Interview: Abe Duque

Posted: February 9th, 1999 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , | No Comments »

Carlos Abraham Duque Alcivar aka Abe Duque ist seit Jahren eine feste Größe in der bunten Welt der elektronischen Musik. Der gebürtige Ecuadorianer hat seinen festen Wohnsitz in Hollis, New York City, von dem aus er seine eigenen Labels Tension, Rancho Relaxo, Hollis Haus und Inner Sanctum betreibt. Es spricht für seine Erfahrung als Musiker, daß die Musik, die er unter zahlreichen Projektnamen in die Welt aussendet, nicht auf einen bestimmten Stil festzulegen ist. In Europa wurde er vor allem mit dem Pseudonym Kirlian bekannt, unter dem er auch schon einige Tracks beim Münchener Renommierlabel Disko B untergebracht hatte. Da Abe Duque aber auch ein sehr umgänglicher und kontaktfreudiger Mensch ist, verteilte er seine Produktionen auch auf Sähkö (Finnland) und DBX (Italien), remixte für DJ Hell oder die Merricks und arbeitete mit Panasonic und Jimi Tenor zusammen. Nach seinem ersten Album „Chicken Wings and Beef Fried Rice“ für Disko B veröffentlichte er in diesem Jahr den Nachfolger „Pleasure Yourself“, auf dem er erneut an den gängigen Schubladen vorbei eine eigenwillige Sicht von moderner Techno-Musik umsetzt. Seine Musik schwankt, erfrischend losgelöst von den Zwängen des Trendbewußtseins, zwischen dunkel-minimalistischen Tanzflächenfüllern und verträumten Downtempo Experimenten und das Album endet furios mit einer vierminütigen Aneinanderreihung von Anrufbeantwortersprüchen, bei der sich mit den Worten „Hi! I´m XY…and I like to pleasure myself!“ die gesammelte Elite von DJs und Musikern der internationalen Technoszene zur Selbstbefriedigung bekennt. Derart verschrobener Humor kennzeichnet auch das Booklet der CD, in dem Abe Duque in umwerfend komischen Fotocollagen als hedonistischer Lebemann, Ladykiller, Superstar DJ und Held von Hollis inszeniert wird. Die Wirklichkeit sieht nur geringfügig anders aus: „Wenn ich zuhause bin, hole ich mir höchstens mal was an der nächsten Ecke. Ich mache dann eher nur Musik und entspanne mich.“ Dennoch ist Abe Duque ein ernstzunehmender und äußerst fähiger DJ, der vor Jahren im legendären New Yorker „Limelight“ die Teller kreisen ließ. Diesen ruhmreichen Abschnitt ließ er jedoch bewußt hinter sich: “Früher war das Limelight ein dunkler und beängstigender Club mit einer riesigen Tanzfläche. Heute ist es renoviert und nur noch eine Touristenfalle.“ Folglich orientierte er sich um und ging in Europa neuen Heldentaten entgegen, knüpfte Kontakte und Freundschaften, ließ sich der Liebe wegen in Wien nieder und errichtete sich ein zweites Standbein. Im Gegensatz zum ruhigen Leben in Hollis sind seine Europaaufenthalte jedoch anderer Natur: „ Wenn ich nach Europa komme, bin ich Soldat. Ich will auf Parties gehen und Spaß haben.“ Diesen Spaß hat er sich augenscheinlich zum Credo erhoben und als vielgebuchter DJ tut er auch alles, um ihn zu vermitteln: „Ich mag mich als DJ nicht gerne festlegen. Ich mag Spontaneität. Ich gehe nicht in den Club als Mr. Detroit Minimal Techno oder Mr. Chicago Track Style. Mich langweilen gleichförmige Sets. Ich finde Freestyle interessanter. Ich spiele Ruhiges, Hartes, Langsames oder Schnelles. Je nach Stimmung.“ Von den großen Clubs hat er sich wahrscheinlich auch deswegen freiwillig verabschiedet: „Für eine gute Party brauche 50 bis 100 Leute und eine Menge Bier. Ich will Spaß.“ Wie erfreulich, daß die Macher vom Club Heaven Abe Duque dazu überreden konnten, während seiner Mission am kommenden Samstag einen Zwischenstop in der Tanzdiele einzulegen, bei dem er hundertprozentig spaßbereit einen furiosen Freestyleabend absolvieren wird. Das ebenfalls hochwertige Vorprogramm bestreitet Club Heaven Resident DJ Monotune aus Kiel, und selbst wenn die Besucherzahlen Abe Duques Peilmarke sicherlich überschreiten werden, sollte wohl jeder seinen Spaß bekommen.

Kieler Nachrichten 02/99



Leave a Reply