Sharpe & Numan – Change Your Mind (Polydor)

Posted: May 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , | No Comments »

Trotz diverser wunderbarer Stücke hatte Gary Numan unter den Post Punk-Elektronikern immer diesen Anflug latent peinlicher Theatralik, seine Kunstmenschelei war zu überschminkt und er entkräftete seine postmodernen Themen einer schönen Automatenwelt mit etwas zu verkrampften Posen. 1985 tat er sich mit Bill Sharpe zusammen, der aussah als hätte er von vornherein jegliche Anforderungen an Stylekonzepte verworfen, und sie kombinierten Numans Nölstimme und diesen schimmernden House-Prototyp zu einem wahrhaftigen Glanzmoment, der merkwürdigerweise mehr artifizielle Alterslosigkeit und Serienperfektion suggerierte als sämtliche Soloversuche Numans zuvor. Diese Möglichkeit haben leider beide nicht begriffen und drifteten fortan in Mittelmäßigkeit ab, jeder auf seine Weise.

De:Bug Online 05/07


Tensnake – I Say Mista (Mirau)

Posted: May 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , | No Comments »

“I Say Mista” ist im Original ein sehr unverkrampfter Digitaldiscogroover, der sich in eine glitzernde Fontäne morpht und dann sehr aufreizend mit den physikalischen Vorzügen an dir vorbei wackelt. Der Remix von Audiovision ist die exaltierte größere Schwester am Tisch im Halbdunkel, deren Blick jeden Annäherungsversuch während der Nacht unterbunden hat. Aber als sie getanzt hat, war sie atemberaubend und gefror alles um sie herum. „Look to the Sky“ ist ein kleiner Charmebolzen mit italienischen Vorfahren dem du nicht nachträgst, dass er deine neuen Schuhe ruiniert hat, während er links und rechts alle angebalzt hat. Bevor er kam, war es nicht so unterhaltsam hier.

De:Bug 05/07


V.A. – Can’t Stop Won’t Stop (Iridite)

Posted: May 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Methodology macht schwirrenden Technofunk, zu dem emotional überwältigte DJs jeden Knopf und Fader einzeln kaputtmachen. Die Signale prasseln ganz schön nah herunter, aber eine gedankenverlorene Melancholie hält einen Schirm über dir auf und von hinten stützen dich die unbehauenen Rhythmen. Eine eigenwillige Konstruktion, aber sie hält. Bei „Proton Donor“ von Max Planck zuckt der Acid in einer beträchtlichen Anzahl von spasmischen Strängen und doch können diese chaotischen Effektwindungen von einer mild-elastischen Melodie und einer fachgerecht montiertem 909 in Schach gehalten werden. Wenn es bei THX 1138 eine Discoszene gegeben hätte, in der die ganze Decke runterkommt, das hier wäre der perfekte Soundtrack.

De:Bug 05/06


V.A. – Made Up Words (Iridite)

Posted: May 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Rubadub in Glasgow ist ein großartiger Plattenladen, in dem hochqualitative Selektion und lange Erfahrung seit Jahren eine fidele Mission verfolgen. Dem dazugehörigen Label Iridite hört man die strenge interne Geschmackskontrolle an, da wird im Vergleich so mancher halbherzige Schnellschuss der Neo-Detroit-Denkmalpflege entschlossen des Feldes verwiesen. Jason Brunton setzt frostigem Tanzbodenfunktionalismus ein warmes Abendrot entgegen, durch das Akkorde, Flächen, Bassläufe und Stimmen wie alte Freunde wandern, die stets zusammengehalten haben und sich immer noch regelmäßig treffen, weil es keinen triftigen Grund gibt, warum das nicht so sein sollte. In den Tracks von Jamie Greer alias Simplon ist die Perkussion komplett zum Appell angetreten und flirrt als verwinkelter Funk ums Neon, bis die Sicherung durchbrennt. Erinnert ganz willkommen an die nervösen Momente von Rhythim Is Rhythim.

De:Bug 05/06


V.A. – Maiden Voyage (Compost)

Posted: May 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Die Münchner Clubnacht Maiden Voyage stand Pate für diese von Rainer Trüby, Theo Thoenessen und Roland Appel kompilierte Ansammlung von Spezialschnittstellen zwischen zackigem Boogie, sweetem Soul und slickem Jazz. Wer seine Disco gerne links vom Feld und grundhysterisch ausstattet, wird hier abrutschen, aber wer schon mal unter guten Menschen auf einer Weekender-Tanzfläche seine Moves gemessen hat, kommt hier nach Hause. In der Kiste sind u.a. Toto, James Mason, Debra Laws, Norman Connors, Diana Ross (Tenderness!!), Xavier, Alicia Myers, High Inergy, für die Gefühlsrekapitulation von Spots zwischen abends, nachts und frühmorgens ist also mehr als gesorgt. Warum sollte man auch die Modern Soul-Berichtserstattung allein den Briten überlassen, soweit kommt’s noch.

