Interview: Miss Kittin

Posted: November 9th, 1999 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , | No Comments »

Wie bringst Du Unterhaltung ins Djing?

Ich langweile mich nie. Ich wechsle die Atmosphäre, spiele unerwartete Melodien und riskiere etwas.

Spielst Du Freestyle? Wie machst Du das?

Ja, ich spiele Freestyle. Nur einen Sound zu spielen ist öde und außerdem mag ich verschiedene Stilarten. Zum größten Teil benutze ich Minimal Techno gemischt mit Electro, House, Breakbeats und Anderem. Freestyle ist aber gefährlich, denn es muß harmonisch sein.

Ist Retro notwendig?

Nein, ist es nicht. Daß ist geschmacksabhängig oder man will sich damit an schöne Momente erinnern. Ich bin retro zum Spaß oder um zu überraschen, aber nicht automatisch. Read the rest of this entry »


Interview: Hans Nieswandt

Posted: October 9th, 1999 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , | No Comments »

Leider noch zu selten verirren sich DJs mit nationalem oder gar internationalem Renommée in das etwas behütete Kieler Nachtleben. Dennoch gibt es in unregelmäßigen Abständen dann doch solche Abende, bei denen ein weltgewandter Profi-Plattenaufleger mit Erfahrung und hier noch nie erlebter Musik das Partyvolk bis zur freudigen Erschöpfung durch die Gegend scheucht. Ein gutes Beispiel für solch einen Vertreter der Zunft ist Hans Nieswandt, der vor gut zwei Jahren einen umjubelten Auftritt in der Tanzdiele absolvierte. Seitdem hat sich natürlich viel getan, aber Nieswandt ist noch immer viel beschäftigt. Sporadisch veröffentlicht er noch Artikel bei seiner alten beruflichen Heimat, der „Spex“, und will dem Schreiben auch weiterhin treu bleiben, aber hauptsächlich ist er in Bezug auf Musik von der Theorie auf die Praxis umgewechselt und ist als DJ und vor allem als Musiker bei Whirlpool Productions erfolgreich. Für kurze Zeit war er sogar Popstar, als „From Disco to Disco“ für alle Beteiligten überraschend die italienischen Charts anführte:“ Das war schon eine seltsame Episode. Es gibt in Italien eigentlich keine seriöse Musikpresse und die zuständigen Journalisten vom Feuilleton der Tageszeitungen waren immer erstaunt, daß wir gar nicht doof und eine wirkliche Band mit Hintergrund sind. Wir wurden sonst immer eher als die drei Besoffskis aus Deutschland präsentiert, so wie Trio oder so.“ Read the rest of this entry »


Interview: Robert Merdzo

Posted: June 9th, 1999 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , | No Comments »

