Musik hören mit: DJ Sprinkles

Posted: March 9th, 2010 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , , , | No Comments »

> Bocca Grande – Overdose (Four Roses Recordings, 2009)

Ich kenne es nicht. Ist es aus Deutschland?

Nein, ist es nicht. Es ist ein deutsches Label, aber die Produzenten sind aus Japan.

Das wäre meine nächste Vermutung gewesen.

Warum hättest Du das vermutet?

Das Piano als Schlüsselelement. Ein helles Piano und auch die Art, wie sie es editiert haben. Es ist offen.

Interessant, dass Du aufgrund des Piano-Sounds auf Japan gekommen bist.

Ich denke, dass diese Art Melodie etwas hat von japanischem Soundtrack-Piano-Stil hat. Diese gewisse melodische Herangehensweise. Es gibt immer dieses romantische, dramatische Element. Und nun mit dem Keyboard weiß man genau, dass es definitiv aus Japan kommt. Es ist aber ein sehr schöner Sound. Sehr Yellow Magic Orchestra. Sehr oldschool.

Das ist, was ich dachte, als ich es ersten Mal gehört habe. Es klingt nach der Art wie Sakamoto Piano spielt.

Genau, das Piano ist irgendwie Sakamoto, aber das Keyboard im Hintergrund ist der Hosono-Touch. Es ist diese Tanzmusik, zu der Du nicht tanzen kannst, für mich jedenfalls. Vielleicht bin ich, was das Tanzen angeht, zu einfach gestrickt. Es hat diese Plastizität an sich. Ich frage mich oft, wenn ich diese Art Musik höre, ob die Musiker diese Plastizität kritisch angehen, oder ob es nur ihr künstlerischer Ausdruck ist, und eine unkritische Herangehensweise. Aber dieser Collagen-Stil zwischen Melodien, Elektronik und Texturen ist auch sehr japanisch.

Sie nennen sich Bocca Grande. Ein Paar, und sie ist Klavierlehrerin. Alle ihre Tracks haben diese Piano-Elemente.

> H.O.D. – Alive And Kicking (Mata-Syn, 2009)

Schnelles Tempo. Zu schnell für mich zum Auflegen. Das kenne ich auch wieder nicht, ich vermute mal, es ist europäisch.

Ja.

Aber kontinental, definitiv nicht englisch.

Es ist englisch.

Nein, ist es nicht! (lacht) Plugin-Keyboards, würde ich sagen. Software-Studio. Auf eine Art wie Snd auf Acid, weißt Du was ich meine? Es klingt wie eine Snd-Platte auf 45, über die man einen Beat gelegt hat.

Ja, dies ist ein englischer Dubstep-Produzent. Ein gutes Beispiel für einen etwas deeperen Stil, nicht so abhängig von den sonst üblichen darken, wobbeligen Basslines.

Ich wünschte, wir hätten einen DJ-CD-Player dafür, denn der Bass ist nett. Es wäre schön, das erheblich langsamer zu spielen.

Ich hab das ein paarmal gespielt und auf -6 heruntergepitcht, und es funktioniert.

Ja, man müsste es so auf zwischen 120 und 125 BPM herunterbekommen, und es könnte wirklich deep sein.

Ist das ein Sound, den Du magst?

Nun, es erinnert mich an einen Sound, den ich mag. Aber die Pads, ich müsste raten, wenn ich sagen wollte, ob es Plugins oder Synth-Software-Keyboards sind, zumindest ist es ein Mastering-Stil, wo es hochgeladen wird und dann mit digitalem EQ und Plugins gearbeitet wird. Der Sound erhält dadurch diese Knusprigkeit, die mich nicht wirklich interessiert. Auf seine Art ist es zu clean, und zu scharf. Es ist ein Klang, der nur mit Digitalaufnahmen funktioniert. Was in Ordnung ist, es ist auf diese Art eben zeitspezifisch, und zeigt, dass ich überholt bin. Es ist wie House Music mit etwas zu unbehandelten Patch-Sounds. Das führt zu so einem industriellen Flavour. Das schreckt mich auch bei modernem Techno ab, ich mag das nicht.

Weil es vorgefertigt klingt?

Ja, aber auf eine Art die nicht zynisch ist. Ich kann es nicht genau sagen. Ich finde nicht die richtigen Worte um zu beschreiben, was mit diesem Keyboard-Sound ist. Aber ich mag den Bass.

