, die kennt diese Legenden! Im Ernst: Dieser Tune trägt in seiner Rohheit für mich ganz essenzielle Züge. Und jetzt bitte noch im Geiste die Shoutouts aus „How Ya doin“ von Nightmares On Wax runtersingen.

Altern 8 – Infiltrate 202 (Network, 1991)

Altern 8 waren ja so eine Art Rave-Fortführung von , und ihre Tracks oft eine wilde Mischung aus allen Winkeln energetischer Clubmusik. War das ein Milk!-Kriterium, alles geht, so lange es euphorisch ist?

Holger hat die spätere Residency von ihm und Bassface Sascha im XS in Frankfurt hiernach benannt: Bassbin. Ansonsten ist das hier alles so wahnsinnig stimmig. Bis hin zur Druckluft-Tröte. Und „Euphorie“ war sicher ein Thema, aber als ganz so wahllos würde ich das nicht stehen lassen wollen. Holger und ich vereint u.v.a. eine sehr skeptische Haltung gegenüber den Quatschtüten von Prodigy („Android“ jetzt mal bei Seite – was zu „Infiltrate 202“ ganz gut passt). Ich würde eher sagen, dass im Milk! eine irgendwie unausgesprochene Soundsystem-Kultur herrschte. Das Publikum hat schon sehr stark interagiert, und z. B. auf uns eingeredet jetzt doch endlich mal den „Haifisch-Tune“ (DJ Excel – Just When You Thought It Was Safe) zu spielen. Nicht eben ein fröhliches Liedlein. Wie auch „Mr. Kirk’s Nightmare“ und andere. Aber Altern 8 habe ich einfach nur geliebt. Ob nun das hier oder „Frequency“ oder, ebenfalls ein Muss: „ Brutal-8-E“

QX-1 – Love Injection (Rhythm Beat, 1991)

Mike Dunn trifft Larry Heard, eine geradezu erschütternde -Hymne. Wurde mit solchen Tracks die Ekstase in emotionalere Bahnen gelenkt? Wie wichtig war Deep House im Milk!-Kosmos?

Ich für meinen Teil, und ich glaube Holger stimmt da mit mir überein, habe das nicht so getrennt betrachtet. Ich empfinde das hier zudem als ausgesprochen ekstatisch. In dem Sinne, der irgendwann mal als „Trance“ verdummbeutelt wurde, aber ja nunmal nicht von der Hand zu weisen ist. „House“ war für mich persönlich allerdings der Weg. Wen es interessiert, in Hans Nieswandts Buch „Plus Minus Acht“ steht auch ein bisschen was zu dem, was für mich im Milk seinen Anfang nahm. Und wenn Du wissen willst, wie wichtig Deep House war, frag mal irgendeinen aus der Posse nach M1’s „Feel The Drums“ oder Basil Hardhaus’ „Hard For The DJ“. Oder nach „Generate Power“. Oder U.P.I.s „She’s A Freak“ und so unendlich vielen mehr. Die werden reihenweise Tränen in den Augen haben. Das waren alles Milk-Hits. Und dann gab es noch dieses Tape von DJ Ralphie aus Riccione (wo Dirks damalige Freundin Susanne und Tabea Heynig getanzt hatten), das uns verzaubert hat und eben einen ganz anderen Vibe, ganz anderes Mixing, ganz anderes alles repräsentierte. Im Übrigen sei hier dann angemerkt, dass das Milk kein originärer Gay-Laden war aber von hier aus eine ganze Reihe wegweisender Gay-House-Parties ihren Weg nahmen.

Rum & Black – Insomnia (Shut Up And Dance Records, 1991)

Shut Up And Dance waren enorm wichtige Pioniere der Breakbeat-Musik, und diese dreiste Version von Badalamentis Twin Peaks-Thema ziemlich typisch für ihre Haltung. Aber warum speziell dieser Track aus ihren an Höhepunkten reichen Back-Katalog?

