Fun Boy Three – FB3

Posted: January 12th, 2010 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Auch wenn ich sie altersbedingt erst mit etwas Verspätung entdeckt hatte, der Split der Specials, nach nur zwei grandiosen Alben, war ein echtes Schockerlebnis. Man hatte gerade erst ihre Wichtigkeit begriffen, das Echo von „Ghost Town“ hallte im Kopf noch lange nach, aber da war es schon vorbei. Was die Mitglieder Terry Hall, Lynval Golding und Neville Staple kurz darauf als Fun Boy Three losließen, muss allerdings für weite Teile der Pork Pie behüteten 2-Tone-Fangemeinde noch ein viel größeres Schockerlebnis gewesen sein. Zwar deutete es sich bei „More Specials“ schon an, aber nun war sie ganz weg, die Punk/Ska-Kombi, die Rude Boy-Outfits, die bittere Straßenkultur, und vor allem die musikalische Ideenwelt von Jerry Dammers. Stattdessen: Dschungeltrommeln, knappe Slogans und billigste Elektronikinstrumentierung. Wo vorher die Specials noch vielfältige und abseitige Einflüsse zu einem scharfen Profil bündelten, waren Fun Boy Three erstmal eine simplifizierend klingende Trotzreaktion. Eine zutiefst gegenteilige Neuerfindung, die in ihrer Konsequenz unmissverständlich darauf hindeutete, dass bei den Specials bezüglich künstlerischer Differenzen doch einiges im Argen gelegen hatte. Dennoch, die kongeniale Gesangsachse zwischen Terrys schneidendem Call und Nevilles brummiger Response war noch bestens intakt, und die grundsätzliche Angepisstheit der Texte war auch keinen Deut abgemildert, sie war nur nicht mehr hinterhältige Detailbeobachtung, sondern hinterhältige Beobachtung eines frustrierenden Gesamtbildes. Dazu im Hintergrund ein einziges Gerumpel und Gerappel auf der einen, bunt-verquerer Einfachstpop auf der anderen Seite. Und natürlich introducing: Bananarama! Ich hatte damals nicht unbedingt Eindruck, dass dieses Album ein großer nachhaltiger Wurf sei, es gab einfach keinen Vergleich, und eigentlich folgte erst mit dem zweiten Album „Waiting“ die Erkenntnis, dass hier etwas Ungehörtes und Unverwechselbares passiert war. Selbstverständlich ist „Waiting“ eines der tollsten Alben überhaupt, aber eben musikalisch konventioneller, und diese Tatsache bewirkte bei mir, dass ich ihr erstes Album immer besser und wichtiger fand, wohingegen ihr zweites Album eines der tollsten Alben überhaupt blieb (siehe auch The Colourfield). Und das ist ein wichtiger Unterschied.

Fun Boy Three – FB3 (Chrysalis, 1982)

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