Stefan Goldmann – Peak Phosphorus Ajukaja & Andrevski – Rare Birds Death Comet Crew – Galacticoast (Gifted & Blessed Remix) Francis Harris – You Can Always Leave (Curtains) (Remix By DJ Sprinkles) Mari Kvien Brunvoll – Everywhere You Go (Villalobos Amnesia Rehabilitation Dub) AM Version Feat. Alona – For Our Love (Monty Luke’s Westcoastluvmix) Terre’s Neu Wuss Fusion – A Crippled Left Wing Soars With The Right (Steal This Record Remix) Theo Parrish – 71st & Exchange Used To Be… Denaji – Dharma Drama Omar S. Detroit – Who’s In Key Omar S Presents Colonel Abrams – Who Wrote The Rules Of Love Rick Wilhite – My Life Is A Minimal Circle Jovonn – Welcome, Dance Terrence Parker Feat. Reno Ka – Finally (Backroom Mix) Pollyn – Sometimes You Know (Moodymann Remix) DJ Skull – Promise Of Peace Kouji Nagahashi – 2 (Last Dance Over Me) Lorna Dune – Miamisphere (Terekke Remix) Hakim Murphy – Chicago Head (Skyway Remix) Joe – Punters Step Out Heatsick – Speculative Moodymann – No Charles Manier – Sift Through Art Collecting People
Reneate asked me for a mix and I did one with my favourite Chicago Track House records. I think it was not what they were hoping for, but it was quite popular.
DJ Rush – Jack N Da Box Paul Johnson – Tic Toc Herman Orphey – Fallin’ Down The Dance Kings – Climb The Walls Robert Armani – Pulse Eric Martin – Sump Pump Ricky Smith – Hard Drive Underground Housing Authority – Jack’s Back La Drid Austin – Strange Invader Tyree Pres. Future Recooped – Girlz With Big Booty’s T.C. Crew – The Key Go Bitch Go! – Work This Pussy M.T.S. – Time To Verload DJ Funk – Work That Body Sneaky Tim – Mortal Kombat DJ Funk – Knock Knock Housegang – Old School Confusion Lil’ Louis – Music Takes U Away DJ Rush – The Reactor Terrance McDonald – Mind Over Matter (Steve Poindexter Mix) Ideal – The Atmosphere
Es ist bezeichnend, dass Larry Heard von den zahlreichen Plagiatsvorwürfen ausgespart blieb, mit denen sich die Chicago House-Pioniere nach den ersten Erfolgen gegenseitig überhäuften. Seine Musik war und blieb einzigartig. Es war offensichtlich, dass hier kein DJ mit schnellem Enthusiasmus Tracks zusammensetzte, die möglichst nächstes Wochenende das Warehouse oder die Music Box befeuern sollten. Hier hatte jemand eine Vision, die über die hektische Betriebsamkeit und die Effizienzprioritäten der Gründertage von House weit hinausging. Und es ist ebenso bezeichnend, dass dieses Album nur eine Zusammenstellung von vorher auf Singles veröffentlichten Tracks ist, und trotzdem ein ewiger Meilenstein geblieben ist, der bis heute als endgültige Referenz fortschwingt. Die fragile und reine Schönheit von Deep House-Prototypen wie „Can You Feel It“ und „Beyond The Stars“ ist nie wieder erreicht worden, und die psychedelische Rhythmik von „Washing Machine“oder „The Juice“ war auch schon dort, wo die anstehenden Wellen in Detroit, Chicago und überall sonst auf der Welt noch hinrollen würden. Blaupausen-Alert!
Ein Platten-Label, das in der internationalen House-Szene wohl am schmerzlichsten vermisst wurde, kehrt diesen Sommer zurück: Dance Mania.
