LoSoul – Belong
Posted: May 12th, 2010 | Author: Finn | Filed under: Rezensionen | Tags: de:bug, LoSoul, Platte des Tages | No Comments »Je mehr unausgegorene Plugin-Plucker-Tracks mit Stoppuhrvorhersehbarkeit heutzutage die Vertriebswege blockieren, desto überlebensgrößer erscheint rückblickend die Phase Mitte der 90er Jahre bis ins nächste frühe Jahrtausend, als Playhouse mit fast jedem Release die Erwartungen vor sich her trieb. House bekam einen neuen Anstrich der bis heute nachwirkt, jedoch heute nur noch selten so gut klingt. Die Diskrepanz erscheint umso größer, je mehr Produzenten gerade meinen, sich mit einer halbgaren Deepness abmühen zu müssen, weil es der Konsens gerade vorgibt. Es scheint nur zu oft, als würden viele stereotype Flächen, viele spießig getaktete Rhythmen, viele pseudoversonnene Brüche und viele Frickelversuche von etlichen Ideen ausgezählt werden, die etwa Isolée oder Roman Flügel schon vor langen Jahren hatten. Und eben LoSoul. Peter Kremeier war der cool ruler. Er setzte das Hypnoseträchtige von Wild Pitch, die Tiefe von Prescription, die Discodekonstruktionen von Cajual und die reine Lehre von Larry Heard in einen völlig originären Sound um, der nur noch Spuren seiner Vorgänger aufwies, aber zu gleich wirkenden Resultaten kam. Seine Hypnoseträchtigkeit kam von einer fast stoischen Beharrlichkeit, nicht von einer gen Höhepunkt gesteuerten Dramaturgie, seine Tiefe kam vom Gesamteindruck der Einzelteile, über lange Hörminuten verinnerlicht, seine Discoreminiszenzen waren bis zur Unkenntlichkeit dekonstruiert, aber massiv und funky, und seine Lehre war selbst rein genug um fortzubestehen. Ähnlich wie bei Isolées Debütalbum vom gleichen Jahr konnte auch „Belong“ nicht auf volle Länge den hohen Erwartungen der vorherigen 12“s entsprechen, da fehlte ein wenig das durchgehend Zwingende und die Kohärenz, die das Format nun mal erfordert, aber zumindest eine Hälfte der Tracks ist nach wie vor gut. Und zwar so gut, dass der Rest überhaupt nicht ins Gewicht fällt. „Taste Not Waste“ oder „Depth Control“ sind zeitlose, dunkle Anschauungsbeispiele dafür, wie man Reduktion mit Druck verbinden kann, ohne auch nur einen Moment an Intensität zu verlieren. „Overland“ ist gleichzeitig das Naheliegendste und das Entfernteste, was man mit „Billie Jean“ anstellen konnte. „You Can Do“ zieht Kreise um seinen Loop bis nur noch Schönheit übrig bleibt, und „Sunbeams And The Rain“ setzt dieser Schönheit ein Denkmal im Maßstab einer himmelhohen Statue, ebenso überraschend pur traditionalistisch wie erwartet konsequent weitergehend. „Belong“, in der Tat.
LoSoul – Belong (Playhouse, 2000)
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