V.A. – Sunday Afternoon At Dingwalls (Ether Records)

Posted: October 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , | No Comments »

Gilles Peterson und Patrick Forge lehnen sich mit dieser Sammlung zurück und gedenken des Londoner Alldayers, mit dem der ganze Acid-Jazz-Komplex seinen Lauf nahm. Dingwalls war damals das Auffangbecken für die monotoniegeplagten Hipster, die je nach Blickwinkel unter- oder überfordert nach der musikalischeren Alternative zur Acid – Revolution fahndeten. Zu Rolli und Goatee abgebogene Ex- Mods und Soulboys, Straight-No-Chaser-Abonennten, Anspruchsposer und und Tanzflächenakrobaten schmissen sich in den leichten Jazz der tanzbaren Variante und manifestierten eine robuste Geschmacksbastion, deren Diktat noch immer fingerhebend in den meisten Veröffentlichungen nachhallt, die sich an Jazz mit schwachen Nerven und faltenfreiem Funk abarbeiten. Im Überblick ist das zwischen den warmgeduschten Düdel-ClubSoul-Funk-Brasil-Jazz-Komponenten von Ayers bis Ponty aber auch immer noch so adrett und versnobt, dass man gar nicht weiß, ob man sich für diesen komplett unruppigen Rückblick wirklich bedanken muss. Cecil Taylors Rübe in die Tasten knallen zu sehen, ist auf alle Fälle eine reizvolle Alternative und Musik aus der Steckdose geht irgendwie auch, wie immerhin später auch eingesehen wurde.

De:Bug 10/06


V. A. – Gilles Peterson Presents The BBC Sessions (Ether)

Posted: November 7th, 2005 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , | No Comments »

So einem hartnäckigen Geschmacksverfechter wie Peterson, der höchstwahrscheinlich nichts Peinliches besitzt oder in der Kneipe mitsingt, könnte man leicht saturierte Musikverwaltung anheften, aber auf dieser Zusammenstellung von exklusiven Aufnahmen aus Sessions seiner Worldwide-Radioshow aus den letzten fünf Jahren sind ganz schön verschrobene Nummern drauf. Natürlich entspricht ein Gutteil der illustren Gäste Petersons bewährter Idee von gut abgehangenen Vibes zwischen Clubsoul, Nu Jazz und Hip Hop im Bandformat aber neben Peven Everett, Amp Fiddler, den Roots oder Dwele haben eben auch Spektrum und Matthew Herbert im Studio herumgejammt. Es ist sympathisch, dass hier etwa ein ziellos-schrulliger Studioauftritt von den Neptunes vertreten ist, eine eher grauenvolle Klampfennummer von Beck oder ein trunkener Roots Manuva im Low Key-Modus. Da fällt dieser schlimme Jamie Cullum, Pharrells „Frontin’“ covernd, fast gar nicht auf. Diese Stücke, die nicht auf Knopfdruck der Erwartungshaltung entsprechen, machen mehr Spaß als die Vertreter, die sich immer noch dankend in diese latent esoterischen Acid Jazz/Talkin’ Loud-Koordinaten verabschieden. Denen will man wirklich langsam den Rhodes wegnehmen.

De:Bug 11/05