Als der Betreiber Ray Barney 1999, von Steuerproblemen und strukturellem Wandel in der Musikwirtschaft geplagt, das Geschäft auf Eis legte, war nicht abzusehen, in welchem Ausmaß das Label aus Chicago auch ohne weitere Veröffentlichungen florieren würde. Von 1985 bis dahin waren immerhin fast dreihundert Veröffentlichungen zusammengekommen, eine für die schnelllebige Clubkultur schon bemerkenswerte Taktung. Und doch schrumpften die Bestände in den Plattenläden über die Jahre immer mehr zusammen, bis nur noch wenige Exemplare aus Lagerfunden übrigblieben, hochgepreist auf Sammler-Niveau. Die gesuchtesten Titel des Backkatalogs hingegen schraubten sich auf dem Gebrauchtmarkt bis auf dreistellige Beträge hoch, und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Gründungsmitglieder davon Notiz nehmen würden, dass sich das Geschäft wieder ausreichend lohnen könnte.
Denn das Geschäft war vor allem bei Chicago House immer ein entscheidender Faktor. Rocky Jones von D.J. International und Larry Sherman von Trax Records, den maßgeblichen Labels der House-Gründertage, waren Businesstypen von fast schon legendärer Zwielichtigkeit, und auch ihre zahlreichen, mit Knüppelverträgen ausgebeuteten Künstler kommen in Interviews mit größter Wahrscheinlichkeit an den Punkt, an dem es eher darum geht, für die Musik angemessen bezahlt, als angemessen künstlerisch gewürdigt zu werden. Auch bei Dance Mania wurde nach einer gnadenlosen Kosten-Nutzen-Rechnung gewirtschaftet. Der Sound der dort veröffentlichenden Produzenten war schon billig genug, kaum jemand konnte sich hochwertiges Equipment leisten und so manche Genre-Klassiker wurden auf geliehenen Geräten zustande gebracht. Doch man war jung, sprudelte vor Ideen, und man konnte es gleich um die Tat umsetzen, denn auch Dance Mania presste nahezu alles was von den lokalen Talenten angeliefert wurde. Und das natürlich möglichst ökonomisch. Altes Vinyl wurde in den Presswerken recycelt, und man kann die vorher darauf enthaltene Musik irritierenderweise in leisen Stellen noch heraushören. Man sieht auf den Rillen Zeitungspapier, oder sonstwie rätselhafte Krümelreste, viele Platten sind flattrig, und haben regelrechte Kerben am Außenrand. Und der Cut aus dem Mastering-Studio klingt bei einem Großteil der Platten so mumpfig, als hätte der Engineer begeistert ein Dolby-Verfahren benutzt, was schon in der frühsten Beta-Phase verworfen wurde. Kurzum, Dance Mania-Platten sind nichts für audiophil veranlagte Hörer, und so mancher ist schon bei dem Gedanken verzweifelt, welche Wirkung die Musik hätte entfalten können, wenn sie einfach besser klingen würde.
Aber genau das ist natürlich, was die Magie des Label-Repertoires ausmacht. Schon in den ersten Jahren erschienen Ausnahmeplatten von wichtigen Pionieren der House-Geschichte wie Marshall Jefferson („7 Ways“), Lil Louis („Frequency“) und Farley Jackmaster Funk (House Nation“), und obwohl man wie die anderen Chicagoer Labels sämtliche Phasen nach der ersten Blütezeit durchlief, zuerst Acid House, dann Vocal- und Hip House, es gab immer diese Tracks, die sich etwas weiter voran wagten als das Restgeschehen. Und als dann die Konkurrenz den Level der ersten Erfolge mit kommerzielleren Stücken erzwingen wollte, ging man bei Dance Mania den entgegengesetzten Weg, und wurde radikaler. Ausgehend von den reinen Rhythmus-Tools in den Sets legendärer DJs wie Ron Hardy oder dem Hot Mix 5-Team des Radiosenders WBMX, entschlackte man jeglichen Ballast bis auf das Basisgerüst, den Track. 