Robert Merdzo aus München veröffentlicht seit 1989 elektronische Musik experimenteller Natur und hat in seinem musikalischen Lebenslauf einiges vorzuweisen. Er brachte auf dem Sub Up Label viel beachtete Klangarbeiten mit Theaterverbindung und Industrial-Flair heraus und arbeitet als Mitglied von Mass auch im herkömmlichen Bandkontext. Am auffälligsten war bisher jedoch seine Kooperation mit dem legendären Aktionstheater La Fura Dels Baus, für die er als musikalischer Direktor fungiert. Somit zeichnet er verantwortlich für die imposanten Klanggebilde der „Simbiosis“-Tour der Spanier, die ja auch bei ihrem letztjährigen Gastspiel zur Kieler Woche Aufsehen erregten. Sicherlich sorgt die Resonanz auf seine Theatermusik für ausreichend Genugtuung und Weltgewandtheit („Zuletzt sind wir in Buenos Aires vor etwa 40000 Menschen aufgetreten“), aber Robert Merdzo führt seine Talente auch gern im kleinen Rahmen vor. „ Ein Auftritt vor 20 bis 30 Menschen kann ebenso interessant sein“. Anlaß dieser Auftritte im Rahmen einer Tour durch deutsche Clubs ist seine aktuelle CD „n.a.q.o.b.“, die auf dem Münchener Traditionslabel Disko B erschienen ist. Darauf arbeitet sich Merdzo samt Partner Bülent Kullukcu auf 140 Minuten Länge durch alle denkbaren elektronischen Musiksparten und pendelt gekonnt zwischen Experiment und Tanzfläche. Zwischen Kulturbetrieb und Partykultur sieht er dabei keinen Widerspruch:“ Überhaupt nicht. Die Leute reagieren sehr aufgeschlossen auf Brüche zwischen tanzbarer Musik und Ambientstücken. Die erforderliche Improvisation und die Grenzüberschreitungen machen das Ganze gerade reizvoll. Das Publikum ist im positiven Sinne hin- und hergerissen “. Auf jeden Fall ist Merdzo durchaus imstande, sowohl Tanzfreudige als auch bloße Zuhörer zu begeistern. Sein Auftritt in der Tanzdiele geht jedenfalls über eine getreue CD-Präsentation hinaus. „ Wir sind ein elektronischer Live Act, der autark ist. Wir kommen und stöpseln uns ein. Die Anzahl der Geräte orientiert sich an den Räumlichkeiten der Clubs. Wir spielen auch nicht nur die letzte CD herunter. Wir benutzen etwa fünf Tracks davon und benutzen auch altes oder neues, noch unveröffentlichtes Material. Die Auftritte sind jeweils unterschiedlich. Wir improvisieren viel und benutzen die Tracks als Basics, die wir dann live remixen. Zum Beispiel kommen durch Bülent orientalische und andere Einflüsse dazu und ich spiele auch Bass und setze meine Stimme ein.“ Mit diesem offenen und funktionstüchtigen Konzept müssen sich Merdzo und Kullukcu nicht unbedingt an einem DJ orientieren aber sie haben dennoch einen kongenialen Mitstreiter dabei, auf den sich die hiesige Technoszene ebenfalls freuen kann. DJ Upstart dürfte als Disko B Chef, Ultraschall Resident, Technopionier und Mitstreiter von DJ Hell ebenso weit über München hinaus bekannt sein und wird am gleichen Abend die Plattenteller bedienen.

Kieler Nachrichten 06/99


Plattenbau

Posted: March 9th, 1999 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , , , | No Comments »

Der ebenfalls von TFSM/MFOC präsentierte Auftritt von Bradley Strider im Januar ist in Kiel wohl in guter Erinnerung geblieben, denn die Tanzdiele war am Samstag gut besucht, als Super Defekt, Elektropasha und DJ Subtropic im Rahmen der Plattenbau-Tour die Plattenspieler bedienten. Die rege Neugier der Kieler wurde dann auch reichhaltig belohnt, denn die drei DJs lieferten einen facettenreichen Abend in Sachen anspruchsvoller elektronischer Musik. Super Defekt und Elektropasha starteten eine Aufwärmphase auf hohem Niveau, die stilistisch von englischen Produktionen der 90er Ära geprägt war, als Labels wie Rephlex oder Warp das etwas unglückliche Genre „Intelligent Techno“ begründeten. Gut zusammengemixt gab es Musik in der Art von Richard D. James, B12, Kirk Degiorgio oder Autechre, also den musikalischen Gegenentwurf zu gleichförmigen Technosets, die sich eher über Härte und Geschwindigkeit als über Ideenvielfalt und Mut zum Risiko definieren. Am Anfang des Abends schien das Publikum damit etwas überfordert zu sein und nur zögerlich traute man sich zu, sich zu bewegen. Die DJs zogen daraus die Konsequenz und schwenkten flexibel von den ungeraden und zerhackten Beats britischer „Artificial Intelligence“ zu aktuellem Electro und tiefem Technohouse a la Planet E und Baby Ford. Infolgedessen regte sich nun die Partylaune und so entstand der notwendige Nährboden für Jake Smith alias DJ Subtropic aus Brighton, dessen Plattenauswahl aber zuerst kaum an subtropische Gefilde denken ließ. Düstere Science-Fiction Filme lagen als Assoziation schon etwas näher, da er seinen Set mit ziemlich hartem Darkstep begann und konsequent knackigen Drum and Bass mit Boller-Baß und sägenden Synthies auflegte. Da wurde einem ordentlich der Kopf gewaschen und es kam Bewegung in die Anwesenden. Dankenswerterweise verzichtete Subtropic auf übermäßige Tempomachererei, so daß auch Drum and Bass-Unkundige zu dem dunklen Soundgewitter tanzen konnten. Als sich dann schon jeder auf eine wuchtige Breakbeat-Party eingestellt hatte, wechselte Subtropic gekonnt das Register und schwenkte zu einem kompetenten Freestyle-Set über, welches in punkto Mixfertigkeit und Zusammenstellung einiges zu bieten hatte. Er überrumpelte die aufnahmebereiten Zuhörer mit Sprüngen zwischen Hip Hop, Electro, Filter Disco, House und Downtempo Breakbeats und immer wieder zurück zu Drum and Bass. Glücklicherweise war an diesem Abend jeder in der Laune für Abwechslung und Experimentierfreude, denn der Bereich um den DJ war durchgehend prall gefüllt. Nach DJ Subtropic sorgte dann Labelmacher Ralf Köster selbst mit ausgesuchten House- und Technoperlen für den runden Abschluß einer gelungenen Nacht. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Tanzdiele auch weiterhin mit ihm zusammenarbeiten kann, denn Veranstaltungen von diesem Kaliber kann das Kieler Nachtleben wahrlich gut gebrauchen.

