Trevor Jackson introduced me to the station and the idea to do shows with whatever you want to do was really tempting. So I signed the contract and never looked back.
Wie wichtig war die englische Explosion zwischen Indie- und Clubkultur im Gründungsjahr des Milk! Wollte man diese Entwicklung bewusst auffangen, oder war das nur ein Bestandteil unter vielen?
DJ Seebase: Es erschien mir schlicht konsequent. Insbesondere Dirk (D-Man) Mantei und Gregor (G.O.D.) Dietz haben da schon lange vor dem Milk mittels diverser Parties und Clubreihen die Grundsteine gelegt. Und Holger „Groover“ Klein hat schon immer alles aufgesagt, was es an Aufregendem gab und gibt. Ich weiß es zum einen nicht genau und ich will keinem der Jungs zu nahe treten aber als „Entwicklungen bewusst auffangen“ hätte das vermutlich keiner verstanden. Es fühlte sich so vieles so richtig und so wichtig an. Und „Loaded“ steht hier ja für sehr, sehr vieles zwischen Sheer Taft, Peter Hooton, Boy’s Own und Shaun Ryder. Unter anderem auch für das riesige Screamadelica-Wandbild in Holgers Küche (das von einer hochbegabten Freundin gemalt wurde, die wie man sagt, nach dem unsäglichen Green-Day-Konzert im Milk mit einem von ebendenen gefummelt haben soll, haha). Und natürlich für den immergroßen evergrowing Andrew Weatherall. Aber nunmal in der Hauptsache schlicht für das, was da gesagt wird: „And we wanna get loaded. And we wanna have a good time. That’s what we’re gonna do. (No way, baby, let’s go!). We’re gonna have a good time. We’re gonna have a party“. Und nun ja, dann haben wir das eben gemacht.
Ramjac Corporation – Massif (Irdial Discs, 1990)
Das exzentrische wie innovative Irdial-Label war stets ein Garant für Kreativarbeit auf Nebenspuren. Das war ein Prototyp für das, was wenig später flächendeckender kommen sollte. Damals nannte man das noch Breakbeat Techno, nicht wahr? Leiteten solche Platten im Milk! die spätere Breakbeat-Begeisterung ein?
Breakbeat war in der Tat die gängige Nomenklatur. Aber das hier war fast schon ein mythischer Tune, an dem sich sehr sehr viele Geschichten festmachen. Von echten Schamanen, die eine „planetare Aktivierung“ propagierten, über sagenhafte Morgen auf der Heidelberger Neckarwiese mit Holgers Boombox bis hin zu der Tatsache, dass Redagain P (Milk EP) Riesenfan des Stückes war. Auch der Beatdown war irgendwie wichtig für’s Selbstverständnis. Da war ja immer noch dieser Teil in vielen von uns, der auf der Ami-Kirmes am Boxauto gestanden hatte und der Native Tongues wie Silver Bullet gleichermaßen verehrte. Und Soul II Soul (Phil Asher hat auch einmal im Milk aufgelegt). Welche Platten es waren, die da den Ausschlag gaben, ist schwer zu sagen. Es war ein sicher wichtiger DJ-Auftritt von Nils Hess und dann nunmal in allererster Line Holger, die die Begeisterung für Breakbeats eingeleitet haben. Und eine nicht zu unterschätzende spätpubertäre Frankfurt-Opposition, von der noch zu reden sein wird.
Rotor – Salad Hammer (Chill, 1991)
Ich nehme an Bleeps aus Sheffield waren ein anderer wichtiger Bestandteil des Milk!-Sounds. War diese Kombination von hohen und tiefen Frequenzen besonders effektiv in diesem Club?
Für mich persönlich waren „Testone“ oder „Clonk“ von Sweet Exorcist echte und beinharte Erweckungserlebnisse. Und wenn ich irgendetwas aus dem Milk-Kosmos nochmal gerne fühlen würde, dann wäre es dieser spezielle, und wahrscheinlich irrsinnig verklärte, Keller-Basspunch. Diese Bassline und Blitzlicht. Danke, Glück, verweile doch! Ich war 94 mal im Warp-Laden in Sheffield. Ich habe vor Ehrfurcht keinen Ton herausgebracht. Die Tüte habe ich heute noch. Und die gute alte, später ebenfalls für’s Milk nicht unwichtige Hazel B arbeitet jetzt bei Designers Republic. Sie war ja vorher schon eine super Person aber, hey, die kennt diese Legenden! Im Ernst: Dieser Tune trägt in seiner Rohheit für mich ganz essenzielle Züge. Und jetzt bitte noch im Geiste die Shoutouts aus „How Ya doin“ von Nightmares On Wax runtersingen.
