Beanfield / Invisible Session – Tides / Till The End (Compost)

Posted: March 4th, 2008 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , , , | No Comments »

Ripperton übernimmt die etwas undankbare Aufgabe „Tides“ zu remixen, nachdem Carl Craig damit schon ziemlich nachhaltig und lagerübergreifend gelandet war. Von diesem Ufer mag er sich dann auch nicht allzu weit entfernen. Etwas kühler im Gesamteindruck, etwas nach hinten erweitert, andere Bassline, den Gesang etwas ausgebaut und verschoben. Das ist aber alles nicht anders genug um nicht gerade dadurch das herauszustellen, was das Original so überzeugend vorgab: Aus wenigen Zutaten in einer ausgefuchsten Dramaturgie die totale Hymne machen. Auf der anderen Seite haben sich 7 Samurai als Panoptikum für ihren Remix von Invisible Sessions „Till The End“ wohl ein paar Notizen zu Innervisions gemacht, aber sie emanzipieren sich, indem sie ein herbstliches Piano mit ein paar verträumten Detroit-Flächen klüngeln lassen. Das klingt zuerst, als würde ein wenig der Zug fehlen, entwickelt sich dann aber zusehends ganz prächtig.

De:Bug 3/08


V.A. – The Kings Of Techno (BBE)

Posted: October 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , , | No Comments »

Gekrönte Häupter sind sie also denn offiziell mit dieser Kompilation, auch wenn sie sich bei der Auswahl der Abgaben ganz volksnah geben. Die Trutzburg heißt für beide Regenten Detroit. Sire Garnier kümmert sich hierbei um die ältere und jüngere Vergangenheit der Ländereien, wobei er ganz im Sinne der unlängsten Prunkkutschenfahrt mit Seiner Hoheit Mills ganz früh bei den Stooges, Aretha Franklin, den Temptations und Funkadelic anfängt und sich dann über die ehrwürdigen Vorfahren bis hin zu Dabrye und Arpanet vorarbeitet. Sire Craig wiederum gibt die Komplimente nach Old Europe zurück und sucht Einflüsse und Wechselbeziehungen bei Klassikern von etwa Visage, Nitzer Ebb, Kano und Yello, um dann schließlich bei Black Dog zu landen. Alle Zehnten sind gut gealtert und zu Recht im höfischen Vorratskeller und die beiden Majestäten klopfen sich bei der Zusammenstellung der Tafelrunde auch ein bisschen gegenseitig auf die erlauchte Schulter. Honi soit qui mal y pense. Klapp, Klapp…die Tänzer.

De:Bug 10/06


Carl Craig – The Album Formerly Known As… (Rush Hour)

Posted: January 6th, 2006 | Author: | Filed under: Rezensionen | Tags: , | No Comments »

Irgendwie hatte sich bei mir das Cover des originalen Albums “Landcruising” von 1995 im Kopf verhakt, weil es der Musik so gut entsprach. Städtische Lichtquellen wischen halluzinogen am Blick durch das Autofenster in der Nacht vorbei, auf dem Weg durch die nächtliche Inner City. Die Musik bewegte sich ähnlich romantisch sicher in einem Assoziationsfeld von Kraftwerk-Klassik, General Motors-Ästhetik und Detroit-Techno-Moderne. Ich war damals etwas überrascht von den vielen wohlklingenden Flächen, die direkt an den Vangelis-Soundtrack von Blade Runner anmuteten, im Verbund mit dem zappeligen Funk der Rhythmen. Das klang wie eine schlussendliche Liebeserklärung an die Stadt und die eigene Vision von Sound. Ich weiß nicht ob Craig mit der damaligen Rezeption unzufrieden war, vielleicht geht es ihm im Moment auch um eine angemessene Verwaltung vergangener Großtaten angesichts einer Flut von Bootlegs und Unzugänglichkeit im Backkatalog. Auch sein mythenumranktes Label Retroactive ist wieder aktiviert, da werden so einige Internet-Wucherer hadern. Wie wichtig ihm “Landcruising” ist, zeigt diese CD, kein bloßer Reissue, sondern Aufarbeitung, Version, ergänzt mit neuen Stücken, die wohl aus der entsprechenden Entstehungsphase stammen. Und es ist genau so chromblitzend erhaben und klassizistisch wie beim ersten Hören, ohne Einschränkungen.

De:Bug 01/06