Es ist definitiv für große Soundanlagen gemacht.

Ja. Read the rest of this entry »


Musik hören mit: Tama Sumo

Posted: October 30th, 2009 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , , | 1 Comment »

Lowtec – Angstrom (Polyfon) 2009

Das ist neueren Datums. Redaktionshit.

So viel zum Thema trippig. Könnte ich dafür schon anwenden den Begriff.

Ist das eine Platte über die Du im Plattenladen nachdenken würdest?

Wahrscheinlich ja. Möchte sie aber noch ein bisschen länger hören.

Bist du jemand der Platten im Laden etwas länger hört?

Ich höre gerne ein bisschen länger, weil ich ansonsten gerne mal etwas nicht entdecke, und dann denke „das ist es nicht“. Aber dann merke ich, dass sich das entfaltet, wenn man ein bisschen länger reinhört. Umgekehrt ist es mir auch schon mal passiert, dass ich ganz schnell reingehört hab und mich zuhause frage, was ich da mitgenommen habe. Das hier mag ich von der Stimmung ganz gern. Die hat schon ein bisschen was Düsteres, aber gleichzeitig auch was ganz Entspanntes, wo man sich reinlegen und dahin fließen kann.

Ein Soundtrack-Feeling?

Ja, auf jeden Fall. Da kann man schon mal ein bisschen wackeln, das könnte ich mir für ein Anfangsset super schön vorstellen. Zum Reinkommen.

Das ist die neue Lowtec.

Jetzt wo du es sagst finde ich es gar nicht so abwegig. War jetzt überhaupt nicht der Erste, der mir einfiel, aber doch schön.

Terre Thaemlitz – Hush Now (DJ Sprinkles Broken Record Mix) (Public Record) 2006

Alt?

Ulkigerweise nicht. Das ganze Knacken gehört konzeptuell dazu und ist ganz schön übertrieben. Also wir haben hier Jemanden, der schon ein sehr komplexes Verhältnis zur Clubkultur hat.

Obwohl ich sagen muss, dass ich die Knackgeräusche im Moment dezenter angenehmer finden würde. Also es nervt mich gerade. Am Anfang dachte ich noch: „Oh, da bin ich wirklich voll reingefallen, dachte halt es ist ein altes Stück.“ Das ist mir zu inflationär eingesetzt. So ein bisschen ab und zu hätte ganz viel Charme haben können. Aber so ist es: „Guck mal, ich hab eine lustige Idee.“

Der Mixtitel ist „Broken Record Mix“.

Das ist mir jetzt gerade zu gewollt.

Und wie findest du die Musik ansonsten?

Die könnte hübsch sein. Ich höre ich mir aber lieber eine alte Platte an mit ein bisschen Knistern. Und ich finde das Vocal-Sample total blöd, ist so ein bisschen cooles „Hey Hey Hey“. Es kommt auch zu oft.

Das ist Terre Thaemlitz als DJ Sprinkles.

Das find ich erstaunlich, weil ich den eigentlich toll finde. Die Idee an sich wäre nicht schlecht, aber es ist mir überall zuviel Gewürz drin.

Aber es geht schon in die Richtung von „Midtown 120 Blues“.

Ich würde das Sample rausnehmen und das Knistern reduzieren. Dann wäre es echt super. Hat eine schöne Stimmung und einen tollen Oldschool-Charakter.

Die Art von Bassline benutzt er gerne, erinnert an „Nude Photo“ von Derrick May.

Das finde ich ja ganz toll. Ah, jetzt wird es auch mit dem Knistern weniger. Vielleicht gibt es das auch als „nur leicht angestaubte Platte“-Mix.

Das ist nur als MP3-File erschienen.

Ohne Sample und mit weniger Knistern wäre es der Hit. Aber es gibt tatsächlich andere Tracks von ihm mit ähnlichen Basslines. Wirklich schade, weil ich den sonst ganz grandios finde.

Aber es ist eigentlich eine sehr konsequente Haltung, etwas so Schönes zu verhunzen. Vielleicht bringt er es ja noch ohne Knacken heraus.

Konsequente Haltung ist natürlich ein Argument, aber ich frag mich immer, was eine konsequente Haltung nützt, wenn es mich nervt. Und ich finde das so schade, weil das ohne das Knacken garantiert eine Platte wäre, die ich kaufen würde. Read the rest of this entry »