Rewind: Richard Zepezauer über “LFO”

Posted: September 6th, 2010 | Author: | Filed under: Artikel | Tags: , , , , | No Comments »

Im Gespräch mit Richard Zepezauer über “LFO” von LFO (1990).

“LFO” ist eine dieser Platten, die sich ganzen Generationen ins Gedächtnis gebrannt haben. Was war Dein “erstes Mal” mit dem Track?

An mein erstes Mal mit dem Track kann ich mich gar nicht so genau mehr erinnern, ich war damals 13/14 Jahre alt. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob ich es im Radio bei BBC gehört hatte, oder ob ich es quasi nachrecherchiert hatte, weil ich davon gelesen hatte, ich glaube es war im Radio gewesen.

Ich kann mich aber noch sehr gut an das absolut überwältigende Gefühl erinnern das entstand während ich den Track zum ersten Mal hörte. Als Musikliebhaber ist man ja irgendwie immer im Sisyphos-Modus auf der Suche nach dem perfekten Stück Musik, und bei dem Track hatte ich für eine kurze Zeit das Gefühl da ist es! Wie es halt so ist, hielt sich das absolute Gefühl nicht so lange, aber es ist bis heute einer der ganz wenigen Tracks geblieben, der für mich persönlich dem sehr sehr nahe gekommen ist und bis heute immer wieder neu auf die alte Art zu begeistern weiß. Der Hörgenuss war schon ziemlich vollgepackt, denn davon mal abgesehen dass „LFO“ von LFO mit seinem unwiderstehlichen melancholischen Futurismus eine Vielzahl von Gefühlen beim Hören aktiviert, wurde bei dem Track damals als Bonus noch ein Aha-Erlebniss mitgeliefert, denn so etwas hatte man wirklich noch nie vorher in dieser Form und Intensität gehört.

Hattest Du Warp Records damals schon als ein Label auf dem Radar, bei dem sich spannende Entwicklungen anbahnen würden?

Ja unbedingt! Ich war zwar noch kein fanatischer Fan dieses Stils der Bleeps und Clonks, aber Releases wie die Forgemasters “Track With No Name” oder DJ Mink “Hey Hey Can You Relate?” oder auch Nightmares on Wax mit “Dextrous” bzw. “A Case of Funk” haben bei mir schon früh die Kinnlade fallen lassen und zählten zu meinen damaligen Lieblingstracks. Trotzdem passierte damals in so vielen Bereichen elektronischer Club Musik Neues, dass zumindest ich, mit dem Wissen eines 13 Jährigen, das Potenzial des Labels schwer einordnen konnte. Es war eine Zeit, in der ununterbrochen eine revolutionäre Aufbruchstimmung bemerkbar war. Man konnte aber rückblickend schon erkennen das trotz schneller, von der Presse initiierten “Bleeps & Clonks” Hype-Schlagzeilen, etwas mit mehr Substanz als ein Zeitgeisttrend dahinter steckte.

Bleep Techno von den frühen Warp-Künstlern oder auch Unique 3 hatte ja ein effektives wie simples Konzept: ­enträumte Arrangements, und sehr hohe und sehr tiefe Frequenzen. Erschien das schon bald wie ein eigenständiger Stil, der sich mit dem Rest des Techno-Geschehens nicht mehr vollständig vergleichen ließ?

Zum damaligen Zeitpunkt und unter Rücksichtnahme meines jungen noch unerfahrenen Alters war zwar schon ein Stil erkennbar, aber es ging zu dem Zeitpunkt der Techno-Bewegung um die Forschung und gleichzeitige Öffnung auch ungewöhnlicheren Sounds und “Ravesignals”, bei dem gerne auch mal die bloße Heftigkeit und Radikalität eines Sounds bereits als Qualität an sich begriffen worden ist. Die Grenzen waren noch lange nicht definiert und fanden erst bei den Frankfurter Marc Acardipane und dem PCP-Umfeld erste Höhepunkte. Warp hatte verglichen zu diesen damaligen Strömungen schon bereits eine relativ ausbalancierte Stilistik, die vergleichsweise eher auf echte zeitlose Qualität abzielte und auch etwas später den Ruf Warps als Intelligent Dance Music-Label ebnete (“intelligent” ein verhasstes Wort damals wie heute, was sich aus der damaligen Do it yourself-Mentalität in der Techno-Bewegung begründete. Man könnte vielleicht sagen, Techno war ein bisschen wie der Punk der Elektronik, der sich mit entgegensetztender Rohheit und DIY den davor vergangenen elektronischen Musikepochen, welche sich tendenziell meist eher durch einen forschenden Futurismus auszeichneten, versuchte zu entziehen.