1990 erschien „Armani Trax“ von Robert Armani und bestand nur noch aus einem Beat, Handclaps und einem sich stetig wiederholenden schabenden, metallischen Geräusch. Dennoch erzielt das Stück nur mit diesen minimalen Mitteln eine beeindruckende Sogwirkung, und der dazugehörige Erfolg machte schnell Schule. Nicht nur in den lokalen Clubs, sondern auch für die schnell wachsende Techno-Szene Europas waren die rauen Tracks aus Chicago von u.a. DJ Rush, Parris Mitchell oder Glenn Underground eine willkommene Alternative. Von ihrer oft fragwürdigen Klangqualität abgesehen waren sie das perfekte Werkzeug, dynamisch, punktgenau und bedingungslos effizient. Ob alleinstehend in ihrer ganzen ausgefuchsten Reduktion, oder im Mix als Unterstützung von auswärtigen Stücken mit mehr Arrangements, aber weniger Energie. Ab 1994 erhielt diese Mischung aus Beats und wenigen, markanten Tonsignalen eine neue Bedeutung durch die Zufuhr von Elementen aus dem Gangster-Bereich des Hip Hop, und wurde zu Ghetto House. Schon vorher waren Dance Mania-Platten gerne explizit, aber Produzenten wie DJ Funk, DJ Deeon oder Jammin’ Gerald trieben es auf die Spitze. Das Tempo wurde weiter erhöht und wenn man Fotos aus den Clubs in Chicago aus jener Zeit betrachtet, wird schnell klar, dass sich der rasant hochpegelnde Sexual Content vor allem an die Mädels richtete, die auf der Tanzfläche die komplette Sau rauslassen. Denn Tanzen zu dieser Musik war eine zutiefst physische Angelegenheit und wurde mit größter Hingabe betrieben. Und auch wenn man ein mehrstündiges DJ-Set nur mit Tracks bestreiten konnte, in denen man von einer herrischen Stimme aufgefordert wurde, irgendein Körperteil zu whippen oder zu worken, oder beides, die Musik war eine Dienstleistung unter extremer Belastung, die von den Künstlern sehr ernst genommen wurde.
Nach einigen Jahren, in denen sich dieser Sound wie geschnitten Brot verkaufte, ging es wieder zurück in den Untergrund, und nach der Pleite des Labels entwickelte es sich zu Phänomenen wie Juke oder Footwork, welche noch schneller aber rhythmisch vertrackter waren, und daher mit offenen Armen in der UK-Bass-Szene aufgenommen wurden. Und wie so oft wenn etwas aufgegriffen wird, besinnt man sich auf die Ursprünge, und der Funke springt in alle Richtungen. Schon bald hörte man die Dance Mania-Prototypen nicht nur in aktuellen Produktionen wieder, sondern auch im direktem Einsatz in der DJ-Kanzel, sei es in Kombination mit neueren Tendenzen oder in nostalgischer Reinkultur.
Natürlich ist es bezeichnend, dass der elektronischen Musik nach all den Jahren was zu fehlen scheint, das die Reaktivierung von Dance Mania immer noch bieten kann, aber schön ist es allemal. Und diesmal klingen die Platten besser, und jeder wird bezahlt.
(photo by Tom Lawton, very early morning @ Summer Sound System, Glasgow, 2005)
These days the Discogs Marketplace seems to outweigh the website’s initial purpose of building a research database and there is a lot of talk about the value of certain releases, and less talk about what said releases actually sound like. So I decided to compile this playlist by organizing my collection at Discogs for the highest median prices fetched at the Discogs Marketplace, and then selected items from the first pages that in my opinion justify demand by classic status. If this is what is wanted by so many Discogs users, you can thus have an impression of how the records sound in action, and decide for yourself if they are worth the effort. Items sought after due to recent hype and speculation efforts by producers, labels and sellers of any kind were decidedly neglected.
Dedicated to all the people who created the monster, and to those who do not abuse it. I salute you.
