Rewind: Falko Brocksieper über “Disco”
Posted: May 24th, 2010 | Author: Finn | Filed under: Artikel | Tags: Falko Brocksieper, Interview, Pet Shop Boys, Rewind, sounds-like-me.com | No Comments »Im Gespräch mit Falko Brocksieper über “Disco” von den Pet Shop Boys (1986).
Wie kamst Du erstmalig mit den Pet Shop Boys in Kontakt? “West End Girls” im Radio, in jungen Jahren?
Ich habe eine zwei Jahre ältere Schwester, deren beste Freundin hatte auch wiederum eine zwei Jahre ältere Schwester, und über diese zähe Nahrungskette gelangte einiges an kredibler Popkultur schließlich zu mir. Das waren zwar auch mal Sachen wie Wham! oder so, aber auch Depeche Mode, The Smiths, und eben Pet Shop Boys. Da muss ich etwa zehn Jahre alt gewesen sein. Ein eigenes Kassettenradio hatte ich erst gegen Ende der 80er. Die Mitschnitt-Zeit fing für mich also erst etwas später an.
Hattest Du generell eine Schwäche für den Synthpop dieser Zeit, und die Pet Shop Boys waren eine Facette davon, die Dir besonders gut gefiel?
Auch davor schon, auf diversen NDW-Compilations, die in unserer Familie kursierten, übten die Synthie- und Drummachine-geprägten Lieder eine große Faszination auf mich aus. Irgendwie Knöpfe drücken und Sachen bedienen erschien mir weitaus reizvoller als das handwerkliche Beherrschen eines Musikinstruments. Der Synthpop der 80er traf also ebenfalls diesen Nerv, auch wenn mein Fanverhalten da wenig systematisch war, geschweige denn von irgendwelchem Wissen gekennzeichnet. Ein eigenes Radio besaß ich wie gesagt nicht, das elterliche hochwertige HiFi-Equipment war tabu, und ich durfte auch eigenartigerweise ziemlich lang keine Bravo lesen. Mir kamen also nur einzelne Songs gelegentlich zugeflogen – wenn nicht von Freunden, dann etwa im Supermarkt, oder aus einem vorbeifahrenden, sportlich lackierten Ascona. Da gab es so ein paar schnauzbärtige Jungs in Netzhemden einige Straßen weiter, die schraubten an ihren Autos rum und hörten dabei Sachen wie Trans-X “Living On Video” oder Shannon “Let The Music Play”. Meistens wusste man aber natürlich nie wer/was/woher das jetzt war. Welches Lied nun von Bronski Beat, und welches von Kim Wilde war, das erfuhr ich oft erst Jahre später.
Die Pet Shop Boys aber weckten schon beim ersten Kontakt mein ganzheitliches Interesse. Neben der Musik gefiel mir auch einfach diese seltsame Unnahbarkeit und ihr nüchternes Auftreten. Gott weiß wie bunt auftoupierte Haare und komische Anziehsachen fand ich dagegen als Kleinstadt-Kind eher verstörend – damit wollte ich lieber nichts zu tun haben. Die Perücken- und Hut-Eskapaden der Pet Shop Boys kamen ja dann erst später, in den 90ern.
Was mich ebenfalls von Beginn an reizte, war das ganze Setup der Band, bzw. dass es eben gar keine richtige Band war, sondern nur zwei Leute, von denen der eine sogar nur sang. Denn das hieß ja, dass der andere Typ da hinten die ganze Musik quasi ganz alleine macht mit seinen Keyboards, von denen er teilweise sogar mehrere um sich stehen hatte. Ich nahm an, dass diese Geräte unglaubliche Komplexität und Leistungsumfang besitzen mussten, und dass derjenige ein Genie sein muss, der all das beherrscht und dabei auch noch so lässig rüberkommt. Von technischen Errungenschaften wie Playback ahnte ich also nichts. Read the rest of this entry »
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