De:Bug 05/06


Arp Aubert – Yasminnje

Posted: April 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , | No Comments »

„Yasminnje“ erschien erst als vermummter Melancholiker, der sich im Morgengrauen dann unvermutet doch als sich in scharfen Bewegungen wiegender Herzensbrecher entpuppt. An seine Ausstrahlung wirst du dich erinnern, wenn er schon längst wieder weg ist. „Nipplegate“ ist eine zierliche, kapriziöse, neurotische Schöne, die immer woanders wieder im Blickfeld auftaucht, aber für diesen Moment wieder alle Blicke auf sich zieht. „Gulden Bull“ ist am Rand aufgetaucht, und er hatte genau wie du das Bedürfnis nach einem schwelgerischen Innehalten in all der kurvigen Funkiness. Für diese drei Momente wart ihr alle wie Brüder und Schwestern.

De:Bug 04/07


Designer Imposter – Good News (Rubaiyat)

Posted: April 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Designer Imposter ist ein Mädchen aus New York City mit guten Platten und sie ist ungehalten. Das kann so nicht weitergehen. Wo sie vorbei schaut und weg hört, überall der gleiche Mist. Da macht sie nicht mit. Sie macht unromantischen Gulli-Dub, mit Ansage, und das klingt vorder- und hintersinnig, rechtschaffen und unterstützenswert. Pink Alert hingegen sind zwei prima Jungs aus Süddeutschland und sie haben den verschollenen Bobby Konders House Dub von Althea & Donna gefunden, der in der Konkursmasse von Nu Groove schon verloren schien. Das Master-Tape war leider ziemlich hinüber, aber sie haben es liebevoll rekonstruiert. Diggen lohnt sich eben.

De:Bug 04/07


Efdemin – s/t (Dial)

Posted: April 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , | No Comments »

Das ist das Schöne am gegenwärtigen Status von Hochqualitätstechno. Man kann sich inmitten eines Kollektiverlebnisses herumkatapultieren lassen, ohne ästhetische Grundüberzeugungen und genrespezifische Geschmacksprinzipien zu verraten. Jemand wie Efdemin hat errechnet, wie man einen großen Raum mit Klang komprimiert, ohne dabei das Ravesignalrepetitorium abzuklappern. Effizienz kann wieder klug sein, Referenzen sind nicht nur Rückspiegel und die Musik ist ein Maßstäbe setzender, futuristischer Skyscraper mit Panoramablick auf den Fortschrittsballungsraum, in dem der Produzent von der Eingangshalle bis zur Antennenspitze jedes Detail abgewogen hat und sich jetzt nach der Einweihung auf den Schirmen anschaut, wie sich sein Konzept in allen Räumen als Drama und Glück fortpflanzt. Um die Überforderten kümmert sich diskret der Sicherheitsdienst.

De:Bug 04/07


Imatran Voima – Welfare State Of Mind (Mighty Robot Recordings)

Posted: April 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , | No Comments »

In Finnland ist der Bass einfach zu weit von Miami entfernt, um eine wohlgemute Ärsche und Titten-Connection als Manifesto in die Welt zu pumpen, hier scheitert man schon beim Einholen der Stütze. Die erbeuteten Schemata gibt man aber auch nicht mehr her. Im Gegenteil. Volle Entkernung, Billigschnaps und Billigcomputer, mit einem ziemlich fiesen Rausch im Schlepptau, der irreparable Folgeschäden haben wird. Für diesen Krach wurden Autos quasi erfunden, die bei geleertem Tank und erneutem Sonnenaufgang am Stadtrand zurückgelassen werden.

De:Bug 04/07


Kathy Diamond – Miss Diamond To You (Permanent Vacation)

Posted: April 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Der benebelte Tüftler und seine fragile Muse in einem Aufeinandertreffen, das so gut zusammenläuft wie das Flüssigmetall beim T-1000 und den Post-Disco-Konflikt fast im Alleingang löst. Im gegenseitigen Einvernehmen scheint vor allem die Dosierung so schlüssig wie seit Urzeiten nicht mehr gehört. Nicht zu viel Boogieismus, zu viel tragisches Epos, zu viel Track, zu viel Song, zu viel Effektgarnitur, zu viel Referenzschläue, zu viel Spacetroopertum, zu viel Divenhand, zu viel Traditionsgewissen, aber eben auch nicht zu wenig, und vor allem so viel überlegene Komprimierung. Das lässt sich vermutlich kaum wieder- aber auch nicht überholen. Jetzt heißt es vorrausichtlich auf unterschiedlichen Missionen Hello Yellow Brick Road und den Giftschrank übereiliger Major-Labels überfüllen.

De:Bug o4/07