Wie ließ sich „LFO“ da einordnen? Waren sie sozusagen schon die Ultima Ratio des Ganzen, oder war dieser Rahmen für ihre Musik schon zu eng gesteckt?

Die Ultima Ratio war damals noch nicht abzusehen. Heute mit Abstand könnte man durchaus sagen das „LFO“ der Ultima Ratio verblüffend nahe gekommen ist. Das Album besitzt bis heute eine außergewöhnlich direkte Frische und Balance entgegenstehender Musikelemente.

Um die Bassfrequenzen von “LFO” ranken sich ja viele Legenden. LFO war die Abkürzung für “Low Frequency Oscillator”, und sehr programmatisch. Die Platte soll etliche Lautsprecher auf dem Gewissen haben, sie wurde in den USA als letzter Härtestest für Auto-Hifi-Systeme eingesetzt usw. Hast Du solche Grenzerfahrungen mit dem Track auch erlebt?

Ich habe den Track das erste Mal auf einer großen Anlage gehört zu einem Rave, der sich “Die Macht der Nacht” nannte. Dies war eine Veranstaltung die von Westbam, DJ Dick und dem damals vergleichsweise unbekanntem Moby als Headliner organisiert war und in verschiedene Städte exportiert wurde.

Ich war gerade 14/15 Jahre alt und es war immer schwer für mich in die richtigen Clubs zu kommen, denn ich sah zusätzlich auch noch besonders jung aus. Ich wartete geradezu darauf, dass einer der besagten DJs endlich „LFO“ spielen würde, um mal eine Bass-Membrane explodieren zu sehen. Als Moby, glaube ich, den endlich spielte, flog zwar keine Membrane durch den Raum, aber dennoch war ich von dem Bass fasziniert und Track und Lautstärke transportierten mich sofort schwer ins Nirvana.

Auf diesen vermeintlichen Gimmick sprangen jedenfalls viele Leute an, die Single landete sogar in den UK-Top20, woraufhin der BBC Radio 1-DJ Steve Wright sie als schlechteste Platte aller Zeiten bezeichnete. Warps Nachfolgehit mit “Tricky Disco” hatte sicherlich auch einen Novelty-Aspekt, aber eigentlich zeigten schon die Tracks auf der Rückseite, “Track 4” und “Probe”, dass LFO einiges Potential hatten, und “LFO” selbst war ein bemerkenswert gutes Stück. Konnte man daher damit rechnen, dass sie nach der Single noch weitere Großtaten vollbringen würden, oder erschien Dir “LFO” zunächst wirklich als saisonales One-Hit-Wonder?

Naja, ich war zunächst ein wenig enttäuscht vom ganzen Album, denn ich war, von der Strahlkraft des Tracks “LFO” ausgehend, losgezogen mir das Album zu holen. Mir wurde beim ersten Durchhören des Albums klar, dass der Track auf dem Album schon eine gewisse Ausnahme bildete. Also war mein Enthusiasmus erst gebremst und es gingen tatsächlich ähnliche Einschätzungen wie “One Hit Wonder Band” in meinem Kopf vor. Dies änderte sich aber sehr schnell wieder, nachdem ich mich ins Album eingehört hatte, die B-Seiten “Track4” und “Probe”, in die ich mich auch verliebt hatte, halfen dabei auch mächtig. Dennoch haben LFO nie wieder etwas mit einer solchen Kraft hinbekommen, obwohl auch das Debütalbum und folgende Alben mit bis heute anhaltender Einzigartigkeit und höchstem Niveau brilliert haben. Allerdings war schon klar, dass das “One Hit Wonder” von Beginn an alles andere als nur “saisonal”, sondern eher epochal einzuschätzen war.