Ich hätte gerne „The Green Man“ genommen, weil das Sakamoto-Sample eine Tür zu Gregors (Ruhe in Frieden, mein großer Freund) riesiger Sammlung u.a. des Yellow Magic Orchestra aufgemacht hätte. „Autobiography Of A Crackhead“, „Lamborghini“, Nicolettes Gesamtwerk, bis hin zu „Raving I’m Raving“ natürlich, was zweifelsfrei für einen der großartigste Momente stünde, den ich je auf einer Love Parade erleben durfte. „Ecstasy pouring down on me“ 1992 am Wittenbergplatz. Als Andre DJ Pussylover am Milk-Truck vor Glück die Rasenrabatten gevögelt hat. Und er war noch nicht mal der Glücklichste, meine ich mich zu erinnern. Aber zum einen wird generell viel zu selten auf „Rum & Black“ und dieses großartige Album hingewiesen („Funky Emotions“ allein!) und zum anderen ist der Umgang mit dem Twin-Peaks Thema in Ergänzung zu Mobys „Go“ schon sehr typisch für unser damaliges Mannheimer Selbstverständnis. Von Moby lief bei uns zu der Zeit „Next Is The E“, während in der Frontpage die wirklich dämliche B-Seite „Thousand“ für wegweisend befunden wurde. Was jetzt mal wirklich Quatsch war.

YBU – Soul Magic (SSR, 1991)

In den frühen 90ern war es ja durchaus üblich das Tempo mehrmals pro Nacht zu variieren. Wann liefen solche sonnendurchfluteten Downbeat-Hymnen? Und wie wichtig war das Balearic-Thema jener Zeit in ?

YBU war neben „Strings Of Life (Beatless)“ wohl der wichtigste Putzlicht-Track. Tempodrosselung mag ja ein Merkmal sein aber „Soul Magic“ fordert ununterbrochen auf es „zu fühlen“. Das haben die Leute mitgehaucht und empfunden. Dass man heute erklären muss warum Slow Jam und in-your-face durchaus intensitätsgleich sein können, scheint mir schon vielsagend. Und klar ging es irgendwie balearisch eklektisch zu, nur dass ich zumindest das Wort nicht kannte. Ich kannte einen für mich damals magischen Ort, der an einem Abend namens Mo-better-Milk so etwas wie Dance-Jazz aus einer durchaus auch balearischen Mod-Ska-Tradition beleuchtete und an einem anderen Abend von Manchester und New York über Kingston nach und Detroit alles abklapperte was irgendeinen bestimmten Geist atmete.

The Morning Glory Seeds – E-Motions X-Pressed (Djax-Up-Beas, 1992)

Mediterran anmutender Rave-Techno aus Holland. Ich mochte es ja sehr, dass zu dieser Zeit so viele landestypische Indikatoren völlig vermengt und verwischt wurden, bis zur Unerheblichkeit. Wurde das ein Peaktime-Track, oder eine Mobilisierung zu anderen Zeitpunkten der Nacht?

Dieser Track steht hier für etwas vollkommen anderes. Nämlich für den Back-Room, in dem eine Zeit lang DJ Soundball eine irrwitzige Kaskade von Detroit-Techno-Soul aufgelegt hat. Das Hinterzimmer war ein wichtiger Ort. Eine Zeit lang war es insofern wortwörtlich der Chill-Out-Raum, als dass KLFs gleichnamige Jahrhundertplatte einfach nonstop die ganze Nacht lief. Und dann eben ein Spielfeld, wo Eddie Flashin’ Fowlkes sicher viel Freude gehabt hätte. Es war aber auch der Ort, an dem Holger überhaupt angefangen hat das Milk! zu formen. Aber es war eben auch so, dass aus dem eher Hintergründigen, Kontemplativen des Raumes solche Rave-Momente erwuchsen.