Altern 8 – Infiltrate 202 (Network, 1991)
Altern 8 waren ja so eine Art Rave-Fortführung von The KLF, und ihre Tracks oft eine wilde Mischung aus allen Winkeln energetischer Clubmusik. War das ein Milk!-Kriterium, alles geht, so lange es euphorisch ist?
Holger hat die spätere Residency von ihm und Bassface Sascha im XS in Frankfurt hiernach benannt: Bassbin. Ansonsten ist das hier alles so wahnsinnig stimmig. Bis hin zur Druckluft-Tröte. Und „Euphorie“ war sicher ein Thema, aber als ganz so wahllos würde ich das nicht stehen lassen wollen. Holger und ich vereint u.v.a. eine sehr skeptische Haltung gegenüber den Quatschtüten von Prodigy („Android“ jetzt mal bei Seite – was zu „Infiltrate 202“ ganz gut passt). Ich würde eher sagen, dass im Milk! eine irgendwie unausgesprochene Soundsystem-Kultur herrschte. Das Publikum hat schon sehr stark interagiert, und z. B. auf uns eingeredet jetzt doch endlich mal den „Haifisch-Tune“ (DJ Excel – Just When You Thought It Was Safe) zu spielen. Nicht eben ein fröhliches Liedlein. Wie auch „Mr. Kirk’s Nightmare“ und andere. Aber Altern 8 habe ich einfach nur geliebt. Ob nun das hier oder „Frequency“ oder, ebenfalls ein Muss: „ Brutal-8-E“
QX-1 – Love Injection (Rhythm Beat, 1991)
Mike Dunn trifft Larry Heard, eine geradezu erschütternde Deep House-Hymne. Wurde mit solchen Tracks die Ekstase in emotionalere Bahnen gelenkt? Wie wichtig war Deep House im Milk!-Kosmos?
Ich für meinen Teil, und ich glaube Holger stimmt da mit mir überein, habe das nicht so getrennt betrachtet. Ich empfinde das hier zudem als ausgesprochen ekstatisch. In dem Sinne, der irgendwann mal als „Trance“ verdummbeutelt wurde, aber ja nunmal nicht von der Hand zu weisen ist. „House“ war für mich persönlich allerdings der Weg. Wen es interessiert, in Hans Nieswandts Buch „Plus Minus Acht“ steht auch ein bisschen was zu dem, was für mich im Milk seinen Anfang nahm. Und wenn Du wissen willst, wie wichtig Deep House war, frag mal irgendeinen aus der Posse nach M1’s „Feel The Drums“ oder Basil Hardhaus’ „Hard For The DJ“. Oder nach „Generate Power“. Oder U.P.I.s „She’s A Freak“ und so unendlich vielen mehr. Die werden reihenweise Tränen in den Augen haben. Das waren alles Milk-Hits. Und dann gab es noch dieses Tape von DJ Ralphie aus Riccione (wo Dirks damalige Freundin Susanne und Tabea Heynig getanzt hatten), das uns verzaubert hat und eben einen ganz anderen Vibe, ganz anderes Mixing, ganz anderes alles repräsentierte. Im Übrigen sei hier dann angemerkt, dass das Milk kein originärer Gay-Laden war aber von hier aus eine ganze Reihe wegweisender Gay-House-Parties ihren Weg nahmen.
Rum & Black – Insomnia (Shut Up And Dance Records, 1991)
Shut Up And Dance waren enorm wichtige Pioniere der Breakbeat-Musik, und diese dreiste Version von Badalamentis Twin Peaks-Thema ziemlich typisch für ihre Haltung. Aber warum speziell dieser Track aus ihren an Höhepunkten reichen Back-Katalog?
