Soif De La Vie – Goddess Of Love (Uff-Zick)

Posted: July 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Das Leben hält Momente bereit, in denen man nichts dringender braucht als einen pfeilschnellen Hi-NRG-Torpedo, der mit billigen Sequencern und schmierigen Verlockungen den Hochkulturballast im Kopf versenkt und als sexy Glitzerstrahl direkt in die Nacht fährt. Soif De La Vie haben mit diesem Wunderwerk der Lehre von Moroder, Cowley und Orlando noch ein Kapitel hinzugefügt, das es gehörig in sich hat. Auf zehn Minuten Länge gibt es hier das volle Programm der dynamischen Disco-Futuristik und dazu derrwischt eine Frau, vor der man wirklich Angst bekommt und doch, ihrer Willkür möchte man sicher jederzeit ausliefern, zumal der letzte Wille schon längst sturmreif geschossen ist. So ist das bei wahren Göttinnen.

De:Bug Online 07/07


Syncbeat – Music (Streetwave)

Posted: June 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Greg Wilson war erwiesenermaßen der DJ, sich schon zeitig um die Einführung von Electro in die britische Clublandschaft kümmerte. Diese Platte war ein Exponat auf der Compilation „UK Electro“ und einer seiner ersten Gehversuche im Studio. Das Ergebnis hat zwar noch die Klangästhetik der amerikanischen Originale, bewegt sich aber schon eher in einem Groove, zu dem man wenig später in Chicago House sagte, garniert mit Sci-Fi-Flächen, zerhackten Ansagen, seltsamen Stammesgesängen und einer ausgefuchsten Dramaturgie. Das Stück passte hervorragend in den langen Abschied von Disco auf dem Weg zu neuen Gefilden, wurde dann aber schmählich fallen gelassen als ungekannte Helden aus Übersee ihre Rumpelmaschinen auf vollen Schub schalteten. Man kann nur mutmaßen was Wilson so alles angestellt hätte, wenn er damals am Ball geblieben wäre, aber die Aktivitäten nach seiner späten Rückkehr haben dann ja so manches Versprechen eingelöst.

De:Bug Online 06/07


Sharpe & Numan – Change Your Mind (Polydor)

Posted: May 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , | No Comments »

Trotz diverser wunderbarer Stücke hatte Gary Numan unter den Post Punk-Elektronikern immer diesen Anflug latent peinlicher Theatralik, seine Kunstmenschelei war zu überschminkt und er entkräftete seine postmodernen Themen einer schönen Automatenwelt mit etwas zu verkrampften Posen. 1985 tat er sich mit Bill Sharpe zusammen, der aussah als hätte er von vornherein jegliche Anforderungen an Stylekonzepte verworfen, und sie kombinierten Numans Nölstimme und diesen schimmernden House-Prototyp zu einem wahrhaftigen Glanzmoment, der merkwürdigerweise mehr artifizielle Alterslosigkeit und Serienperfektion suggerierte als sämtliche Soloversuche Numans zuvor. Diese Möglichkeit haben leider beide nicht begriffen und drifteten fortan in Mittelmäßigkeit ab, jeder auf seine Weise.

De:Bug Online 05/07


Romanthony – Falling From Grace (Azuli)

Posted: April 5th, 2007 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Gleichermaßen von dem Sexgnom aus Minneapolis und dem Leibhaftigen von ganz oben angeleitet, wagt sich Romanthony in der opulentesten Phase seines Exzentrikertums weit in die Schattenseiten des nichtigen Daseins vor, dort wo nur der Geist und das Wort das Chaos zu erhellen vermögen. Er ist der Coolste unter den Getriebenen, und er ist entschlossen seine alttestamentarische Botschaft in dein unwürdiges Ohr zu nageln. Zitternd unterwirft er sich der Gnadensprechung, gleichermaßen auf Erlösung und Verdammnis hoffend, doch er wirft einen lustvollen Seitenblick auf diejenigen, die verwirrt am Scheideweg erschauern und vergeblich auf eine Weisung hoffen. Tony Humphries und die Murk Boys konnten begreifen, um was es hier geht und sie waren stark genug, diesen unwegsamen Pfad zu betreten. Als sie wieder zurückkehrten, hatten sie diese dunkle Botschaft mitgebracht und alles vorher Bestehende war wie ausgelöscht.