Nu-Matic – Hard Times (XL Recordings, 1992)

Noch trug UK Breakbeat stolz die traditionelle Reggae-Soundsystem-Kultur vor sich her, das Tempo war noch moderat. Aber hier setzen auch schon die härteren Sounds ein, und nur wenig später sollte sich das mit Hardcore alles potenzieren. Wie ging man im Milk! mit diesen Tendenzen um?

An dieser Stelle sollten Unmengen klassische Milk-Hits wie Agents Oranges „Sounds A Bit Flakey“, Acens „Trip To The Moon“ oder Sound Corps „Dream Finder“ stehen. Man könnte hier natürlich auch Unmengen deutlich aufregenderer Reggae/Ragga-Sample-Tunes aufzählen, wenn es da nicht diese eine Begebenheit mit „Hard Times“ gäbe. Sie kulminiert in einem Moment, als während irgendeiner Groß-Rave-Afterhour Mark Spoon, ich meine von Holger nahegelegt, diesen Track auflegte. Irgendjemand hatte das nun folgende Ritual schon Wochen vorher eingeführt. Ich halte heute nicht mehr viel von „Wir-Gefühl“, „Family“-Gequatsche oder Kollektivierung insgesamt. Aber als an Stelle von „hard times must be“ alle wie immer at the top of their lungs dem sichtlich beindruckten großen Frankfurter gemeinsam „Mannheim Posse“ entgegenbrüllten? Hands in the air und alles? Good Golly, war das geil!

Tronikhouse – Up Tempo (KMS, 1992)

Besonders Kevin Saunderson und auch setzten sich ja gerne mit UK-Breakbeat-Kultur asueinander, wohingegen das bei anderen Detroit Techno-Produzenten eher verpönt war. Dabei funktionierte das ja offensichtlich bestens zusammen. Gab es im Milk! generell einen Soundclash zwischen Detroit und UK Breakbeats?

Nein. Man könnte sagen, Sascha kam eher vom Detroit-Techno, Frankfurter Lesart, und Holger war eher englisch sozialisiert. Aber das wäre zu einfach. Es ging uns, wenn ich das für alle sagen darf, um ein bestimmtes ästhetisches und energetisches Level, das unterschiedliche Interpretationen kannte. Auf URs „Revolution For A Change“ fragen sie „live in Utrecht“ „are u down with the underground?“ Rhetorische Frage. Und ehrlich gesagt erscheint mir die Entwicklung der Breakbeats ohne Reese-Bässe kaum vorstellbar. Aber auch ohne nicht. Es gab auch Links wie Edge Records one, die zunächst einmal ordentlich 4/4telt, bevor ein klassischer Milk-Breakbeat Hit daraus wird.

Love Revolution – I Feel It (Network, 1992)

Italo-geschulte Piano-Hymen mit Rave-Elementen waren wohl sicherlich ein integraler Bestandteil des Milk!. Ist dieser Track ein besonderes Beispiel dafür? Und was machte diese Tracks dort so wichtig?

Auch hier muss ich sagen, dass es weniger der spezifische Titel ist, um den es hier geht. Gat Decors „Passion“, Andronicus’ „Make You Whole“ und von mir aus auch Felix’ „Don’t You Want Me“ könnten hier stehen. Dass hier schon wieder wie bei YBU „Feelings“ im Mittelpunkt stehen, ist entscheidend. Wir haben nichts mehr gefeiert als Emotionalität. Das ging dann mit Energy 52 oder einiges später mit Cleveland City Records weiter und erklärt die aufflammende Liebe vieler in der Posse zu Kid Paul, dem Dubmission-E-Werk und solchen ungebrochenen Spitzentypen wie DJ . Ich kann und will bis zum heutigen Tage nicht davon lassen, dass ein anständiges Rave-Signal noch keiner Party geschadet hat. Ich weiß, in einem Club-Zeitgeist-Umfeld, in dem schon ein buntes T-Shirt als emotionale Entgleisung gilt, eine potenzielle Außenseiterposition.