Ich hätte gerne „The Green Man“ genommen, weil das Sakamoto-Sample eine Tür zu Gregors (Ruhe in Frieden, mein großer Freund) riesiger Sammlung u.a. des Yellow Magic Orchestra aufgemacht hätte. „Autobiography Of A Crackhead“, „Lamborghini“, Nicolettes Gesamtwerk, bis hin zu „Raving I’m Raving“ natürlich, was zweifelsfrei für einen der großartigste Momente stünde, den ich je auf einer Love Parade erleben durfte. „Ecstasy pouring down on me“ 1992 am Wittenbergplatz. Als Andre DJ Pussylover am Milk-Truck vor Glück die Rasenrabatten gevögelt hat. Und er war noch nicht mal der Glücklichste, meine ich mich zu erinnern. Aber zum einen wird generell viel zu selten auf „Rum & Black“ und dieses großartige Album hingewiesen („Funky Emotions“ allein!) und zum anderen ist der Umgang mit dem Twin-Peaks Thema in Ergänzung zu Mobys „Go“ schon sehr typisch für unser damaliges Mannheimer Selbstverständnis. Von Moby lief bei uns zu der Zeit „Next Is The E“, während in der Frontpage die wirklich dämliche B-Seite „Thousand“ für wegweisend befunden wurde. Was jetzt mal wirklich Quatsch war.
YBU – Soul Magic (SSR, 1991)
In den frühen 90ern war es ja durchaus üblich das Tempo mehrmals pro Nacht zu variieren. Wann liefen solche sonnendurchfluteten Downbeat-Hymnen? Und wie wichtig war das Balearic-Thema jener Zeit in Mannheim?
YBU war neben „Strings Of Life (Beatless)“ wohl der wichtigste Putzlicht-Track. Tempodrosselung mag ja ein Merkmal sein aber „Soul Magic“ fordert ununterbrochen auf es „zu fühlen“. Das haben die Leute mitgehaucht und empfunden. Dass man heute erklären muss warum Slow Jam und in-your-face durchaus intensitätsgleich sein können, scheint mir schon vielsagend. Und klar ging es irgendwie balearisch eklektisch zu, nur dass ich zumindest das Wort nicht kannte. Ich kannte einen für mich damals magischen Ort, der an einem Abend namens Mo-better-Milk so etwas wie Dance-Jazz aus einer durchaus auch balearischen Mod-Ska-Tradition beleuchtete und an einem anderen Abend von Manchester und New York über Kingston nach London und Detroit alles abklapperte was irgendeinen bestimmten Geist atmete.
The Morning Glory Seeds – E-Motions X-Pressed (Djax-Up-Beas, 1992)
Mediterran anmutender Rave-Techno aus Holland. Ich mochte es ja sehr, dass zu dieser Zeit so viele landestypische Indikatoren völlig vermengt und verwischt wurden, bis zur Unerheblichkeit. Wurde das ein Peaktime-Track, oder eine Mobilisierung zu anderen Zeitpunkten der Nacht?
Dieser Track steht hier für etwas vollkommen anderes. Nämlich für den Back-Room, in dem eine Zeit lang DJ Soundball eine irrwitzige Kaskade von Detroit-Techno-Soul aufgelegt hat. Das Hinterzimmer war ein wichtiger Ort. Eine Zeit lang war es insofern wortwörtlich der Chill-Out-Raum, als dass KLFs gleichnamige Jahrhundertplatte einfach nonstop die ganze Nacht lief. Und dann eben ein Spielfeld, wo Eddie Flashin’ Fowlkes sicher viel Freude gehabt hätte. Es war aber auch der Ort, an dem Holger überhaupt angefangen hat das Milk! zu formen. Aber es war eben auch so, dass aus dem eher Hintergründigen, Kontemplativen des Raumes solche Rave-Momente erwuchsen.
Nu-Matic – Hard Times (XL Recordings, 1992)
Noch trug UK Breakbeat stolz die traditionelle Reggae-Soundsystem-Kultur vor sich her, das Tempo war noch moderat. Aber hier setzen auch schon die härteren Sounds ein, und nur wenig später sollte sich das mit Hardcore alles potenzieren. Wie ging man im Milk! mit diesen Tendenzen um?
An dieser Stelle sollten Unmengen klassische Milk-Hits wie Agents Oranges „Sounds A Bit Flakey“, Acens „Trip To The Moon“ oder Sound Corps „Dream Finder“ stehen. Man könnte hier natürlich auch Unmengen deutlich aufregenderer Reggae/Ragga-Sample-Tunes aufzählen, wenn es da nicht diese eine Begebenheit mit „Hard Times“ gäbe. Sie kulminiert in einem Moment, als während irgendeiner Groß-Rave-Afterhour Mark Spoon, ich meine von Holger nahegelegt, diesen Track auflegte. Irgendjemand hatte das nun folgende Ritual schon Wochen vorher eingeführt. Ich halte heute nicht mehr viel von „Wir-Gefühl“, „Family“-Gequatsche oder Kollektivierung insgesamt. Aber als an Stelle von „hard times must be“ alle wie immer at the top of their lungs dem sichtlich beindruckten großen Frankfurter gemeinsam „Mannheim Posse“ entgegenbrüllten? Hands in the air und alles? Good Golly, war das geil!