Andthoney & M. Kinchen – The Feeling (Prescription) Dream 2 Science – My Love Turns To Liquid (Deep Water Mix) (Power Move) Vil-N-X- What Cha Gonna Do (Vil-N-X Stra Mental Mix) (Island Noyze) DJ Sprinkles – Bassline.89.1 (Comatonse) Nature Boy – Unda Me (Ruff Disco Records) Unknown Artist – Untitled (Magnet Sounds) Jovonn – Back 2 The House (Goldtone) Shake – 5% Solution (KMS) Unknown Artist – Untitled (Chicago Underground) Kikrokos – Life’s A Jungle (Ron’s Edits) K. Alexi Shelby – My Medusa (Transmat) The Prince And The Wizard – The Music Is Kickin’ (City Limits) Gherkin Jerks – Parameters (Alleviated) Ace & The Sandman – Let Your Body Talk (Saber) Schatrax – Restless Nights (Schatrax) The System – You’re In My System (Atmospheric Dub) (Ibadan) Unknown Artist – Untitled (Other Side) Boo Williams – Make Some Noise (Relief) Circulation – Emotions Unknown (++Force Mix) (Balance) Freaks – 2 Please U (Surreal Visits Dub) (Playhouse) Moodymann – I Feel Joy (KDJ) MD – Cold Cuts (United States Of Mars) Octave One – Nicolette (430 West) Vincent Floyd – I Dream Of You (Dance Mania) Low Key – Lovemagic (Serious Grooves) John Beltran Feat. Open House – Earth & Nightfall (Sinewave) Claude Young – Dream Of Another Time (Utensil) Fingers Inc. – A Love Of My Own (Extended Club Mix) (Alleviated) B.F.C. – Please Stand By (Retroactive)
UK Bass/Dubstep special, recorded for m50’s radio show in Chicago.
Kahn – Like We Used To DJ Abstract – Touch djrum – Turiya Taylor – Squeege Nautiluss x Lord Skywave – Ultraviolet Zed Bias – Reminisce About The Phuture Elgato – Luv Zombie Pangaea – Inna Daze Kuma – Dawn Stepped Outside (Horsepower MK7 Mix) Grey Goo – See Me Irrelevant feat. Brad Sucks – Better Off In Me Graphics – Name This Bandshell – Rise Em Instra:mental – Thomp Untold – Bones (Rockwell Remix) J Beatz – Subwoofer (Grievous Angel Remix) Helix – Stacks Riddim No Symbols – Straight Kode9, Benny Ill & The Culprit – Fat Larry’s Skank Djrum – Turyia (Tessela Remix) West Norwood Cassette Library – Coming On Strong (Pangaea Remix) Djrum – The Darkest Hour Is Just Before Dawn (Undercoat Pt. 2) LD – Traumatic Times Lorca – Hold Back Pangaea – Memories Synkro – Don’t Know Luke Envoy – So TRG – Surreal (5AM) Forsaken – Hypnotised Horsepower Productions – Voodoo Spell Double Helix – LDN RSD – Pretty Bright Light Killawatt – Sidewinder (Ipman Remix) Kahn & Neek – Percy Geeneus – Congo Untold – No One Likes A Smart-Arse Data – The Construct Data – Knives From Heaven Photek – Closer (Pinch Remix) Pinch – Elements Opus – I’m Goin In Dub War – Funky Deal Anti-Pop Consortium – Ghostlawns (LFO Rik Waller Mix)
After dropping some serious euros on records whilst recently in Berlin, on the flight home we had a brain wave. In a musically inspiring city like the German capital, with all these top DJs buying tunes for their gigs every week, who are the behind the scenes guys who stock the shelves? The guys whose taste so influences our scene. This podcast starts a new mini collection within the Louche Podcast series, a selection of mixes created by dudes who work in record shops around the globe.
First up, Hard Wax Berlin’s House and Disco specialist Finn Johannsen. Working there since 2010, but cutting his teeth before then as a DJ, label owner and music journalist, Finn’s knowledge and taste in the music we love is second to none. Buying in tunes from distributors which are in turn bought by music enthusiasts, DJs or whoever else; Finn’s selections help shape the city’s musical climate. This mix, as you would expect, is sheer class; rolling from house to techno to a bit of proper old electro with consummate ease. Make sure you check Finn’s new Louche Interview to support this podcast to learn more about the guy. Finn Johannsen and the others record shop buyers out there, we salute you!