Electronic Beats 12/17


Rewind: iamelectron on “Don’t Fight It, Feel It”

Posted: December 28th, 2009 | Author: | Filed under: Interviews English | Tags: , , , , , , , , | No Comments »

In discussion with iamelectron on “Don’t Fight It, Feel It” by Primal Scream (1991).

This single is an outtake of Primal Scream’s seminal “Screamadelica” album. What is so important to you about this track that you chose to discuss it, and not the whole album?

The album as a whole is an amazing creation (excuse the pun) but it’s “Don’t Fight It, Feel It” that means the most to me. Every time I hear it I’m back in 1991 and it still gets the hairs standing up. It’s one of those songs that I’ll never be able to disassociate from the state, time or place I was in when I heard it.

How do you have 1991 in mind, especially compared to the years shortly before and after? What made that year special?

The summer of 1991 was a major point in my life. It was when I decided to pack in Art College and give the DJ game a serious go. I’ve been around electronic dance music in one form or another for quite a while. I was, and still am a huge fan of , and some friends and I started a Joy Division/New Order cover band at school called Funeral in . I had the bass and the pony tail so I was Hooky, haha! Then I got involved in a Goth Disco band. Don’t laugh! We covered Dead or Alive, Sylvester, The Fine Young Cannibals and our Hi-Nrg version of “” was legendary (to about five people). So I was really into the sound of drum machines and synths. But it wasn’t until I went to Edinburgh Art College in ’89 that house and techno really hit me. I stayed in halls of residence for my first year. In the room around the corner from me was this guy from Aberdeen and he was always with this girl from college that I had the major hots for but was too shy to approach. So one day I went up and introduced myself to him in the hope that he’d introduce me to said lovely lady. I never got the girl, but I did get introduced to Acid House. My new friend lent me copies of “The House Sound of ” and the first Jackmaster compilation, and I was blown away by the rawness of it.
So I started hunting down more records. I’d done a few bits of DJ’ing before, playing at indie disco things with a few electronic tracks thrown in; Factory releases, Tackhead, Nitzer Ebb, early Ministry/Revolting Cocks, The Residents that sort of stuff – and now I was sticking in these new House tracks, completely unmixed I must add because I had no concept of how to put two records together at that point. I started to meet more people at college who were into the House scene and we’d head down to nights like UFO; a short lived weekly party in Edinburgh that Optimo’s JD Twitch ran before he created the infamous PURE night (with his DJ partner Brainstorm).

Then in 1990 became the European City of Culture and with that came late licensing laws and Atlantis at the Sub Club (with residents Harri and Slam) so we’d head over there and got to catch the first touring DJ’s like the and Flying gangs. Then a friend and I started driving down from Scotland to to go to clubs there. I was being consumed by House! By now I’d completely lost interest in actually getting a degree and to my parent’s dismay I moved back home (home being St Andrews, a very small, very insular University town on the East Coast of Scotland) to ‘take a year out’. I’d unintentionally timed my move with the opening of a night in the nearby city of Dundee called the Rumba Club, and from the spring of 1991 to Christmas of that year it was absolute chaos! During those eight months Weatherall played three times – and on his second visit he dropped “Don’t Fight It, Feel It” as his very last song. I had never heard a reaction to a record like the one he received that night – and I don’t think I’ve heard a reaction like it since. When the whistle noise, stuttering percussion and that wobbly bass line started the place erupted – it was madness!!! I’d love to hear a recording of his set because I’m sure he was mixing both sides; starting with the A side and then moving onto the “Scat Mix”. When that deep, deep, bass noise he briefly uses in the track came on the place went up another gear. So I’m on a packed dance floor going nuts to “Don’t Fight It Feel It”, surrounded by all my friends who are going nuts and whack – epiphany time! Sod college, sod everything else…I want to do what he (Weatherall) is doing! So I left the club that night…“and he was never the same again”. Yip, 1991 and this track will always be really important to me.