De:Bug Online 04/07


Foremost Poets – Reasons To Be Dismal? (Nu Groove)

Posted: November 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Von allen Exzentrikern im House ist Johnny Dangerous ganz weit oben in der Thronfolge und dies ist sein erstes Opus. Kaputte Spuren von Love Committee und Eddie Kendricks trudeln durch ein psychedelisches Meisterwerk in vier Aufzügen, in dem Phaser auf gut Glück in die Dunkelheit schießen, die Basslines sich mindestens vom Kern der Erde in die sündigen Großstädte zurückwühlen und die Tastenklänge sich meilenweit in ungeahnte Tiefen schlieren, wobei darüber der Schöpfer dieser wahrhaft erschütternden Musik ungerührt über unser aller sterbliche Hoffnung und Verdammnis philosophiert. Die archaische Steintafel des Deep House, you better believe.

De:Bug 11/06


Baby Ford – Ooo, The World Of Baby Ford (Rhythm King)

Posted: March 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Es schien schon bei seinem Debüt „Fordtrax“ so, als hätte Peter Ford etwas anderes für Acid House im Sinn als die räudigen Vorläufer aus Chicago, womit er den Hang der englischen Auslegung zu mehr Pop- und Glamversprechungen im 303-Regime anführte. Sein zweites Album war dennoch ein unerwartetes Erlebnis. Der dünnste Elektroniker aller Zeiten legte sich kühn zwischen Wigan Casino, T-Rex, Shoom, Garage, Disco und Strand- und Wiesenidyll quer und wollte beherzt mit diesem Entwurf in Richtung Top Of The Pops davonpreschen. Ich hätte ihm das Leben des Superstars aus vollem Herzen gegönnt, doch es sollte nicht sein. Stattdessen konvertierte er das Konzept auf seinem dritten Album in einen letzten krachig-düsteren Post-Aids-Trauma-Latex-Konfrontationskurs und verabschiedete sich anschließend bis heute in die Reduktion.

De:Bug Online 03/06


Caucasian Boy – Northern Lights (Strictly Rhythm)

Posted: February 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Crispin J. Glover hatte eine Vision von House, in der Acid und Deep House eng umschlungen über den Abspann von Wild Pitch tanzten. Zuerst erblickte „Northern Lights“ auf seinem eigenen Label Matrix die Nacht, ein bockiger 303-Groove, in dem sich plötzlich Himmel öffnen und Meere weiten, um dann in einem wuchtigen Crescendo alles in Schutt und Asche zu legen, an das man vorher geglaubt hatte. Auf der Strictly Rhythm-Ausgabe kommt dieses Erlebnis kongenial in zwei Kapitel dosiert, auf das man den Gehalt dieser nachhaltigen Erfahrung rechtmäßig unter den Brüdern und Schwestern verteilen möge.

De:Bug Online 02/06


KC Flightt – Planet E (RCA)

Posted: February 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Ich gebe zu, Hip House war nicht gerade ein Ausbund an lyrischer Tiefe, doch wenigstens seine Partytauglichkeit ist absolut zu Unrecht in Verleugnung geraten. Bei dieser Platte jedoch passierte eine verblüffende Harmonie von Wumms und Hirn. KC Flightt, der Hip House-New Jersey-Repräsentant, nimmt die Perspektive des Besuchers aus dem Weltraum ein, der seine bissigen Beobachtungen der weißen („Group A“) und schwarzen („Group B“) menschlichen Spezies im urbanen Lebensraum in sein Logbuch notiert. Das erinnert an „Cities“ von den Talking Heads, doch es ist deren „Once In A Lifetime“ das hier als Sample über eine Acidline sinniert, die brummt wie eine Motte im Wandschrank, die über Nacht auf dreißigfache Größe mutiert ist. David Byrne hatte im Videoclip einen Gastauftritt. „And who got the pay? Well, eventually Group A.”

De:Bug Online 02/06