Interview: Miss Kittin
Posted: November 9th, 1999 | Author: Finn | Filed under: Artikel | Tags: Interview, Kieler Nachrichten, Miss Kittin | No Comments »Wie bringst Du Unterhaltung ins Djing?
Ich langweile mich nie. Ich wechsle die Atmosphäre, spiele unerwartete Melodien und riskiere etwas.
Spielst Du Freestyle? Wie machst Du das?
Ja, ich spiele Freestyle. Nur einen Sound zu spielen ist öde und außerdem mag ich verschiedene Stilarten. Zum größten Teil benutze ich Minimal Techno gemischt mit Electro, House, Breakbeats und Anderem. Freestyle ist aber gefährlich, denn es muß harmonisch sein.
Ist Retro notwendig?
Nein, ist es nicht. Daß ist geschmacksabhängig oder man will sich damit an schöne Momente erinnern. Ich bin retro zum Spaß oder um zu überraschen, aber nicht automatisch.
Was ist Dein liebster 80er Song?
Knifflig. Wahrscheinlich etwas von Prince oder von Madonnas erstem Album, so wie „Holiday“ oder „Everybody“. Oder „Blue Monday“ von New Order.
Was war Deine frustrierendste Erfahrung als DJ?
Als ich angefangen habe in Südfrankreich, mein erster Gig außerhalb meiner Heimatstadt. Ich habe mit den anderen DJs gegessen, war das einzige Mädchen, aber dieselben DJs machten dann das Line Up und vergaßen mich.
Und Deine lohnendste Erfahrung?
So viele verrückte Erlebnisse…da muß ich global antworten. Die größte Erfahrung ist einfach das Leben. Ich habe gelernt, mich kennenzulernen, mich zu respektieren und ehrlich mit mir zu sein. Jetzt bin ich völlig ausgeglichen und glücklich und könnte jeden anderen Job machen, der mir das einbringt. Das ist wichtiger als die Geschichte von der guten Party.
Was ist wichtiger? Geschick oder Geschmack?
Für mich beides. Mit einer perfekten Technik kann man sich nur auf die Musikauswahl konzentrieren. Trotzdem höre ich lieber einen schlechten Techniker, der gute Musik spielt als umgekehrt. Selbst wenn es schwierig ist, bei schlecht gemixter guter Musik auf der Tanzfläche zu bleiben.
Was war Deine erste Platte?
Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die erste Platte, die man Vater mir gekauft hat, war die „Like A Virgin“ LP von Madonna.
Was hältst Du vom deutschen Nightclubbing?
Die Vielfalt der Parties zeigt, wie gesund die Szene ist und es ist schön, die Wahl zu haben. Qualitativ gibt es das Schlimmste und das Beste, aber um Musik zu produzieren, ist es hier am besten. Mein Nightlife-Favorit ist definitiv Berlin.
Was langweilt Dich an Clubkultur und elektronischer Musik?
Am meisten langweilen mich die Ego Leute in der Technowelt, die nur über sich reden, ihre Produktionen und ihre letzten Gigs. Blablabla. Gut, daß ich die nicht so oft treffe.
Mit wem würdest Du gerne arbeiten?
Ich würde gerne mit Madonna arbeiten! Etwas ernsthafter: Warp, Skam, Dmx Krew, Andy Weatherall oder jemand aus Detroit. Vielleicht Drexciya oder Dopplereffekt.
Was kommt als Nächstes?
Mein nächstes Projekt ist ein Song mit Antonelli Electric vom Kölner Italic Label im Dezember. Anfang 2000 gibt es ein Album von Miss Kittin & The Hacker auf Gigolo, ein zweites Mixtape für Mental Groove Records und eine kleine Radiosendung für den Schweizer Sender Couleur 3. Ich hätte gerne meine eigenen Geräte zum Komponieren und mit einem befreundeten Künstler aus Genf bereite ich ein Video für unsere nächste Generation von Liveacts vor: Landschaftsbilder verschnitten mit Technologie.
Kieler Nachrichten 11/99
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