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Boys Own – The Complete Fanzines 1986-92 (djhistory)

Posted: December 4th, 2009 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , , , , , | No Comments »

Wir wollen gar nicht weiter erläutern woran es nun genau liegt, aber Fakt ist, dass man in Buchform auf der Insel deutlich emsiger und unverkrampfter an einer übergreifenden Aufarbeitung der, natürlich meistens rein auf die Insel beschränkten, Clubkultur, arbeitet. Was 1998 mit Sheryl Garratts „Adventures In Wonderland“ seinen Anfang nahm, ging stetig weiter, und just haben die dortigen Chefchronisten Bill Brewster und Frank Broughton den Acid House-Prachtfotoband „Raving 89“ von Neville und Gavin Watson auf die Kaffeetische lanciert, da folgt nun schon der Nachschlag: ein Buch über Boy’s Own, die wichtigste Londoner Fanzine-Institution der klassischen UK Rave-Zeiten von 1986 bis 1992. Es mag der nach wie vor schwelenden Nord-Süd-Rivalität zu verdanken sein, dass nach zahlreichen Veröffentlichungen über Manchesters Legendenclub Haçienda plus Umfeld auch Londons Szeneprotagonisten ihr Zeugnis ablegen. Boy’s Own brachte es in sechs Jahren zwar nur auf 12 Ausgaben, doch das Fanzine erreichte das, was die meisten anderen Fanzines nur beabsichtigen: es hinterließ tiefe Spuren. Außer Magazinen wie der Face, I-D und dem vorübergehenden Konkurrenten Blitz hatten britische Medien für ihre Trumpfkarte Clubkultur zur Gründungzeit von Boy’s Own nicht viele Zeilen übrig. Lokale popkulturelle Entwicklungen, die dem Nachtleben entstammten, exportierte man von der Beat Invasion, über Punk, Post Punk, New Romantics, bis hin zu Rare Soul und Rare zwar stolz und mit voller Hype-Ladung über den Erdball, aber diejenigen, die in den richtigen Clubs zur richtigen Zeit dazu tanzten, hatten nie ein rechtes Sprachrohr. Es brauchte wohl den Enthusiasmusüberschuss des nacheifernden Peripherie-Hipsters, um diesen Zustand zu beenden. Terry Farley, Andrew Weatherall, Cymon Eckel, und Steve Mayes stammten aus dem Londoner Umland, und waren einerseits vom Clubland des Zentrums angezogen, andererseits stolz genug, ihre vormals ausgegrenzte Herkunft nicht zu verleugnen, sobald sie dort Fuß fassen konnten. So drückten sie mit punkgeschultem Schreibmaschinen-Layout der etablierten Szene so hartnäckig und unterhaltsam ihr Themenspektrum zwischen Drogen, balearischen Urlaubsreisen, House, Fußball, Casual-Mode und nächtlichem Troopertum auf, bis sie selbst die Szene wurden. Und fortan regierten die Jungs für lange Zeit mit florierenden Partys, Plattenlabels und Produzentenkarrieren, das Herz am rechten Fleck und voller Liebe für die Sache. Und diese Sache wäre sicherlich anders verlaufen, wenn sie sich ihrer nicht angenommen hätten. Und eigentlich hat sich nichts geändert, nur die Reputation und das Beziehungsgeflecht wurden größer. Weatherall ist immer noch ein einflussreicher Erzbohemien, und Farley rettete seinen Humor, seine Leidenschaft und alle Schreibfehler zum Fanzine „Faith“, das heute als ähnlich wichtige Lektüre gilt. Und dieses Buch ist immer noch eine essentielle Lehrstunde in Ladism, Top Young/Old Boys-Berichterstattung und entspanntem Checkertum. Die Musik dazu mag heute anders klingen, aber alles was noch dazugehört, tobt weiter.

12/09