Interview: DJ Minx
Posted: August 9th, 2005 | Author: Finn | Filed under: Artikel | Tags: de:bug, DJ Minx, Interview | No Comments »Was war der Ausgangspunkt für die Enstscheidung in der Detroiter Musikszene aktiv zu werden?
Der Entschluss DJ zu werden war von meinem grundsätzlichen Interesse an Musik bestimmt, in allen Facetten. Ich begann mich für elektronische Musik zu interessieren aufgrund stilistischer Merkmale und vor allem wegen der Art, wie diese Musik die Leute berührt hat. Wo sonst bekommt man schon eine solche Bandbreite an Genres, alle zusammengefasst in einem Groove mit derartig viel Schwung? Platten wie Mr. Vs ‘I Got Rhythm’ oder Mike 303s ‘St. Sylvestre’ bleiben wohl ein Leben lang in meiner Kiste.
Du hast diverse Radiosendungen gemacht, unter anderem das weithin bekannte Format Deep Space Radio. Was für Kontakte und Einflüsse kommen aus diesem Zeitraum?
Kevin Saunderson war ein maßgeblicher Einfluss. Er hat mich immer unterstützt, zuerst gefiel ihm meine Radio-Stimme, dann respektierte er auch meine ganzen sonstigen Aktivitäten. Wenn Leute aus anderen Ländern Detroit einen Besuch abstatteten, brachten Derrick May und Juan Atkins die Zeit auf, sie für ein Treffen mit mir ins Studio zu bringen.
Ist es heute noch möglich, solch eine Sendung zu produzieren oder hat sich das mehr zu Webradio verlagert?
Natürlich kann man sowas wie Deep Space heute noch realisieren, auch wenn die Show schon ein Original war. Ich denke Webradio gibt dir in erster Linie Zugang zu einem breiteren Publikum.
Wie kam dann Women On Wax zustande? War das All-Female-Konzept eine Reaktion auf schlechte Erfahrungen beim Weg in das Musikgeschäft oder gab es andere Gründe für diesen Weg?
Ich kann nicht sagen, dass ich außerordentlich schlechte Erfahrungen im Geschäft gemacht hatte, jedenfalls nicht mehr als in anderen von Männer dominierten Bereichen. Wenn man als Frau eine für Frauen nicht so traditionelle Richtung einschlägt erwartet man schon, dass man sich beweisen muss. Es gibt dann immer Skeptiker die es dir schwerer machen als es dir angemessen oder notwendig erscheint. Wenn du allerdings an dich und an das was du machst glaubst, geht der Rest von ganz allein. Ich habe es mir ausgesucht Frauen zu produzieren, weil mir jemand die Tür geöffnet hatte und ich den Gefallen erwidern wollte. Es war schon spannend und ungewöhnlich, diesen Novelty-Namen mit dem Fokus auf weibliche DJs zu benutzen. Ich ging dann noch einen Schritt weiter und entwickelte ein Plattenlabel mit dem gleichen Namen, aber mit anderen Ideen. So entstand Women On Wax Recordings, nicht als bloße Unterscheidung zu anderen Künstlern, sondern um zu zeigen, dass wir im Produktionsbereich mit etablierten Künstlern auf einer Ebene sind. Ich kann nicht sagen, dass das Geschlecht bei der Gründung von Women On Wax der ausschlaggebende Aspekt war, aber es hat schon eine Rolle gespielt. Gute Musik, überragendes Talent, der Wunsch es anders zu machen, das waren aber eher meine Motivationen.
Was für verschiedene Aktivitäten sind denn unter dem Namen Women On Wax zusammengefasst?
Women On Wax repräsentiert die DJs. Fertig. Das ist sozusagen der Kollektiv-Aspekt des Geschäfts. Auf der anderen Seite gibt es dann Women On Wax Recordings, das bedeutet Musik-Produktion und Promotion für Parties und das Label und alles, woran ich und mein Team sonst noch so arbeiten und interessiert sind.
Wie sind die Verbindungen zwischen den Aktivitäten beim Label und der Arbeit in und für Clubs? Gibt es da Unterschiede?
Mein Stil beim Auflegen unterscheidet sich von den Produktionen des Labels. Es gibt jetzt entsprechend ein Sublabel namens W.O.W. B.A.M., was für ‘Women On Wax – Bangin’ Ass Music’ steht. Dieses Label wird für die eher funkigere, techigere Seite stehen, also das was ich größtenteils auflege. Auf beiden Labels wird es eine Vielfalt von Stilen geben. Der Schwerpunkt der ursprünglichen Labels liegt auf Soulful Vocal House und Funky Dubbed Beats, wohingegen B.A.M. den ganzen anderen heißen Kram ausdrücken soll, den ich rausbringen will.
Momentan gibt es bei Women On Wax weibliche und auch männliche Künstler, mit entsprechenden Kollaborationen. Wie und wann hast du dich dafür entschieden das Konzept des rein weiblichen Kollektivs aufzugeben?
Ich würde nicht sagen das ich dieses Konzept aufgegeben habe. Ich habe mich nur dazu entschlossen meine Arbeit auszuweiten, das ist alles. Ich habe Talente wie Diviniti oder Pirahnahead gesehen und rekrutiert. Da machen andere anscheinend eine größere Sache draus als sie sein sollte. Meine Künstler sind einfach Leute, die sich ausgesucht haben mit mir zusammenzuarbeiten und ich bin zufälligerweise eine Frau. Die verantwortliche Frau sozusagen. In den kommenden Monaten werde ich mit Jennifer Xerri, DJ Spinna, Marques Wyatt , Jerry The Cat und ein paar anderen zusammenarbeiten. Pirahnahead hat Veröffentlichungen auf Moods And Grooves und Mahogani, auf den gleichen Labels macht Diviniti was mit Pirahnahead. Ich habe mit Richie Hawtins Label Minus gearbeitet und später dieses Jahr kommen dort noch weitere Veröffentlichungen. Zudem gibt es auf Soiree ein Projekt von Kelli Hand und mir. Da ist viel in Vorbereitung, haltet die Augen offen.
Du hast beim DEMF 2000 teilgenommen und hast Kontakte mit vielen Protagonisten der Detroiter Szene. Von diesen sind einige nicht mehr direkt in Detroit aktiv, sondern leben und arbeiten in anderen Städte und Ländern. Wie verbunden und repräsentativ bist du in Bezug auf Detroit? Wie wichtig ist der Standpunkt Detroit für deine Aktivitäten?
Detroit, The Motor City, Musikhauptstadt der Welt, Heimat von Motown. Zudem ist es das Zentrum für Women On Wax und Women On Wax Recordings. Wir sind hier angeschlossen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und ich bin eine Person dieser Stadt. Ich binde mich hier ein, nicht nur in Aspekte des Entertainments, sondern auch in städtische Angelegenheiten. Wo es die anderen hinzieht ist deren Sache, ich bin hier und bleibe hier.
Wie haben sich die Bedingungen von früher bis heute verändert? Wirken sich Entwicklungen in punkto Internet, Produktionssoftware oder internationale Trends auf dein Arbeitsumfeld aus?
Alles in allem bietet die heutige Musikszene national und international den Hörern ein breiteres Spektrum an Stilen und einen größeren Schauplatz, an dem Musik für ihren Spaß am Hören stattfinden kann.
De:bug 08/05
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