Mark Bell und Gez Varley, die Musiker hinter LFO, waren damals noch sehr jung. Sie gaben den Track auf Kassette an DJs in Leeds und Sheffield, es wurde ein inoffizieller Hit der dortigen Szene und landete dann bei Warp. Das klingt fast wie die Geschichte von “Acid Tracks”, das die Beteiligten von Phuture an den legendären Chicagoer DJ Ron Hardy gaben, der es dann solange spielte, bis es ein Hit wurde und veröffentlicht wurde. Hatte die Szene in Leeds und Sheffield damals eine vergleichbare Aufbruchsschwingung, die dann folglich den Kanon der elektronischen Musik um einige Klassiker erweiterte?

Ich war zu dem Zeitpunk natürlich nicht in Leeds oder Sheffield, daher kann ich dies nicht wirklich aus dieser Ferne heraus einschätzen. Aber es lag generell zu dieser Zeit fühlbar eine unverortbare Sturm& Drang-Stimmung in der Luft, und gepaart mit der Affinität und bereits längeren Tradition der Stadt Sheffield bezüglich elektronischer Klänge, kann ich mir gut vorstellen warum ausgerechnet von dort Chicagoer/Detroiter Acid- und House Tracks mit der entscheidenden neuen englischen Färbung gekommen sind. Die unterschiedlichen kulturellen Quellen der Musik aus Chicago /Detroit haben mit denen in Sheffield quasi miteinander chemisch reagiert.

Auch wenn ich “LFO” nach wie vor für ein absolutes Meisterwerk halte, mir gefiel der kurz darauf folgende Remix des Tracks ebenso gut. Ging dir das ähnlich?

Ja, ganz ähnlich. Wie schon erwähnt waren auch die Tracks “Track4” und “Probe” von der B-Seite schon äußerst bemerkenswert, aber der Remix hatte diese warm/ kalte Melancholie, die scheinbar besonders gerne aus Städten mit stahlindustriellem Gepräge zu kommen scheint und mich schon immer am meisten gefangen nahm. Ich komme ursprünglich aus einer Gegend, die nur wenige Kilometer vom ehemaligen Hauptstandort der Thyssen / Krupp-Stahlwerke gelegen war (welche Anfang der 90er, nach langem Arbeitnehmerkampf geschlossen wurden). Diese Orte, deren Überleben unmittelbar von der lokalen Stahlindustrie abhing und deren Alltagskultur unmittelbar mit derselbigen verbunden ist, scheinen einen ganz besonderen Nährboden für diese Art von Musik zu bilden. Auch wenn dieses deutsche, vom Stahl geprägte Gebiet nicht wirklich entscheidende Weiterentwicklungen für die damals noch frische Technomusikbewegung hervorgebracht hat, ist dort sehr früh diese Musik mit im weiteren Sinne industrialartigen Klängen verstanden worden. Mein erster vorhin erwähnter Rave mit 14 Jahren war übrigens in einer Fertigungshalle der dortigen Thyssen-Stahlwerke. Perfektes Setting also um LFO aus den Boxen zu vernehmen.

Leider war in dem Gebiet der Enthusiasmus für diese Musik nur die Anfangsjahre, etwa bis 1993 / 94 vorhanden. Danach ging die musikalische Entwicklung am Niederrhein und im Ruhrgebiet bekanntermaßen eher andere Wege.

Auf der Rückseite der Remix-EP gab es mit “Mentok 1” und “Quijard” zwei weitere Stücke, die Anlass zu der Hoffnung gaben, dass LFO mindestens weiterhin interssant bleiben würden. Dann folgte die auch sehr beeindruckende Single “We Are Back”, die in Musik und Text schon ein gesundes Selbstbewusstsein demonstrierte. Dementsprechend gab es im Vorfeld des Debütalbums “Frequencies” eine sehr hohe Erwartungshaltung. Wurde das Album dem Hype gerecht?

Wie schon gesagt war für mich das Album erst mal ein klein wenig enttäuschend gewesen, ging ich doch eben von genau diesen in der Fragestellung erwähnten zwei Maxis, “LFO” und deren Remixen aus. Ich brauchte ein klein wenig Zeit mich zu desensibilisieren und meine Erwartungshaltungen zu neutralisieren um das notwendige offene Ohr für das Album zu bekommen. Sehr bald jedoch wurde mir die besondere Qualität und auch Einzigartigkeit fast jeden Stückes des Albums bewusst und nun muss ich sagen, es wird dem damaligen Hype bis heute gerecht.