DJ Sotofett – Pulehouse (Reggi Mix) A Sagittariun – Carina Disgu!se – Camera (Disgu!se’s Underexposed Mix) Madteo – Xtra Loose Change (2010 Refix) Theo Parrish – Untitled Xosar – Voodoo Castle Conforce – 24 (Gesloten Cirkel Remix) STL – Supersonic The Mole – Love Is The Way Morphosis – Impulse Raudive – Windows Zoltan – Pluton Gene Hunt – May The Funk Be With You Marcus Mixx – Special Crème (Chicago Club Mixx) Andrés – New For You Krisp – Truckstomp Hysteric – Brother Martin Psyche – Goodbye Horses
DJ Duke – Escape From N.Y. Sensorama – Quarzzeit Circulation – Memory Schatrax – First Heartbeat Kevin Yost – Natural High DJ Sneak – Latin Seoul GU – I Need GU 3-Play – Summer Breezz The Ghetto Kids – Summer In The City Sensory Productions – Houseluck Gene Farris Presents The DEB Project – Visions Of The Future Dave Angel – Fever Suburban Knight – Echo Location Trackman – Don’t Stop Pete Conman – The Range Count LoSoul – Open Door Product Of Da Neighbourhood – Living In Brooklyn Global Communication – The Way Wamdue Kids – Memory And Forgetting Moodymann – I Can’t Kick This Feelin When It Hits René et Gaston – Merluche Ideale Mood II Swing – All Night Long Boo Williams – Home Town Chicago Model 500 – I Wanna Be There Jonny L – This Time DJ Linus – Pleasure Netto – Like Ghosts Projekt: PM – When The Voices Come Faze Action – In The Trees Motorbass – Les Ondes
Michaela Melián – Convention (Monika Enterprises) Dee Dee Brave – Can’t Get Over It (Champion) Stefan Goldmann – Heatwave (Victoriaville) Jackin’ Bernard Badie – Bernard’s Got The Funk (D.J.B. Productions Records) Unknown Artist – Untitled (Chicago Underground) Unknown Artist – Untitled (Other Side Records) Barry Manalogue – Koyo Front (Nonplus Ltd.) Ricky Smith – Cry Baby (Chicago Bad Boys Records)
Es gab eine Zeit, grob eingeteilt gegen Ende der 80er Jahre, in der man House und Techno noch nicht auseinanderdividieren konnte. Detroit Techno war noch weitestgehend ein Spezialistenthema, und bevor man via England die Massenkompatibilität entdeckte, war unmittelbar nach der Acid-Ära noch alles House, wenn auch in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Doch dann fand eine grundlegende Trennung statt, die bis heute Bestand hat. House ist seitdem die Musik von Traditionsbewusstsein, Disco-Erbe, Deepness, dem großen Gefühl, dem ewigen Groove, der wahren Wahrhaftigkeit. Techno hingegen der vermeintlich futuristische Gegenentwurf, die Suche nach der Alternative, die Lossagung der Clubmusik von der eigenen Geschichte, und natürlich auch der musikalische Hort des Rave. Lange Jahre fanden große Teile der Techno-Gemeinde House spießig und schwul, und große Teile der House-Gemeinde fanden Techno stumpf und oberflächlich. Natürlich konnte der echte Deep House Soldier ebenso wenig mit kommerziellen Handtaschen-House anfangen, wie der echte Detroit Techno- oder IDM-Fan mit den Love Parade- oder Mayday-Horden, und natürlich konnte man auch mit House und Techno gleichzeitig glücklich sein, aber die Schubladen waren offen und man sortierte sich größtenteils aneinander vorbei. Dann kam der Siegeszug von Minimal, erst mit House-, dann mit Technoanbindung, und beide Lager hatten solange Einbußen zu verzeichnen, bis der Dancefloor der ständigen Reduktion auf das Wesentliche wieder überdrüssig wurde, und die Wiederkehr zu deutlicheren Signalen wieder an der Reihe war.