Tronikhouse – Up Tempo (KMS, 1992)
Besonders Kevin Saunderson und auch Carl Craig setzten sich ja gerne mit UK-Breakbeat-Kultur asueinander, wohingegen das bei anderen Detroit Techno-Produzenten eher verpönt war. Dabei funktionierte das ja offensichtlich bestens zusammen. Gab es im Milk! generell einen Soundclash zwischen Detroit und UK Breakbeats?
Nein. Man könnte sagen, Sascha kam eher vom Detroit-Techno, Frankfurter Lesart, und Holger war eher englisch sozialisiert. Aber das wäre zu einfach. Es ging uns, wenn ich das für alle sagen darf, um ein bestimmtes ästhetisches und energetisches Level, das unterschiedliche Interpretationen kannte. Auf URs „Revolution For A Change“ fragen sie „live in Utrecht“ „are u down with the underground?“ Rhetorische Frage. Und ehrlich gesagt erscheint mir die Entwicklung der Breakbeats ohne Reese-Bässe kaum vorstellbar. Aber auch ohne Inner City nicht. Es gab auch Links wie Edge Records one, die zunächst einmal ordentlich 4/4telt, bevor ein klassischer Milk-Breakbeat Hit daraus wird.
Love Revolution – I Feel It (Network, 1992)
Italo-geschulte Piano-Hymen mit Rave-Elementen waren wohl sicherlich ein integraler Bestandteil des Milk!. Ist dieser Track ein besonderes Beispiel dafür? Und was machte diese Tracks dort so wichtig?
Auch hier muss ich sagen, dass es weniger der spezifische Titel ist, um den es hier geht. Gat Decors „Passion“, Andronicus’ „Make You Whole“ und von mir aus auch Felix’ „Don’t You Want Me“ könnten hier stehen. Dass hier schon wieder wie bei YBU „Feelings“ im Mittelpunkt stehen, ist entscheidend. Wir haben nichts mehr gefeiert als Emotionalität. Das ging dann mit Energy 52 oder einiges später mit Cleveland City Records weiter und erklärt die aufflammende Liebe vieler in der Posse zu Kid Paul, dem Dubmission-E-Werk und solchen ungebrochenen Spitzentypen wie DJ Clé. Ich kann und will bis zum heutigen Tage nicht davon lassen, dass ein anständiges Rave-Signal noch keiner Party geschadet hat. Ich weiß, in einem Club-Zeitgeist-Umfeld, in dem schon ein buntes T-Shirt als emotionale Entgleisung gilt, eine potenzielle Außenseiterposition.
Im Gespräch mit Sven von Thülen über “Into The Dragon” von Bomb The Bass (1988).
Wie und wann bist Du auf Bomb The Bass gekommen? Als “Beat Dis” rauskam?
Ja, “Beat Dis” war ja ein Riesenhit, der ist auch an einem damals 11 oder 12-jährigen wie mir nicht vorbeigegangen. Es gab gleich neben unserer Schule eine Bibliothek, in der man Kassetten und CDs ausleihen konnte. Da gab es auch “Into The Dragon”. Ausleihen, überspielen und ab in den Walkman. Das Cover von “Beat Dis” war auch der Grund, warum ich damals für eine Weile mit einem Smiley-T-Shirt rumgerannt bin. Vollkommen ahnungslos.
Warum hast Du Dir “Into The Dragon” ausgesucht? Ist es für Dich exemplarisch für diese Phase 1987/88, als sich junge englische Produzenten mit sehr viel Enthusiasmus auf die Möglichkeiten des Samplings stürzten? Was für Qualitäten besitzt “Into The Dragon” für Dich?