Ich fand LFO zu diesem Zeitpunkt sehr einzigartig. Sie hatten einen ganz eigenen Sound formuliert, und es machten sogar Statements die Runde, die sie als die einzigen legitimen Nachfolger von Kraftwerk titulierten. So hochtrabend das auch klingen mag, war da auch was Wahres dran?

Ich bin mit Kraftwerk aufgewachsen und zu meinen ersten geträllerten Kinderliedern gehörten bereits “Die Roboter” oder “Das Model”. Selbst mit meiner heutigen Erfahrung ist mir nichts untergekommen, was dem Gepräge von Kraftwerk nahe kommt. LFO hatten unzweifelhaft einen eigenen Sound gefunden, der unverwechselbar war,

und sicher kann man sogar ästhetische und strukturelle Parallelen ziehen, die sogar durchaus Sinn machen würden, wenn man unbedingt will … aber die verschiedenen Grundbedingen und der Zeitgeist, aus dem heraus diese beiden Projekte entstanden sind, haben nicht so viel miteinander zu tun, und das kann man eben auch deutlich hören. Letztlich ist beides doch zu weit voneinander entfernt, um sie in einer direkten Verbindung miteinander zu vergleichen, oder in einer direkten Erblinie zu sehen. Kraftwerk war keine Musik, zu der Ravekids Ecstasy in einem Warehouse nehmen hätte wollen, wie zu LFO.

Den eher akademischen Düsseldorfern stand ein Glas Wein, oder ein gepflegtes Altbier viel besser. Auch wenn dies ein klein wenig klischeehaft zu sein scheint und man der akademischen Ernsthaftigkeit eine gute Portion Humor und Experimentierfreude hinzuaddieren muss, trifft es doch recht genau.

Nach dem Album schien es ein bisschen, als würden sich LFO von dem Erfolg in die Ecke gedrängt fühlen. Bis zur nächsten Singel “Tied Up” verging einige Zeit, und sie klang auch entschieden anders, lärmiger, industrieller, fast wie eine schroffe Abfuhr an die Fans der ersten Stunde. War diese Neuorientierung unerlässlich? War das eine logische Konsequenz bzw. ein natürlicher Reifeprozess?

Soweit ich mich erinnere, hat die damalige Presse, wie es halt immer so ist, diesen Bleeps & Clonks-Hype mächtig breitgetreten und LFO standen als eine der Galionsfiguren dieses Stils und nach dem Erfolg des Debütalbums ziemlich unter Druck. Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ging natürlich eindeutig in Richtung der Fortführung des Stils bzw. Trends. Wie schon erwähnt, war zu dem Zeitpunkt der Vibe nach neuen Klängen und auch Hörgewohnheiten zu forschen sehr deutlich spürbar, es ist für mich persönlich eher eine logische Konsequenz und ein Zeichen für die unkorrumpierte Frische von Bell und Varley, dass das darauf folgende Album oder die Maxi “Tied Up” sich mit anderen Klängen und Strukturen beschäftigte.

Dann erschien das Album “Advance” das viele für das beste Album von LFO halten. In den Jahren zwischen den beiden Alben war eine Menge in der elektronischen Musik passiert, und das hörte bei “Advance” auch. Wie und wohin hatten sich die kontexte verschoben, und kann man die Alben trotzdem noch miteinander in Verbindung setzen?

In erster Linie hatte sich der Kontext ganz klar weg vom Warehouse Rave eher ins heimische Wohnzimmer verschoben.

Die sogenannte IDM Music war auf dem Höhepunkt und Klangforschung (diesmal vielmehr im kraftwerkschen Sinne) wurde nun mit den aktuellen technischen Möglichkeiten betrieben und neu ausgelotet. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde das Album “Advance” auch sehr ambivalent beurteilt, passten sich doch LFO in gewisser Weise dem damaligen IDM Trend, der vom Mutterlabel Warp durch die “Artificial Intelligence”-Compilation-Reihe, und nicht zuletzt durch die Aphex Twin / Autechre-Veröffentlichungen zur Blüte getrieben worden ist, ein wenig an, und tauschten somit eine führende Rolle gegen eine eher nachfolgende Rolle aus. Die Qualität dieses Albums steht dabei jedoch außer Frage, stand aber erst gar nicht so sehr im Mittelpunkt des Diskurses darüber. Für mich gehörte es jedoch ganz klar zu einem meiner absoluten Lieblinge.