Kieler Nachrichten 03/99


Interview: Abe Duque

Posted: February 9th, 1999 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , | No Comments »

Carlos Abraham Duque Alcivar aka Abe Duque ist seit Jahren eine feste Größe in der bunten Welt der elektronischen Musik. Der gebürtige Ecuadorianer hat seinen festen Wohnsitz in Hollis, New York City, von dem aus er seine eigenen Labels Tension, Rancho Relaxo, Hollis Haus und Inner Sanctum betreibt. Es spricht für seine Erfahrung als Musiker, daß die Musik, die er unter zahlreichen Projektnamen in die Welt aussendet, nicht auf einen bestimmten Stil festzulegen ist. In Europa wurde er vor allem mit dem Pseudonym Kirlian bekannt, unter dem er auch schon einige Tracks beim Münchener Renommierlabel Disko B untergebracht hatte. Da Abe Duque aber auch ein sehr umgänglicher und kontaktfreudiger Mensch ist, verteilte er seine Produktionen auch auf Sähkö (Finnland) und DBX (Italien), remixte für DJ Hell oder die Merricks und arbeitete mit Panasonic und Jimi Tenor zusammen. Nach seinem ersten Album „Chicken Wings and Beef Fried Rice“ für Disko B veröffentlichte er in diesem Jahr den Nachfolger „Pleasure Yourself“, auf dem er erneut an den gängigen Schubladen vorbei eine eigenwillige Sicht von moderner Techno-Musik umsetzt. Seine Musik schwankt, erfrischend losgelöst von den Zwängen des Trendbewußtseins, zwischen dunkel-minimalistischen Tanzflächenfüllern und verträumten Downtempo Experimenten und das Album endet furios mit einer vierminütigen Aneinanderreihung von Anrufbeantwortersprüchen, bei der sich mit den Worten „Hi! I´m XY…and I like to pleasure myself!“ die gesammelte Elite von DJs und Musikern der internationalen Technoszene zur Selbstbefriedigung bekennt. Derart verschrobener Humor kennzeichnet auch das Booklet der CD, in dem Abe Duque in umwerfend komischen Fotocollagen als hedonistischer Lebemann, Ladykiller, Superstar DJ und Held von Hollis inszeniert wird. Die Wirklichkeit sieht nur geringfügig anders aus: „Wenn ich zuhause bin, hole ich mir höchstens mal was an der nächsten Ecke. Ich mache dann eher nur Musik und entspanne mich.“ Read the rest of this entry »