Als das Album rauskam, war ich wie gesagt noch ziemlich jung. Und ich hätte es wahrscheinlich auch nicht mitbekommen, wenn es nicht in den Charts gewesen wäre. Ich habe mir damals auch die ersten Maxis von S’Express und Coldcut gekauft und auch einige von den kommerzielleren Acid-House-Samplern, die es gab, mit so Sachen wie “Jack To The Sound Of The Underground” von Hithouse oder D-Mobs “We Call It Acieed”. England war ein viel wichtigerer Pop-Bezugspunkt für mich als zum Beispiel die USA. Es gab zu der Zeit immer dienstags auf Bremen 4 die BBC Top 40 im Radio und im Anschluss die Top 20 der Independent Charts. Das waren meine wichtigsten musikalischen Quellen. Da hab ich zum ersten Mal A Guy Called Gerald gehört, The KLF , Inner City, Sugarcubes oder auch Pop-Punk wie Snuff. Dass ich mich gerade für “Into The Dragon” entschieden habe, hat unter anderem damit zu tun, dass das Album quasi meinen Einstieg in Club-Musik darstellt und es musikalisch Vieles vorweg genommen hat, was mir später wieder wichtig wurde. Damals konnte ich das alles gar nicht dechiffrieren. Bomb The Bass steht also exemplarisch für diese Zeit, deren Platten ich viele Jahre später unter ganz anderen Vorzeichen noch mal neu entdeckt habe. Wobei: Meine “Into The Dragon”-Kassette habe ich schon mit besonderer Hingabe geliebt. Die Tracks hatten diese unglaubliche Energie. Ich hatte ja keine Ahnung, was genau ein Sample ist, aber dieses collagenhafte hatte etwas von Achterbahn fahren, und das hat mich fasziniert. Das es irgendwie nach HipHop (damals sagte man noch Rap, oder täuscht mich da meine Erinnerung?) klang, aber viel elektronischer und bunter war, trug auch zur Faszination bei. Ich hab ein paar Mal ältere Kids zu “Megablast” und “Beat Dis” breaken sehen, das passte in meinen Augen wie Arsch auf Eimer. Das Album hat für mich auch nichts von seinem unmittelbaren, sehr jugendlichen Charme verloren. Es ist wirklich gut gealtert.
In discussion with iamelectron on “Don’t Fight It, Feel It” by Primal Scream (1991).
This single is an outtake of Primal Scream’s seminal “Screamadelica” album. What is so important to you about this track that you chose to discuss it, and not the whole album?
The album as a whole is an amazing creation (excuse the pun) but it’s “Don’t Fight It, Feel It” that means the most to me. Every time I hear it I’m back in 1991 and it still gets the hairs standing up. It’s one of those songs that I’ll never be able to disassociate from the state, time or place I was in when I heard it.
How do you have 1991 in mind, especially compared to the years shortly before and after? What made that year special?
The summer of 1991 was a major point in my life. It was when I decided to pack in Art College and give the DJ game a serious go. I’ve been around electronic dance music in one form or another for quite a while. I was, and still am a huge fan of New Order, and some friends and I started a Joy Division/New Order cover band at school called Funeral in Berlin. I had the bass and the pony tail so I was Hooky, haha! Then I got involved in a Goth Disco band. Don’t laugh! We covered Dead or Alive, Sylvester, The Fine Young Cannibals and our Hi-Nrg version of “Jolene” was legendary (to about five people). So I was really into the sound of drum machines and synths. But it wasn’t until I went to Edinburgh Art College in ’89 that house and techno really hit me. I stayed in halls of residence for my first year. In the room around the corner from me was this guy from Aberdeen and he was always with this girl from college that I had the major hots for but was too shy to approach. So one day I went up and introduced myself to him in the hope that he’d introduce me to said lovely lady. I never got the girl, but I did get introduced to Acid House. My new friend lent me copies of “The House Sound of Chicago” and the first Jackmaster compilation, and I was blown away by the rawness of it. So I started hunting down more records. I’d done a few bits of DJ’ing before, playing at indie disco things with a few electronic tracks thrown in; Factory releases, Tackhead, Nitzer Ebb, early Ministry/Revolting Cocks, The Residents that sort of stuff – and now I was sticking in these new House tracks, completely unmixed I must add because I had no concept of how to put two records together at that point. I started to meet more people at college who were into the House scene and we’d head down to nights like UFO; a short lived weekly party in Edinburgh that Optimo’s JD Twitch ran before he created the infamous PURE night (with his DJ partner Brainstorm).