Bell und Varley haben sich nach “Advance” getrennt, und Mark Bell macht LFO seitdem alleine weiter und wurde auch ein erfolgreicher Produzent für andere. Hat es Dir gefallen was die beiden nach dem Split veröffentlicht haben, bzw. hast Du das noch genauer verfolgt?

Ich war sehr betrübt über die Auflösung, ähnlich wie zu Kindeszeiten über die unwiederbringliche Auflösung der Beatles. Ich halte LFO bis heute für ein Dream-Team, das sich nicht hätte auflösen sollen. Die nachfolgenden Soloproduktionen zeigten jeweils die persönliche Ausrichtung und Vorlieben der beiden und erklärten meiner Meinung nach, warum sich beide exzellent ergänzten. Mark Bell brachte ein ausformuliertes, sehr interessantes “leicht” Industrial-geprägtes Sounddesign, und Gez Varley die Simplizität und Klarheit, was miteinander kombiniert speziell die alten LFO-Stücke so einzigartig machte. Ich mochte auch die Soloproduktionen der beiden. In Erinnerung geblieben sind mir dabei aber, bis auf die als G-Man veröffentlichten Releases von Gez Varley, mehr Mark Bells Produktionen für Björk und Depeche Mode, oder als Clark auf Carl Craigs Planet E-Label.

Warum ist Deiner Meinung nach “LFO” immer noch so präsent, wohingegen viele andere gute Tracks jener Jahre ein Phänomen mit geringerer Haltbarkeit geblieben sind? Ist der Track einfach nur besser, oder war das eine Legendenbildung bei der verschieden Komponenten zum Tragen kamen? Wie konnte sich so ein langfristiger Konsens bilden?

Es ist ein sehr interessantes Thema warum manche Produktionen sich im Gedächtnis mehrerer Generationen verankern, und wiederum andere mit vielleicht den gleichsam hochwertigen Ergebnissen nur wenigen Interessierten bekannt bleiben. Genau diese Frage steht übrigens im Mittelpunkt einer regelmäßigen Kolumne namens “Wheels of Steel” auf der Download-Plattform whatpeopleplay.com, welche ich monatlich organisiere. Dort soll versucht werden, genau diese von der Geschichte wieder vergessenen Schätze zu heben, denen es nicht an Ausdruck, Innovation oder Qualität fehlte, sondern kaum zu definierende Gründe für das Verschwinden aus dem kollektivem Gedächtnis zugrunde liegen. Denn häufig sind es eine Vielzahl an unterschiedlichsten Gründen warum bestimmte Produktionen zu so genannten Klassikern werden und andere nicht, und nicht immer steht dabei der objektive musikalische Wert im Vordergrund, sondern vielmehr massenpsychologische Phänomene und Synergien.

In Falle von LFOs “Frequencies”-Album ist sicher ein Faktor, dass dem Album insgesamt eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt wurde, und LFO eine zeitlang von der Fachpresse eine führende Rolle zugeschrieben worden ist.

Aber ich persönlich denke, dass dem Album tatsächlich eine außergewöhnliche und einzigartige zeitlose Ästhetik zugrunde liegt, wie es nur sehr wenigen besonderen Alben der Musikgeschichte gelungen ist.

Mir scheint der Grund dafür liegt in scheinbar sehr unterschiedlichen persönlichen Ausrichtungen der beiden Produzenten Mark Bell und Gez Varley, welche sich in besonderer Art und Weise zu ergänzen schienen und zu diesem außergewöhnlichen Stück Musik-Kunst führten.

In der Kunst geht es ja sehr häufig, wenn nicht sogar immer, um die Ausbalancierung zweier antagonistisch gegenüberstehender Pole, und vielleicht hatten wir das Glück hier eine besonders fruchtbare Kombination vereint gesehen bzw. gehört zu haben, die deswegen noch lange überleben werden wird. Zu Recht!

Sounds like me 09/10



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