Du bist ja schon eine ganze Weile aktiv. Mit Deinem Label Mirau fing es an, was ja anfangs auch noch ganz anders ausgerichtet war als das, was jetzt Deine Karriere ausmacht. Man hätte also schon darauf kommen können, dass man Dich nicht so leicht festlegen kann. Stellt das mittlerweile ein Problem für Dich dar?
Nein, wo ich heutzutage stattfinde, ist schon größtenteils ein House/Disco-Rahmen. Ich sehe das nicht als Problem. Ich finde es nur dann schwierig, wenn ich nun auf eine Rolle als Nu Disco-Produzent beschränkt werde, weil es für mich halt nichts aussagt. Ich finde der Begriff „Nu Disco“ ist schon schwierig. Ich will mich auf gar keinen Fall festlegen, in irgendeine Richtung.
Es Dir also wichtig als Produzent einen Freiraum zu behaupten, in dem Du machen kannst, was Du willst?
Ja, das ist schon sehr wichtig. Das ist oft immer sehr stimmungsabhängig, und das kann morgen auch was ganz Anderes sein. Es war sicherlich auch Glück, dass es jetzt in dieser Disco-Welle alles zusammenkam, aber ich habe nicht gezielt daraufhin produziert. Read the rest of this entry »
Dieser irgendwie von Anfang völlig amorphe Stil mit den vielen windschiefen Kategorisierungen, der sich das Beste zwischen Produktionsarten von Disco bis gerade eben alles zu eigen machte, wird mittlerweile von vielen, die des Boogie-Tempos und der Glitzerreferenzen überdrüssig sind, zum Abschwung freigegeben. Tja, not yet, Kameraden. Not yet. Ein Stil, der sich aus so vielen anderen Stilen zusammensetzt, dass bequemes Schubladendenken keinen Sinn mehr macht, bietet natürlich Freiheiten, und Produzenten wie der Hamburger Marco Niemerski von Mirau sind überhaupt nicht willens, in die tradierten Genrekonventionen zurückzutrotten. Auf dieser EP für Running Back wirft er sich für diese Sache in die Vollen und zeigt den Skeptikern mit drei Tracks die lange Nase, die sich abermals ihr Klangarsenal von gleichermaßen entlegenen und nahe liegenden Quellen einholen, und die dazugehörigen Klischees liegenlassen. „In The End I Want You To Cry” ist entspannter Funk, der auf eine ganze Batterie von quer geschalteten Soundideen trifft, ohne auch nur einen Moment diffus zu wirken, „Holding Back My Love“ ist eine Il Discotto-meets-Compass Point-Ballade für die Überzeugungstäter unter den Frühmorgens-Romantikern und „The Then Unknown“ ist der überfällige Brückenschlag von Detroiter Mumpf-House zu klassischer Post-Punk-Elektronik (in der Variante sowohl Kunsthochschule als auch Gosse).
“I Say Mista” ist im Original ein sehr unverkrampfter Digitaldiscogroover, der sich in eine glitzernde Fontäne morpht und dann sehr aufreizend mit den physikalischen Vorzügen an dir vorbei wackelt. Der Remix von Audiovision ist die exaltierte größere Schwester am Tisch im Halbdunkel, deren Blick jeden Annäherungsversuch während der Nacht unterbunden hat. Aber als sie getanzt hat, war sie atemberaubend und gefror alles um sie herum. „Look to the Sky“ ist ein kleiner Charmebolzen mit italienischen Vorfahren dem du nicht nachträgst, dass er deine neuen Schuhe ruiniert hat, während er links und rechts alle angebalzt hat. Bevor er kam, war es nicht so unterhaltsam hier.
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