Doch nun ist es der klassische House-Sound, der auf einmal das Lauffeuer entfacht hat, und Techno ist das zeitweilige Annektierungsgebiet, was in den Jahren zuvor eher umgekehrt war. Und wie es dann immer ist wenn ein Sound die Vorherrschaft übernimmt, ist jeder schon immer dabei gewesen, und jeder will nichts anderes mehr produzieren, anderweitige Diskografien oder späte Geburtenjahrgänge hin oder her, egal wie man sich auch wieder um- oder zurückorientieren mag wenn die Hausse wieder schwächelt. Und natürlich hat jede Generation das Recht sich bei neuen Produktionen aus dem Reservoir der vorherigen zu bedienen, das war schon zur Disco-Ära so, zur House-Pionierphase, und bei nahezu allem was danach kam. Das Rad, es lässt sich wohl tatsächlich nicht neu erfinden, wenn der Track vernünftig rollen soll.
Es ist aber trotzdem erstaunlich, wie wenige Produzenten zumindest versuchen, sich vom Referenzspektrum der House-Geschichtsbücher mit einer eigenen Handschrift zu emanzipieren. Es mag daran liegen, dass der Zugang gerade bei der jüngeren Generation zu frisch ist, man muss sich erst einmal abarbeiten, und in Zeiten, in denen jede noch so obskure Kleinstlabel-Veröffentlichung ohne weiteres im Netz zu finden ist, und sich jeder einstmals noch so individualistische Soundentwurf binnen kürzester Zeit im Software-Studio nachbauen lässt, muss man vielleicht noch etwas warten, bis sich aus der reinen historischen Aufarbeitung neue Impulse ergeben. Gerade jetzt findet das offensichtlich kaum statt. Eine erdrückende Vielzahl von aktuellen House-Produktionen möchte zuallererst möglichst genau die Klassiker imitieren, denn womöglich sind sie aus gutem Grund zu Klassikern geworden. So klingt man in der Regel nach Früh-Chicago-Schmutz oder Früh-New York-Eleganz, oder Theo oder Kenny, Moritz und Mark, Larry oder Bobby, oder Rheji und Ronald oder Chez und Trent, aber meist wenig nach sich selbst. Man wildert vielleicht auch bei unbekannteren Inspirationsquellen, aber nicht minder eins zu eins, und somit mit keinem größeren Mehrwert.
Die einzige Anbindung an das Jetzt sind dann oft nur die modernen Preset-Sounds, bei deren Anwendung dann gerade die Qualitäten verlorengehen, die einst die Klassiker gerierten. Dass das einfach nicht gut funktioniert, demonstrieren auch so manche alte Helden, die im hastigen Versuch den Anschluss wiederherzustellen, ebenso glatt, emotionslos und mittelmäßig klingen wie ihre Nachahmer. Die Sache mit House und dem Feeling, sie scheint leichter zu sein als sie ist, und sie lässt sich mit ein paar nach dem Schulbuch gesetzten Flächen, Akkorden und Vocal-Samples nicht automatisieren. Da nützt es auch nichts, wie bei der Midtempo- bis SlowMo-Brigade, die Musik zu verlangsamen. Wenn die Musik an sich schon zu wenig bietet, könnte man sie auch wieder hochpitchen, und sie würde immer noch zu wenig bieten. Und auch wenn die UK-Jungspunde alters- und wissensbedingt erst jetzt genau den Reiz der Disco-Acapellas auf ihren Sample-CDs entdecken, den einst etwa Todd Terry als Signatur von seinen eigenen Wurzeln in seine Gegenwart rekontextualisierte, es ändert nichts an der Tatsache, dass man sich überhaupt noch bei Sample-CDs bedient, anstatt selber etwas samplen, was noch nie benutzt wurde. Wenn sich in DJ-Sets das wahre Alter eines Tracks nur darüber entlarvt, dass es beim Abspielen knackt und knistert und mit den Klangzutaten weniger taktgenau und strukturformatiert umgegangen wird als in den paar Mimikry-Produktionen davor und danach, ist etwas grundlegend faul im Staate Baukasten-Prinzip, und das kann nur mit einer guten Portion Individualismus, Eigeninitiative und Forschergeist behoben werden. Hat schon oft genug vorher geklappt, und wirkt auch langfristiger, sonst müsste man da ja auch überhaupt nicht mehr ständig ansetzen. In diesem Sinne.
Recent Comments