Then in 1990 Glasgow became the European City of Culture and with that came late licensing laws and Atlantis at the Sub Club (with residents Harri and Slam) so we’d head over there and got to catch the first touring DJ’s like the Boys Own and Flying gangs. Then a friend and I started driving down from Scotland to London to go to clubs there. I was being consumed by House! By now I’d completely lost interest in actually getting a degree and to my parent’s dismay I moved back home (home being St Andrews, a very small, very insular University town on the East Coast of Scotland) to ‘take a year out’. I’d unintentionally timed my move with the opening of a night in the nearby city of Dundee called the Rumba Club, and from the spring of 1991 to Christmas of that year it was absolute chaos! During those eight months Weatherall played three times – and on his second visit he dropped “Don’t Fight It, Feel It” as his very last song. I had never heard a reaction to a record like the one he received that night – and I don’t think I’ve heard a reaction like it since. When the whistle noise, stuttering percussion and that wobbly bass line started the place erupted – it was madness!!! I’d love to hear a recording of his set because I’m sure he was mixing both sides; starting with the A side and then moving onto the “Scat Mix”. When that deep, deep, bass noise he briefly uses in the track came on the place went up another gear. So I’m on a packed dance floor going nuts to “Don’t Fight It Feel It”, surrounded by all my friends who are going nuts and whack – epiphany time! Sod college, sod everything else…I want to do what he (Weatherall) is doing! So I left the club that night…“and he was never the same again”. Yip, 1991 and this track will always be really important to me.
1990 war in England ein Jahr wuseliger Umorientierung. Die Sommer der Liebe waren vorüber, Breakbeats standen in den Startlöchern um Acid House bei den Kornfeld-Raves abzulösen, Warp brachte Bleep und Clonks, in London und vor allem Manchester machte man sich daran Indiebands wie die Happy Mondays und Primal Scream mit den noch jungen Errungenschaften der Clubkultur zu versetzen, und UK Clubsoul rollte weiter. ”Electribal Memories“ von Electribe 101 brachte alle diese Umtriebe auf den Punkt, aber nicht im Sinne eines Konglomerats, das möglichst trendkonform alle verfügbaren Stilarten im Albumformat abklappert und dabei kaum über das klassische Popprinzip hinausgeht, ein paar Singles, ein paar Balladen und einen tristen Rest von Füllern zu versammeln. Electribe 101 begriffen ihr Album offensichtlich als ernstzunehmende Gelegenheit, Pop und Club nach ihren Vorstellungen zusammenzubringen, und setzten eher auf anhaltende Verehrung denn auf saisonale Hipness. Ihre Musik ist zwar eindeutig im damaligen Zeitgeschehen verwurzelt, doch die Hektik der Bestrebungen anderer, von der allgemeinen Dancefloorbegeisterung zu einem geregelten Einkommen zu gelangen, ist hier nicht zu finden. Vor allem bietet die kühle Metropolenmelancholie der Musik aber eine perfekte Plattform für die aus Hamburg stammende Sängerin Billie Ray Martin, die in einer Zeit, als Sängerinnen meistens entweder Disco-Überbleibsel auf dem dritten, oder austauschbare Radlerhosenhupfdohlen auf dem ersten Bildungsweg waren, eine Ehrfurcht einflößende Erscheinung war, eher von Nico und der dunklen Seite von Post Punk geschult, als von der imperativen Glückseligkeit gängiger Clubmusik. Billie Ray Martin interessiert sich überhaupt nicht für diese Traditionen, die Liebe von der sie in Tracks wie ”Tell Me When The Fever Ended“ oder ”Talking With Myself“ singt ist vor allem enttäuscht und verlassen, abseitig, einseitig und obsessiv. Und ganz besonders trifft das auf ”You’re Walking“ zu, wo die nächtliche Stadt nur noch hinterhältige Verlockungen bietet, und sich Liebe darin erschöpft, dem Objekt der Begierde nachzustellen, ohne jegliche Aussicht damit mehr zu erreichen als ein paar Schnappschüsse, um die hohlen Fantasien am Leben zu erhalten (eine Version des Tracks heißt nicht umsonst ”Peeping Tom Mix“). Es spricht aber auch für die Intensität der Musik von Electribe 101, dass ausgerechnet beim instrumentalen ”Ambient Groove Mix“ die meisten Schauer über den Rücken laufen. Ohne die Narration Martins wirkt der Track wie ein dunkel-fiebriger Soundtrack, und man findet sich unweigerlich selber in der Rolle des Stalkers wieder, der im günstigsten Observationsabstand seiner Zielperson durch den Regen folgt. Das ist als Hörerlebnis ziemlich harter Stoff, aber auch eines der beeindruckendsten Stücke jener Zeit. Und es sticht in der Popgeschichte heraus wie das Stilett im Stativ von Karlheinz Böhms Kamera in Michael Powells Psychopathenklassiker.
Recent Comments